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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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passierten.
    Vielleicht tat sich dort endlich etwas. Vielleicht spielten sie aber auch nur mit ihr. In der Beengtheit ihrer finsteren Zelle konnte Julie das eine nicht vom anderen unterscheiden.
    USS Ramage
    11 . Januar 2007
12 . 02 Uhr
    Ewan Brewster hielt das Leben auf See für weniger schlimm, als er damals, den Marine-Anwerbern den Mittelfinger zeigend, geglaubt hatte. Die Jungs vom Heer hatten im Hintergrund gekichert. Es gab jede Menge zu futtern, die Aussicht an Deck war sensationell– und als Landratte wurde von ihm lediglich erwartet, eine ruhige Kugel zu schieben, bis man im nächsten Hafen war. Brewster rechnete zwar damit, dass die Langeweile ihn irgendwann erledigen würde, doch im Moment hatte er am Nichtstun noch Spaß.
    » Irgendwelche Könige?«, fragte Corporal Darin und schaute über seine Handvoll Spielkarten hinweg.
    » Ach, leck mich«, sagte Brewster und paffte an seiner Zigarette.
    » Hast du schon das Neueste gehört?« Darin nahm eine Karte aus dem Stapel in der Mitte. Brewster beäugte ihn fragend. » Es heißt, wir hätten keine Verbindung mit unseren Basen zu Hause. Manche glauben, da wäre schon alles verseucht.«
    Brewster schaute finster drein. » Ach, scheiß drauf. Wir haben die Grenzen wahrscheinlich schon vor Wochen dichtgemacht. Bevor dieser Scheißsturm nicht beendet ist, kommen da weder Viren durch noch illegale Einwanderer.«
    » Hoffentlich hast du Recht. Aber mal angenommen, es ist wirklich so, Mann? Was sollen wir dann machen? Hier auf dem Wasser bleiben? Das kann man doch nicht ewig tun.«
    » Hast du Asse?«, fragte Brewster.
    » Leck mich.«
    » Aber um deine Frage zu beantworten«, fuhr Brewster fort. » Wir könnten vielleicht doch ewig auf dem Wasser bleiben. Wir könnten doch sicher die Küste rauf und runter fahren, hier und da Treibstoff tanken und uns von den Städten fernhalten.«
    » Und was ist mit Proviant? Wasser? Trinkwasser, meine ich.« Dann fügte Darin hinzu: » Außerdem wird es hier ziemlich eng. Zwar nicht so gerammelt voll wie in den Mietskasernen von Shanghai oder so, aber bequem ist es ja nun auch gerade nicht.«
    Dumpfe Klopfgeräusche aus dem Schiffsinneren führten dazu, dass sie sich umschauten. Brewster zuckte die Achseln. » Bekloppte Zivilisten, schieben irgendwelchen Scheiß hin und her. Dem Captain wird das nicht gefallen. Aber eigentlich lebe ich lieber jeden Tag einer beschissenen Woche unbequem, als tot zu sein.« Er kehrte zum Thema zurück. » He, Sergeant Major, wie ist die Lage?«
    Thomas war auf dem Weg zur Brücke gewesen. Der Weg hatte ihn an dem unverwüstlichen Brewster und dem lästigen Corporal vorbeigeführt. Er schenkte Brewster einen finsteren Blick.
    » Die Lage ist die«, sagte Thomas und ging an ihm vorbei, ohne ihn anzuschauen. » Der Schädelfickpalast hat geöffnet, und Sie sind der erste Kunde.«
    Brewster schaute mit einem breiten Grinsen hinter dem verschwindenden Unteroffizier her und schwenkte seinen freien Arm.
    » Ihnen auch einen schönen Tag, Sergeant!« Er wandte sich wieder Darin zu. » Ich mag diesen Kerl. Er ist so freundlich.«
    Darin musterte Brewster mit einem verblüfften Blick. Er wollte gerade etwas sagen, als unter Deck eine Tür aufflog und einen Seemann enthüllte, der einen zivilen Flüchtling ins Freie zerrte, dessen Kleider voller Blutflecke waren.
    » Hilfe!«, schrie er. » Jemand da unten hat ihn!«
    Der Schrei ließ Brewsters Blut zu Eis erstarren. Der Seemann brauchte nicht mal zu sagen, wen er mit ›ihn‹ meinte. Der Erreger war an Bord.
    » Scheiße!«, schrie Brewster. Er stand abrupt auf und trat die Kiste um, auf der sie Karten spielten. Er nahm sein Gewehr an sich.
    » Auf keinen Fall«, murmelte Darin und wich mehrere Schritte zurück. Seine Stirn war plötzlich schweißbedeckt. Er hatte noch nicht vergessen, dass er am Kai von Scharm El-Scheich beinahe den Löffel abgegeben hätte.
    » Komm her, Mann«, rief Brewster und winkte in Richtung Schott.
    In den wenigen Sekunden seit dem erschreckten Schrei des Seemannes waren an Deck Aktivitäten ausgebrochen wie in einem aufgescheuchten Hornissennest. Als Brewster die offene Luke erreichte, hatten sich in der Nähe mehrere Soldaten versammelt, die mit dem Rücken zur Vorschiffswand standen. Sergeant Decker war als Erster zur Stelle. Er befehligte die Männer mit Kompetenz.
    » Handwaffen raus, wenn ihr welche habt!«, sagte er. » Das Ziel vor jedem Schuss genau prüfen!«
    Ein Nahkampf stand ihnen bevor. Brewster war froh, dass er

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