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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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seinen schlechten Eßgewohnheiten bestärkte. Es ist mir klar, was zu dieser Epidemie führte. Fehlernährung und ein völliger Mangel an Disziplin. Die Art und Weise, wie dieses College geführt wird, läßt sehr zu wünschen übrig. Ich bat darum, bei meinem Sohn William untergebracht zu werden, statt dessen hat man mir ein Zimmer in einem ganz anderen Gebäude zugewiesen, und…«
    »Ich fürchte, das werden Sie Mr. Finch vortragen müssen«, sagte Dunworthy. Er trank schnell seinen Tee aus und stand auf. »Ich werde in der Klinik gebraucht«, sagte er und entkam, ehe Mrs. Gaddson wieder anfangen konnte.
    Er kehrte in seine Wohnung zurück und rief Andrews an. Die Nummer war belegt. Er rief bei der Ausgrabungsstätte an, falls Montoya vielleicht doch ihre Ausnahmegenehmigung erhalten hatte, doch es meldete sich niemand. Er versuchte es noch einmal mit Andrews, und diesmal war erstaunlicherweise frei. Es läutete dreimal, dann wurde automatisch zu einem Auftragsdienst umgeschaltet.
    »Hier Dunworthy«, sagte er. Er zögerte, dann nannte er seine Nummer. »Ich muß dringend mit Ihnen sprechen. Es ist wichtig.«
    Er legte auf, nahm seinen Schirm und ging hinaus und über den Hof.
    Colin kauerte im Schutz der Durchfahrt beim Tor und blickte erwartungsvoll die Straße entlang.
    »Ich gehe zur Klinik, um mit meinem Techniker und deiner Großtante zu sprechen«, sagte Dunworthy. »Möchtest du mitgehen?«
    »Nein, danke«, sagte Colin. »Ich möchte die Post nicht versäumen.«
    »Nun, um Himmels willen, geh und hol deine Jacke, sonst kommt Mrs. Gaddson heraus und hält dir eine Gardinenpredigt.«
    »Der Gallenstein war schon hier«, sagte Colin. »Sie wollte, daß ich einen Schal umbinde. Einen Schal!« Er warf einen weiteren besorgten Blick die Straße hinunter. »Ich beachtete sie einfach nicht.«
    »Zur Mittagszeit sollte ich wieder zu Hause sein«, sagte Dunworthy. »Wenn du etwas brauchst, frag Mr. Finch.«
    »Mhmm.« Colin hörte offensichtlich nicht zu. Dunworthy wunderte sich, was seine Mutter ihm schicken konnte, das solche Hingabe verdiente. Offensichtlich keinen Schal.
    Er zog seinen eigenen Schal fester um den Hals und machte sich durch den Regen auf zur Klinik. Auf den Straßen waren nur wenige Menschen, und es schien ihm, als gingen sie einander aus dem Weg, eine Frau trat sogar vom Bürgersteig, um Dunworthy nicht zu nahe zu kommen.
    Hätte nicht das Glockenspiel »Vom Himmel hoch« gespielt, würde man keine Ahnung gehabt haben, daß Heiligabend war. Niemand trug Geschenke oder Weihnachtsbäume, überhaupt trug niemand ein Paket. Es war, als hätte die Quarantäne die Erinnerung an Weihnachten völlig aus den Köpfen verdrängt.
    Nun, und war es nicht so? Er hatte nicht daran gedacht, Geschenke einzukaufen oder einen Baum zu besorgen. Er dachte an Colin, der zusammengekauert am Tor zum Balliol College saß, und hoffte, daß die Mutter des Jungen wenigstens nicht vergessen hatte, seine Geschenke zu schicken. Auf dem Heimweg mußte er Colin ein kleines Geschenk kaufen, ein Spielzeug oder eine Videokassette oder was, außer einem Schal.
    Im Krankenhaus angelangt, wurde er sofort in die Isolierstation geführt und abgeordnet, die neuen Fälle zu befragen. »Es ist wesentlich, daß wir eine amerikanische Verbindung nachweisen«, sagte Mary. »Beim Grippezentrum hat es ein unerwartetes Hindernis gegeben. Wegen der Feiertage ist niemand im Dienst, der eine virologische Sequenz bearbeiten kann. Natürlich wird erwartet, daß sie zu allen Zeiten in voller Bereitschaft sind, aber anscheinend gilt das nicht für Weihnachten. Im Gesundheitsamt sagte man mir, daß sie die Probleme gewöhnlich erst nach Weihnachten bekommen – Lebensmittelvergiftungen und übermäßiger Verbrauch von Genußmitteln, die als Virusinfektionen erklärt werden. Darum geben sie den Leuten vorher frei. Jedenfalls hat man in Atlanta versprochen, dem Grippezentrum einen Vakzin-Prototyp ohne eine positive S-Identifikation zu schicken. Mit der Herstellung kann aber erst nach Vorliegen einer definitiven Verbindung begonnen werden.«
    Sie führte ihn durch einen abgesperrten Korridor. »Die Fälle folgen alle dem Profil des South Carolina-Virus: hohes Fieber, Gliederschmerzen, sekundäre Lungenkomplikationen, aber unglücklicherweise ist das noch kein Beweis.« Sie blieb vor einem Krankenzimmer stehen. »Sie haben keine amerikanische Verbindung für Badri gefunden, oder?«
    »Nein, aber es gibt immer noch einige Lücken. Soll ich auch mit ihm

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