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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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überschreitet, seitdem er in die Farm des alten Magelhaës eintrat, die Grenze zum ersten Male.
    – Die Familie hat natürlich auch einige Diener bei sich? forschte Torres.
    – Freilich, antwortete Fragoso; da ist zum Beispiel die alte Cybele, welche schon fünfzig Jahre in der Farm gehaust hat, und eine hübsche Mulattin, Fräulein Lina, die bei ihrer jungen Herrin mehr die Stelle einer Gesellschafterin als die einer Dienerin vertritt. O, ein reizendes Geschöpfchen! Ein gutes Herz und ein Augenpaar… und Einfälle hat sie, wie kein Anderer, vorzüglich über Lianen…«
    Fragoso, der jetzt Hochwasser auf der Mühle hatte, hätte nicht so bald ein Ende gefunden und von Lina in seiner enthusiastischen Stimmung gewiß noch weiter erzählt, wenn Torres nicht von dem Sessel aufgestanden wäre, um einem Anderen Platz zu machen.
    »Was bin ich schuldig? fragte er den Barbier.
    – O, gar nichts, antwortete Fragoso; unter Landsleuten, die sich an der Grenze treffen, kann davon keine Rede sein.
    – Nein doch, entgegnete Torres, ich möchte lieber…
    – Nichts, das bringen wir später, an Bord der Jangada, in Ordnung.
    – Ich weiß nur noch nicht, erwiderte Torres, ob ich wagen soll, Joam Garral um die Erlaubniß anzugehen…
    – Unbedenklich, fiel Fragoso ein, doch wenn es Ihnen recht ist, werde ich mit ihm darüber sprechen, und er wird sich glücklich schätzen, Ihnen unter den vorliegenden Umständen helfen zu können!«
    In diesem Augenblick erschienen Manoel und Benito, die nach ein genommenem Mittagsmahle in das Städtchen gewandert waren, an der Thür der »Loja«, neugierig, Fragoso einmal bei Ausübung seines Geschäftes zu sehen.
    Torres hatte sich eben umgedreht.
    »Ah, rief er plötzlich, da sind ja zwei junge Herren, die ich kenne oder vielmehr wieder erkenne!
    – Sie erkennen jene? fragte Fragoso verwundert.
    – Kein Zweifel! Sie haben mich vor etwa einem Monate bei Iquitos im Walde aus peinlicher Verlegenheit befreit.
    Aber das ist eben Benito Garral und der Andere Manoel Valdez.
    – Das weiß ich. Sie nannten mir damals ihre Namen, ich dachte aber nicht im mindesten daran, sie hier wiederzufinden!«
    Torres ging auf die beiden jungen Leute zu, die ihn anblickten, offenbar ohne sich seiner zu erinnern.
    »Sie kennen mich wohl nicht wieder, meine Herren? fragte er.
    – Ah, verzeihen Sie, erwiderte Benito, wenn ich mich recht entsinne, Herr Torres, der vor Kurzem im Walde von Iquitos das kleine Abenteuer mit dem Guariba erlebte?…
    – Ganz richtig, meine Herren! bestätigte Torres. Seit etwa sechs Wochen bin ich nun am Amazonenstrome hinuntergewandert und habe wohl gleichzeitig mit Ihnen die Grenze überschritten.
    – Es freut mich herzlich, Sie wiederzusehen, sagte Benito; hatten Sie meine Einladung, in unserer Fazenda vorzusprechen, ganz vergessen?
    – O nein, das gewiß nicht, erwiderte Torres.
    – Sie würden es nicht bereut haben, derselben nachzukommen; das hätte Ihnen die Möglichkeit gegeben, bis zur Abreise von ihren Strapazen auszuruhen und dann konnten Sie mit uns bis zur Grenze fahren. Wie viele Tage Wanderschaft hätten Sie da erspart!
    – Ja freilich! sagte Torres.
    – Unser Landsmann will nicht hier an der Grenze bleiben, mischte sich da Fragoso ein. Er beabsichtigt, nach Manao zu gehen.
    – Nun, wenn Sie in diesem Falle an Bord der Jangada kommen wollen, bemerkte Benito, so werden Sie gut aufgehoben sein, und ich bin überzeugt, daß mein Vater es als Menschenpflicht betrachten wird, Ihnen Passage zu gewähren.
     

    »Mit Vergnügen! doch bitte ich um eine Minute Geduld.« (S. 124.)
     
    – Recht gern, versetzte Torres, Sie gestatten wohl, daß ich Ihnen meinen Dank dafür im Voraus sage!«
     

    Gleichzeitig hatten die jungen Leute ein Thier gefangen. (S. 132)
     
    Manoel hatte schweigend dem kurzen Gespräche zugehört. Er überließ es dem höflichen Benito, seine Einladung anzubringen, und faßte Torres scharf in’s Auge, da ihn dessen Erscheinung nicht besonders ansprach. Aus den Augen des Mannes leuchtete keine Offenheit, und seine Blicke schweiften unruhig umher, als fürchtete er, sie irgendwo haften zu lassen; Manoel äußerte sich jedoch nicht über den empfangenen Eindruck, da er einem hilfsbedürftigen Landsmanne nicht schaden wollte.
    »Wenn es Ihnen beliebt, meine Herren, begann Torres, bin ich bereit, Ihnen zum Hafen hinab zu folgen.
    – So kommen Sie!« antwortete Benito.
    Eine Viertelstunde später befand sich Torres an Bord der Jangada. Benito stellte

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