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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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wären sie auf und davon. Sie rannte über den Hof und ins Haus, beschäftigt mit der Überlegung, welche Dinge unbedingt mitgenommen werden müßten.
    Rosemund schlief noch. Das war gut. Es hatte keinen Sinn, sie zu wecken, bevor sie reisefertig wären. Sie huschte auf Zehenspitzen an ihr vorbei, nahm Imeynes Arzneikasten und leerte ihn aus. Sie stellte ihn zum Feuer, um für die Reise Holzkohlenglut hineinzutun, und wollte hinaus zur Küche, als sie den Strohsack rascheln hörte.
    »Ich wachte auf, und du warst nicht da«, sagte Rosemund. Sie saß auf ihrem Lager. »Ich hatte Angst, du seiest fortgegangen.«
    »Wir werden alle zusammen gehen, Rosemund«, sagte Kivrin. »Wir werden nach Schottland gehen.« Sie kam zu ihr und kauerte nieder. »Du mußt für die Reise ausruhen. Ich werde gleich zurück sein.«
    »Wohin gehst du?«
    »Nur in die Küche. Bist du hungrig? Ich werde dir etwas Haferbrei bringen. Nun leg dich wieder hin und schlaf noch ein wenig.«
    »Ich mag nicht allein sein«, sagte Rosemund. »Kannst du nicht ein bißchen bei mir bleiben?«
    Lieber Himmel, dachte Kivrin, dafür habe ich jetzt keine Zeit! »Ich gehe nur ins Küchenhaus. Und Pater Roche ist da. Kannst du ihn nicht hören? Er läutet die Glocke. Ich bleibe nur ein kleines Weilchen aus. Einverstanden?« Sie lächelte ihr aufmunternd zu, und Rosemund nickte zögernd.
    Sie rannte beinahe hinaus. Das Sterbegeläute hallte langsam und gleichmäßig durch den stillen Morgen. Beeil dich, dachte sie, wir haben nicht viel Zeit. Sie durchsuchte das Küchenhaus und legte die Vorräte auf den Tisch. Es war noch ein runder Käse da, und viele Fladenbrote, die sie wie Teller stapelte und in einen leinenen Sack tat. Sie steckte den Käse mit hinein und trug ihn hinaus.
    Rosemund stand in der Haustür und hielt sich am Pfosten. »Kann ich nicht bei dir im Küchenhaus sitzen?« fragte sie. Sie hatte ihren Überrock und ihre Schuhe angezogen, fröstelte aber in der kalten Luft.
    Kivrin lief zu ihr. »Es ist zu kalt, und in der Küche brennt noch kein Feuer«, sagte sie. »Und du mußt ausruhen.«
    »Wenn du fort bist, habe ich Angst, daß du nicht zurückkommen wirst.«
    »Ich bin ja hier«, sagte Kivrin, aber sie lief hinein und holte Rosemunds Umhang und ein paar Pelze.
    »Du kannst hier auf der Türschwelle sitzen und mir beim Packen zusehen«, sagte sie. Sie legte ihr den Umhang um die Schultern, drückte sie mit sanfter Gewalt auf die Stufe nieder und legte die Pelze wie ein Nest um sie. »Ist es gut so?«
    Das Geschenk Sir Bloets steckte noch am Umhang. Rosemund fummelte mit der Nadel, und Kivrin sah ihre dünnen Hände zittern. »Gehen wir nach Courcy?« fragte sie.
    Kivrin schüttelte den Kopf. Sie steckte ihr die Brosche fest. »Wir gehen nach Schottland. Dort werden wir vor der Pest sicher sein.«
    »Meinst du, daß mein Vater an der Pest gestorben ist?«
    Kivrin zögerte.
    »Meine Mutter sagte, er sei nur aufgehalten worden oder unfähig zu kommen. Sie sagte, vielleicht seien meine Brüder krank geworden, und er würde kommen, sobald sie sich erholt hätten.«
    »Das kann sein«, sagte Kivrin und wickelte einen Pelz um die Füße des Mädchens. »Wir werden ihm einen Brief zurücklassen, so daß er wissen wird, wohin wir gegangen sind.«
    Rosemund schüttelte den Kopf. »Wenn er noch lebte, wäre er gekommen.«
    Kivrin seufzte. »Ich weiß es nicht, aber er kann durch vielerlei Dinge aufgehalten worden sein. Nun muß ich Proviant für uns zusammensuchen.«
    Rosemund nickte, und Kivrin ging hinüber zum Küchenhaus. Drinnen lehnte ein Sack Zwiebeln an der Wand und ein zweiter mit Äpfeln. Sie waren schon runzlig, und die meisten hatten braune Flecken, aber Kivrin schleppte den Sack hinaus. Sie brauchten nicht gekocht zu werden, und bis zum Frühling würden sie alle Vitamine nötig haben.
    »Möchtest du einen Apfel?« fragte sie Rosemund.
    Das Mädchen bejahte, und Kivrin suchte im Sack herum, bis sie einen rötlich-grünen fand, der noch fest und frisch aussah. Sie rieb ihn gewohnheitsmäßig an ihrem ledernen Wams und brachte ihn Rosemund, lächelnd bei der Erinnerung, wie gut ihr ein Apfel geschmeckt haben würde, als sie krank gewesen war.
    Aber nach dem ersten Biß schien Rosemund das Interesse zu verlieren. Sie lehnte sich an den Türpfosten und blickte still zum Himmel auf, lauschte den gleichmäßigen Glockentönen.
    Kivrin trug den Sack mit den Äpfeln zurück ins Küchenhaus. Er war zu schwer, um alle mitzunehmen; sie mußte diejenigen

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