Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
Gebäudewand brach ein. Es regnete Trümmer auf die Straße. Als ein Balken gegen die Scheibe seines Lasters knallte, hob Brewster eine Hand, um sich zu schützen. Danach sah die Scheibe aus wie ein Spinnennetz.
» Verfluchte Scheiße«, fauchte er und warf im Vorbeifahren einen schnellen Blick auf den schwelenden Laster.
» Achsenbruch!«, rief Denton. » Achte auf die Straße! Die Straße, Brewster!«
» In dem Wagen müssen dreißig Mann gewesen sein!«, rief Brewster.
» Keine Zeit! Die sind tot! Fahr weiter!«
Die Überträger wurden zahlreicher. Der Lärm lockte sie an. Die Laster überfuhren von rechts und links auf sie zuwankende Gestalten. Es gelang Brewster, auf zwei Rädern über einen Gehsteig zu fahren und einen Überträger zu zermalmen. Der Rums klang grässlich, doch irgendwie verlieh er ihm ein gutes Gefühl.
Denton schob den Kopf aus dem Seitenfenster und versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was hinter ihnen lag. Die klobige braune Leinwand des Verdecks blockierte den größten Teil seines Blickfeldes, da sie in dem 60 km/h-Wind, der den Laster umströmte, herumflatterte. Brewster fuhr den Wagen um einen vorstehenden Bordstein herum, so dass Denton endlich das zu sehen bekam, was er sehen wollte.
» Ach, ist es nicht herrlich?«, schrie er. » Die halbe Stadt ist hinter uns her!« Er zog den Kopf wieder ein und warf Brewster einen erschöpften Blick zu.
» Sprinter oder Watschler?«, fragte Brewster.
» Hauptsächlich Sprinter. Könnte sein, dass dieses Nest wie der Blitz vom Virus befallen wurde. Sieht so aus, als wären sie alle erkrankt. Hab nicht viele Verletzte gesehen.«
» Lass uns darüber nachdenken, wenn wir hier weg sind und wieder frei atmen können, okay?«, sagte Brewster.
Vor ihnen krachte es, was ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Der Führungslaster hatte die Absperrkette am Eingang des städtischen Hafens durchbrochen. Die Laster rasten auf einen Parkplatz und kamen an den Anlegeplätzen rutschend zum Halten.
Scharm El-Scheich war eine Touristenfalle gewesen. Dies konnte den Soldaten und Flüchtlingen nach ihrer eiligen Flucht von der Sinai-Halbinsel zum Vorteil gereichen. Da alle Touristen hier Dollars ausgegeben hatten, waren im Hafen auch eine Reihe gepflegter Schnellboote und sogar mehrere Luxusjachten festgemacht. Der Parkplatz, auf dem sie nun standen, war groß und nicht umzäunt, also schlecht zu verteidigen. Die Liegeplätze aber waren nur an drei Stellen zugänglich: über kleine Rampen aus hölzernen Planken, die zu den betreffenden Anlegern führten.
General Sherman war bereits aus dem Leitfahrzeug gesprungen und beäugte die Hafenanlage. Es waren mehr als genug Boote für alle da.
Ein Problem blieb jedoch.
» Zündschlüssel«, sagte Sherman. » Wir müssen Zündschlüssel für die Boote finden.«
» Sir«, brummte Thomas, der nun neben dem General auftauchte. » Da!«
Er deutete auf den Kai mit dem Bootshaus. Vor dem Bootshaus stand ein Verkaufsautomat. An die hölzerne Hausverkleidung waren helle Schilder genagelt. Alles wirkte wie das Büro eines Hafenmeisters.
» Schauen Sie nach.« Sherman gestikulierte mit der linken Hand. Mit der Rechten zog er seine Knarre. » Für alle anderen gilt: Wer unbewaffnet oder Zivilist ist, geht zu den Liegeplätzen rüber und bemannt Boote! Bleibt zusammen, nehmt die größten Boote, die ihr findet! Soldaten, zu mir! Wir halten die Rampe zu den Anlegern!«
Brewster half den Leuten beim Aussteigen aus seinem Gefährt, indem er einem nach dem anderen als Stütze diente. Er hörte Sherman Befehle brüllen, nahm sein Gewehr von der Schulter und lud nach. Er hatte nur noch eineinhalb Magazine. Hoffentlich reichten sie.
Die meisten Zivilisten liefen, sobald sie ausgestiegen waren, zu den Liegeplätzen. Die wenigen auf dem asphaltierten Parkplatz Zurückgebliebenen besetzten die Zugangsrampen, die sich ebenso schnell mit allen Soldaten füllten, die noch Munition hatten.
» Zieht die Kisten hier rüber«, rief Sherman. » Baut Barrikaden!«
Die Soldaten waren schon damit beschäftigt, alles Schwere und Feste, was sie auftreiben konnten, auf die drei Rampen zu stapeln. Taurollen, leere Trinkwasserspender, Frachtkisten, ausgeschlachtete Außenbordmotoren: Alles fand seinen Weg auf die rasch wachsenden Stapel.
Die letzten Flüchtlinge zogen sich gerade über die Kisten in relative Sicherheit, als die ersten Überträger an der Einfahrt des Parkplatzes auftauchten.
Sherman warf einen Blick auf seine
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