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Die Jahre mit Laura Diaz

Die Jahre mit Laura Diaz

Titel: Die Jahre mit Laura Diaz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Fuentes
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dich nur so lange ein, bis du zurückbrüllst und ihm einen Dämpfer verpaßt.«
    »Ich weiß nicht, wie.«
    »Ich ja, meine Kleine. Ich ja. Mach dir keine Sorgen.«
    Der Dreckskerl ist nach Puerto Escondido gekommen, Großmutter, sonst schickt er gewöhnlich Handlanger, um andere einzuschüchtern, aber diesmal ist er selber gekommen, mit seinem Privatflugzeug. Er hat Lourdes' Eltern aufgesucht und ihnen gesagt, sie sollen sich keine Illusionen machen, das mit seinem Sohn sei das Abenteuer eines kleinen, ungezogenen Jungen. Er hat ihnen gesagt, das ihrer Tochter zu erklären, damit Santiago sie nicht hinters Licht führe, er könne ihr zwar einen dicken Bauch machen, aber dann werde er sie im Stich lassen, ob sie nun schwanger sei oder nicht, im Stich lassen werde er sie auf jeden Fall. »Das sagt Ihr Sohn aber anders«, widersprach Lourdes' Vater.
    »Ich bin der, der bestimmt.«
    »Das will ich von Ihrem Sohn hören.«
    »Der hat nichts zu sagen. Er ist ein dummer Bursche.«
    »Trotzdem.«
    »Seien Sie nicht eigensinnig, Señor Alfaro. Seien Sie nicht eigensinnig. Ich mache keinen Spaß. Wieviel wollen Sie?«
    Danton behandelte Santiago allerdings nicht als »dummen Burschen«. Er führte ihm einfach »die Realität« vor. Er sei der einzige Sohn, unglücklicherweise dürfe seine Mutter kein zweites Kind bekommen, das würde sie umbringen, Santiago sei seine ganze Hoffnung und der Liebling seiner Mutter, aber er, Danton, müsse als Vater strenger und objektiver sein, er könne sich keine Gefühlsduselei leisten.
    »Du wirst mein Vermögen erben. Gut, daß du Jura studierst, allerdings empfehle ich dir noch ein Aufbaustudium in Volksund Betriebswirtschaft in den Vereinigten Staaten. Selbstverständlich möchte ein Vater seinem Sohn die Aufgabe übertragen, seine Geschäfte weiterzuführen, und ich bin sicher, daß du mich nicht enttäuschst. Mich nicht und deine Mutter nicht, die dich von ganzem Herzen liebt.«
    Sie war eine Frau, deren Schönheit sich »wie Tau« verflüchtigt hatte, das sagte sie gewöhnlich selbst. Magdalena Ayub de Löpez-Dïaz hatte nur für eine gewisse Wegstrecke die Reize bewahrt, die Danton an jenen Sonntagen im Jockey Club so sehr verführt hatten. Die scheinbaren Unvollkommenheiten, die zusammengewachsenen Brauen, die markante Nase, die eckige Kinnlade – als Kontrapunkt zu den träumerischen, samtenen Augen, den Augen einer arabischen Prinzessin unter Lidern, die ölig und erregend wie ein verborgenes Geschlecht waren. Die meisten heiratsfähigen Señoritas der damaligen Zeit waren hübsch, aber allzu »anständig«, kamen aus der Nonnenschule, als hätte man ihnen ein nihil obstat auf einen geheimen Körperteil geprägt. Ein Knie, ein Ellbogen, ein Knöchel mochten als Modelle für die niedlichen, langweiligen Gesichter dieser Mädchen dienen, die »edle Stuten« – yeguas finas – genannt wurden, eine Umbildung aus dem französischen jeunes filles, denn sie waren Absolventinnen des Französischen Gymnasiums vom Heiligsten Herzen Jesu.
    Magdalena Ayub, Dantons »Traumfrau«, war anders gewesen. Jetzt war sie die Mutter des dritten Santiago, dessen Geburt auch die Reste des einstigen Charmes der Frau Gemahlin Don Dantons ausgelöscht hatte. Niedergeschlagen hörte sie den Urteilsspruch des Arztes: »Noch ein Kind wäre Ihr Tod, Señora.« Immerhin behielt sie ihre dichten Brauen und bekam breite Hüften.
    Santiago wuchs mit diesem Stigma auf: Bei meiner Geburt hätte ich meine Mutter umbringen können, ich bin schuld, daß ich keine Geschwister mehr habe. Und Danton machte aus der Schuld eine Verpflichtung. Weil Santiago der einzige Sohn war und seine Mutter beinahe ums Leben gebracht hätte, um selbst am Leben zu bleiben, mußte er, als er zwanzig wurde, eindeutige Pflichten erfüllen. Allerdings verlangte Danton von seinem Sohn nichts Außergewöhnliches: Er sollte studieren, das Staatsexamen ablegen, ein Mädchen seiner Klasse heiraten, Geld zusammenbringen und für Nachkommenschaft sorgen.
    »Du sollst mir ein ruhiges, zufriedenes Alter bieten, Sohn. Ich glaube, daß ich das nach so vielen Arbeitsjahren verdiene.«
    Das sagte er mit einer Hand in der Tasche des blauen, gestreiften Zweireihers, während er sich mit der anderen über das Revers strich. Sein Gesicht war wie sein Anzug: zugeknöpft, zweireihig, gestreift, bläulich durch den Schnurrbart und die Brauen und das noch schwarze Haar. Er war ganz und gar ein Mann von mitternächtlich blauer Farbe. Nie sah er auf seine

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