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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schriftstück übergeben habe, in welchem er seine Schuld eingesteht und Joam Dacosta von jedem Verdachte reinigt? Bietet sich mir die Aussicht, den Schlüssel zu jener geheimen Schrift in die Hand zu bekommen? Nein! Nur zwei Menschen kannten denselben – der Schuldige selbst und Torres. – Aber diese Beiden sind nicht mehr!«
    Solche Gedanken gingen Fragoso durch den Kopf. Er gewann selbst die Ueberzeugung, daß sein Versuch zu nichts führen könne, und doch vermochte er sich desselben auf keine Weise zu entschlagen. Mit unwiderstehlicher Gewalt drängte es ihn, aufzubrechen, obgleich er nicht einmal voraus wissen konnte, ob er die Miliz am Madeira antreffen würde. Die Mannschaft konnte ja auf der Jagd in irgend einem anderen Theile der Provinz sein, und um sie da aufzusuchen, das erforderte mehr Zeit, als Fragoso daran zu wenden im Stande war. Was hatte dann seine ganze Bemühung genützt?
    Trotz aller Einreden, die er sich selbst machte, verließ Fragoso dennoch am 29. August die Jangada, ohne Jemand ein Wort zu sagen, gelangte unbemerkt nach Manao und schiffte sich dort auf einer der vielen Egariteas ein, welche tagtäglich den Amazonenstrom hinabsegeln.
    Es erregte nicht wenig Erstaunen, als ihn Niemand an Bord sah und er auch den ganzen Tag nicht wiederkehrte. Keiner, nicht einmal die junge Mulattin, konnte sich das Verschwinden des so ergebenen Dieners gerade unter den jetzigen mißlichen Umständen erklären.
    Man fragte sich nicht ohne Grund, ob der arme Bursche, aus Verzweiflung darüber, daß er selbst durch seine Begegnung mit Torres die unschuldige Ursache geworden war, diesen auf die Jangada zu bringen, sich nicht ein Leid zugefügt habe.
     

    Eine ganze Schaar Kolibris entfloh erschreckt. (S. 298.)
     
    Doch, wenn Fragoso sich einen derartigen Vorwurf machte, was hätte erst Benito sagen sollen? Zuerst hatte dieser in Iquitos schon Torres zum Besuche der Fazenda eingeladen; später führte er ihn in Tabatinga selbst nach der Jangada, um mit dem Floße weiter zu reisen; zuletzt hatte er ihn gar noch zum Zweikampf herausgefordert und dadurch, daß er ihn tödtete, den einzigen Zeugen aus der Welt geschafft, dessen Aussage die Lage des Verurtheilten gewiß mit einem Schlage verbessert hätte!
    Benito fühlte sich also an Allem Schuld, ebenso an der Verhaftung seines Vaters, wie an den schrecklichen Folgen, welche diese unabwendbar mitzuführen schienen.
    Wenn Torres jetzt noch lebte, konnte Benito ja wohl annehmen, daß der Abenteurer, aus Mitleid oder aus Interesse, zuletzt das auf den Vorgang in Tijuco bezügliche Document herausgegeben hätte. Torres mußte sich wohl, wenn man ihm Geld bot, dazu bewegen lassen, da er ja in keiner Weise bei der Angelegenheit betheiligt war. Gewiß wäre dann der so sehnlich gesuchte Beweis der Unschuld des Fazenders dem Richter geliefert worden. Der einzige Mensch aber, der ein solches Zeugniß hätte ablegen können, gerade dieser mußte durch Benitos eigne Hand fallen!
    Wie oft überschüttete sich der junge Mann gegenüber seiner Mutter und Manoel mit Selbstvorwürfen dieser Art! Wie entsetzlich mochten ihn Gewissensbisse über seine schnelle Handlungsweise quälen!
     

    Fragoso verließ die Jangada. (S. 303.)
     
    Nichtsdestoweniger verlor die muthige Yaquita weder gegenüber ihrem Gatten, bei dem sie jede Stunde zubrachte, so lange ihr das gestattet wurde, noch gegenüber ihrem verzweifelten und sich selbst bitter anklagenden Sohne, jemals alle Hoffnung.
    Gerade in diesen kritischen Augenblicken erwies sie sich als die echte, muthige Tochter Magelhaës’, als würdige Gefährtin des Fazenders von Iquitos.
    Die Haltung Joam Dacosta’s war übrigens dazu angethan, ihr in dieser Prüfungszeit eine Stütze zu bieten. Dieser herzhafte Mann, dieser strenge Puritaner, dieser niemals rastende Arbeiter, dessen Leben nur Streben und Thätigkeit gewesen war, zeigte auch jetzt keine Spur von Schwäche oder Verzagtheit.
    Der schrecklichste Schlag, der ihn getroffen, ohne seine Standhaftigkeit zu erschüttern, war der unerwartete Tod des Richters Ribeiro, von dem er überzeugt sein konnte, daß er an seiner Unschuld nicht zweifelte. Gerade mit Unterstützung seines früheren Vertheidigers hatte er ja gehofft, den Streit um seine Rehabilitation siegreich durchzuführen. Das Dazwischentreten Torres’ betrachtete er selbst nur als Nebensache. Von dem Vorhandensein jenes Documentes wußte er ja nichts, als er die Heimat verließ, um sich den Gerichten des alten Vaterlandes

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