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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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erwiderte Kivrin, aber dann setzte sie sich zwischen den Toten und Rosemund und wartete, bis sie schlief, bevor sie aufstand und hinausging.
    Er war nicht im Hof und nicht im Küchenhaus. Die Kuh des Verwalters war in der Scheuneneinfahrt und fraß Heu, und als Kivrin vorbeiging, folgte sie ihr gemächlich durch die Zufahrt und auf den Dorfanger.
    Der Verwalter war auf dem Friedhof und grub mit Hacke und Schaufel ein Grab. Es war bereits brusttief. Er weiß es schon, dachte sie, aber das war unmöglich. Angst faßte ihr ans Herz.
    »Wo ist Pater Roche?« rief sie, aber der Verwalter antwortete weder, noch blickte er auf. Die Kuh kam an ihre Seite und muhte.
    »Geh weg!« sagte sie und eilte hinüber zum Verwalter.
    Das Grab war nicht auf dem Friedhof, es war auf dem hinteren Teil des Dorfangers, und daneben waren zwei weitere Gräber anscheinend schon fertig, denn die ausgehobene Erde lag in dunklen Haufen neben ihnen auf dem Schnee.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte sie. »Wessen Gräber sind das?«
    Der Verwalter warf eine Schaufelvoll Erde auf den Haufen. Nur die obersten zehn oder fünfzehn Zentimeter waren hartgefroren, die Erde darunter war braun und fett.
    »Wer ist gestorben?« fragte sie. »Für wen sind diese drei Gräber?« Die Kuh stieß ihre Schulter mit dem Horn an. Sie entzog sich ihr. »Wer ist gestorben?«
    Der Verwalter stieß den Spaten in die Erde und richtete sich auf. In seinen Augen flackerte das Fieber. »Es sind die letzten Tage, Junge«, sagte er, und Kivrin begriff, daß er sie in ihren Jungenkleidern nicht erkannt hatte.
    »Ich bin es, Katherine«, sagte sie.
    Er blickte wieder auf und nickte. »Es ist das Ende der Zeit«, sagte er. »Wer noch nicht gestorben ist, wird sterben. Wer weiß, ob ich morgen noch die Kraft haben werde, ein Grab auszuheben.« Er beugte sich wieder über seine Schaufel.
    Die Kuh versuchte ihren Kopf unter Kivrins Arm zu stecken.
    »Geh weg!« sagte sie und gab ihr einen Stoß. Die Kuh zog sich behutsam zurück und wanderte um die Gräber, und Kivrin bemerkte jetzt, daß sie nicht alle von gleicher Größe waren.
    Das erste war groß, das zweite aber nicht viel länger als Agnes’ Kindergrab, und das dritte, in dem er stand, schien auch nicht für einen Erwachsenen bestimmt. Sie hatte Rosemund versichert, daß er nicht ihr Grab ausheben würde, aber anscheinend tat er es.
    »Das ist nicht richtig«, sagte sie. »Deinem Sohn und Rosemund geht es besser. Und Eliwys ist nur müde und krank vor Kummer. Sie werden nicht sterben.«
    Der Verwalter blickte mit ausdrucksloser Miene auf, und ihr kam der Gedanke, daß er bei Rosemund für ihr Grab Maß genommen hatte, als er in den Herdraum gekommen war. »Pater Roche sagt, du seist geschickt worden, um uns zu helfen, aber was kannst du gegen das Ende der Welt ausrichten?« Er stieß wieder die Schaufel in die Erde. »Wir werden diese Gräber brauchen. Alle, alle werden sterben.«
    Die Kuh kam von der anderen Seite des Grabes näher, den Kopf gesenkt, daß er auf einer Ebene mit dem des Verwalters war, und muhte ihn an, aber er schien es nicht zu bemerken.
    »Sie werden nicht sterben«, sagte sie. »Die Pest tötete nur ein Drittel bis eine Hälfte der Zeitgenossen. Wir haben unsere Quote schon erreicht.«
    Er grub weiter, als hörte er nicht, und vielleicht war es besser so, denn Kivrin spürte, daß sie die Fassung verlor und imstande war, plötzlich in Tränen auszubrechen oder unkontrolliertes Zeug zu reden.
     
    In der folgenden Nacht starb Eliwys. Der Verwalter mußte Rosemunds Grab für sie verlängern, und als sie sie gegraben, sah Kivrin, daß er ein weiteres Grab angefangen hatte.
    Ich muß sie fortbringen, dachte sie, als sie den Verwalter auf den Spaten gestützt sah, keuchend vor Schwäche, aber wie besessen von der fixen Idee, Gräber zu schaufeln. Sobald er Eliwys’ Grab aufgefüllt hatte, fing er wieder mit dem nächsten an. Ich muß sie fortbringen, bevor sie angesteckt werden.
    Denn der Ansteckung konnten sie nicht entgehen. Sie lag überall auf der Lauer, in den Bakterien an ihren Kleidern und im Bettzeug, in der Luft, die sie atmeten. Und wenn sie durch ein Wunder davon nicht angesteckt wurden, würde die Pest im Frühjahr Wiederaufleben und ganz Oxfordshire überziehen, ohne einen Unterschied zwischen Dorfbewohnern und Boten und fahrendem Volk und bischöflichen Gesandten zu machen. Sie konnten nicht hier bleiben.
    Schottland, dachte sie, als sie zum Herrenhaus zurückging. Ich könnte sie nach

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