Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
Schimmel gesetzt, der kleine Glöckchen am Zaumzeug gehabt hatte. Aber er war kein Halsabschneider. Er war ein freundlich blickender junger Mann mit rotem Haar gewesen.
    Sie würde sich nach dem Namen des Dorfes erkundigen müssen, wo sie war, und hoffen, daß es Skendgate sein würde. Doch selbst wenn es ein anderes Dorf war, würde ihr der Name verraten, wo sie in bezug auf den Absetzort war. Und natürlich konnten die Dorfbewohner ihr zeigen, wo es war, sobald ihr Zustand sich weiter gebessert hätte.
    Wie ist der Name dieses Dorfes, in das ihr mich gebracht habt? Gestern abend war sie nicht fähig gewesen, die Frage zu formulieren, aber das hatte am Fieber gelegen, natürlich. Jetzt hatte sie keine Schwierigkeiten damit. Mr. Latimer hatte Monate damit verbracht, ihr die richtige Aussprache beizubringen. Sicherlich würden die Leute verstehen, wenn sie fragte: »In welich lande ben ic?« Oder auch: »Wasse ist dis eigen?« Selbst wenn der örtliche Dialekt Abweichungen zeigte, würde der Implantdolmetscher es automatisch korrigieren.
    »Im welich dorfstat mih han gebranc?« fragte Kivrin.
    Die Frau wandte sich erschrocken um. Sie stieg von der Steinbank, die Schüssel in einer Hand und die Auftragbürste in der anderen, aber es war ein eckig aussehender Holzlöffel oder Spachtel.
    »Gottebae plaise tthar tleve«, sagte die Frau, Löffel und Schüssel zusammen vor sich haltend. »Bet naght agast.«
    Der Implantdolmetscher sollte sofort übersetzen, was gesagt wurde. Vielleicht lag Kivrins Aussprache so weit daneben, daß die Frau dachte, sie spreche eine ausländische Sprache, und versuchte, ihr in unbeholfenem Französisch oder Niederdeutsch zu antworten.
    »Wa hin ir mih han gebranc?« sagte sie langsam, um dem Implantdolmetscher Zeit zu geben.
    »Wick londebay yae komen laudayke autreen godela deynorm andoar sic straunguwlondes. Spekefaw ic waenoot awfthy taloorbrede.«
    »Lauyes sheress loostee?« sagte eine Stimme.
    Die Frau wandte den Kopf zu einer Tür, die Kivrin nicht sehen konnte, und eine andere Frau trat ein, viel älter, mit einem runzligen Gesicht unter dem Kopftuch, und ihre Hände waren dieselben, an die sich Kivrin aus ihren Fieberträumen erinnerte, rauh und hart und faltig. Sie trug eine silberne Kette und hatte einen kleinen ledernen Kasten bei sich, ähnlich dem, den Kivrin mitgebracht hatte, nur war dieser kleiner und mit Eisen statt Messing beschlagen. Sie stellte den Kasten auf die Steinbank am Fenster.
    »Auf specheryt darmayt?«
    Sie erinnerte sich auch an die Stimme, rauh und beinahe zornig klingend. Sie sprach zu der Frau neben Kivrins Bett, als ob sie eine Dienerin wäre. Nun, vielleicht war sie es, und die Alte war die Dame des Hauses, obwohl ihr Kopftuch nicht weißer, Ihre Kleidung nicht feiner als die der anderen war. Aber sie hatte keine Schlüssel am Gürtel, und jetzt erinnerte sich Kivrin, daß nicht die Haushälterin die Schlüssel bei sich trug, sondern die Hausherrin.
    Die Hausherrin in vergilbtem Leinen und schlecht gefärbter Sackleinwand, was bedeutete, daß Kivrins Kleidung ganz falsch war, genauso falsch wie Latimers Aussprache, genauso falsch wie Dr. Ahrens’ Zusicherungen, daß sie nicht krank würde.
    »Ich hatte meine Schutzimpfungen«, murmelte sie, und beide Frauen schauten sie an.
    »Ellavih swot wardesdoor feenden iss?« fragte die ältere Frau in scharfem Ton. War sie die Mutter der jüngeren Frau oder ihre Schwiegermutter? Kivrin hatte keine Ahnung. Keines der Worte, die sie gesagt hatte, schien ihr verständlich, nicht einmal ein Name oder eine Form der Anrede war herauszuhören.
    »Maetinkerr woun dahest wexe hoordoumbe«, sagte die jüngere Frau, und die ältere antwortete: »Noc nayte baucows derouthe.«
    Nichts. Kürzere Sätze sollten leichter zu übersetzen sein, aber Kivrin konnte nicht einmal unterscheiden, ob sie ein Wort oder mehrere sagte.
    Die jüngere Frau hob den Kopf, und das Kinn in dem engen Kopftuch schob sich zornig vor. »Certessan, shreevadwom wolde nadae seyvous«, sagte sie mit deutlicher Schärfe.
    Kivrin überlegte, ob sie stritten, und ob es mit ihr zu tun habe. Sie stieß mit den schwachen Händen gegen die Felle, als wollte sie sich von den Frauen wegstoßen, und die Jüngere der beiden stellte Schüssel und Löffel weg und kam sofort ans Bett.
    »Spaegun yovor tongawn glais?« sagte sie, und soweit es Kivrin betraf, konnte es »Guten Morgen« oder »Fühlst du dich besser?« oder »Wir verbrennen dich bei Sonnenaufgang« heißen.

Weitere Kostenlose Bücher