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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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zusammengewürfelte Streitmacht und den eilig erbauten Festungswall. Er wusste, dass er nicht lange zu halten war. Die Barrikaden waren nicht hoch genug, um die Sprinter aufzuhalten. Selbst die untoten Watschler würden, wenn sie genug Zeit bekamen, die Hindernisse irgendwann überwinden.
    Er schaute zum Haupttor des Hafens hinüber, wo die Überträger ihren Lauf über den Parkplatz begannen. Shermans Schätzung zufolge waren es mehrere Hundert, doch der weitaus größte Teil befand sich noch auf den Straßen hinter dem Tor. Sie würden sich wie eine stetige Woge über ihn und seine Leute ergießen, bis sie überrannt oder tot waren. Sherman wusste nicht genau, ob seine Männer über genug Munition oder Zielgenauigkeit verfügten, um einen solchen Kampf zu gewinnen. Er blickte nach Süden, zu der Zugangsrampe, auf der er stand. In seinem Hinterkopf tat sich etwas.
    Die Soldaten drängten sich hinter den Barrikaden, die Waffen an der Schulter, den Blick auf Kimme und Korn gerichtet. Schweiß tropfte ihnen ins Gesicht. Ihre Hände bebten unmerklich. Sie warteten darauf, dass die Überträger näher kamen.
    Shermans linker Arm schoss in die Höhe. Endlich wusste er, was ihn innerlich beschäftigte.
    » Die Rampen!«, schrie er und zog die Blicke aller Anwesenden auf sich. » Man kann sie abtrennen! Man kann sie lösen!«
    Er hatte schon früher Kais dieser Bauart gesehen. Man konnte die Zugangsrampen auf den Gehsteig hinauf- oder auf den Landesteg hinunterklappen. Man konnte sie aber auch ganz ablösen. Sherman hatte zwar keine Ahnung, welchem Zweck dieser Mechanismus diente, aber diese scheinbar nutzlose Wissensbagatelle konnte vielleicht ihre Rettung sein.
    » Sucht nach Stiften oder Bolzen!«, schrie er. » Kriegt raus, wie man diese Dinger auseinandernimmt!« Er steckte seine Waffe ein, kniete sich hin und fuhr mit Händen und Blicken am Rampenrahmen entlang.
    Am anderen Ende des Landestegs hörte Brewster von Shermans Idee.
    » Scheiße, ja!«, schrie er und schaute von einem Mann zum anderen. » Er hat Recht! Ich hab diese Dinger auch schon mal gesehen!«
    Brewster warf sich auf den Bauch, ließ Kopf und Schultern über den Plankenrand baumeln und suchte verzweifelt nach dem Ding, das Steg und Kai verband.
    » Sie kommen näher, Sir!« Sergeant Decker entsicherte seine Waffe. Ähnliche Geräusche waren überall dort zu hören, wo sich Soldaten aufhielten. » Sollen wir schießen?«
    Sherman schaute auf. Die Überträger hatten den Asphalt zur Hälfte überquert. Sie kamen schnell näher und schwärmten aus.
    Nach Shermans Ansicht waren sie nahe genug gekommen.
    » Feuer frei!«, befahl er.
    Das charakteristische Rattern von M-16-Beschuss fegte über den Kai hinweg. Virenverseuchtes Blut spritzte durch die Luft, als heißes Blei fiebrige Schädel durchbohrte und die erste Reihe der Überträger aus den Schuhen hob.
    Die zweite Reihe, gleich dahinter, war flink bemüht, sich einen Weg um die Leichen ihrer ehemaligen Genossen zu bahnen und in einer geraden Linie anzugreifen. Sie fielen gleich darauf, als die zweite Salve sie traf. Doch der Vormarsch der Infizierten hatte einen Meter Land gewonnen.
    Als Brewster die Schüsse hörte, schaute er unter der Rampe wild umher. Er wusste, dass die Zeit knapp war. Sein Blick fiel auf eine dünne Eisenkette, die unter den Planken hing. Er streckte den Arm aus, um sie zu packen, doch sie baumelte eine Winzigkeit außerhalb seines Griffbereichs. Er rutschte näher heran, hing über dem blauen Meer. Dann gelang es ihm, sie mit dem Ringfinger zu erwischen. Mit einem Seufzer der Erleichterung umfasste Brewster sie mit der ganzen Hand und riss. Womit die Kette auch verbunden war, sie hing fest. Brewster atmete tief durch und zerrte mit aller Kraft, die er aufbringen konnte.
    Die Kette löste sich und riss irgendwo einen stämmigen Metallsplint heraus.
    Die Zugangsrampe bewegte sich unter Brewster. Sie hatte sich gelöst. Er grinste siegesgewiss, zog sich auf die Knie, wandte sich um und legte beide Hände an den Mund.
    » Unter der Rampe…da, wo sie anfängt… da ist ein Metallstift!«, schrie er. » Zieht ihn raus!«
    Sherman und Decker schauten in seine Richtung und nickten. Nachdem Brewster seine Pflicht getan hatte, packte er sein Gewehr, sprang auf die Beine und machte sich mit der Lage vertraut.
    Die Verseuchten hatten drei Viertel des Parkplatzes überquert und waren fast da. Auf dem Asphalt wimmelte es von Leichen. Dutzende von Überträgern lagen mit dem Gesicht nach

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