Die Janus-Vergeltung
sich fühlte, standen ihre Chancen nicht gut.
Sollte ihr Leben darauf hinauslaufen, in einem U-Bahn-Tunnel an einem unbekannten Virus zu sterben? Sie war einst CIA -Agentin geworden, um ihr Land in der internationalen Arena vor Bedrohungen zu schützen. Die Möglichkeit, dabei ums Leben zu kommen, war immer präsent gewesen – vielleicht an irgendeinem fernen Ort durch die Hand eines feindlichen Agenten. Doch in diesem Moment war der Feind ein Virus – so klein, dass sie die Bedrohung nicht hatte erkennen können. Sie dachte an all die Männer, Frauen und Kinder da draußen, die ihr Leben wie jeden Tag führten und nicht ahnten, dass ein tödliches Virus auf sie zukam, das ihren Körper von innen zerstören würde.
Ihre Schwester Sophia war auf diese Weise gestorben. In ihrer Benommenheit gab es Randi einen Stich ins Herz, als sie an Sophia dachte. Sie war als Forscherin am USAMRIID tätig gewesen und durch ein Attentat mit einem tödlichen Virus gestorben. Randi vermutete, dass Smith nie wirklich über Sophias Tod hinweggekommen war. Sie waren verlobt gewesen, und er hatte nie wieder eine Frau so nahe an sich herangelassen. Randi erinnerte sich an den Kuss, den Rebecca Nolan ihm vorhin gegeben hatte, und fragte sich, ob sie seinen Panzer durchbrochen hatte. Sie hoffte es um seinetwillen.
Sie bekam immer schlechter Luft durch die Maske und zog sie schließlich herunter. Etwas Gummi blieb schmerzhaft an der Wange haften, und sie zuckte kurz zusammen, ehe sich die Maske vom Gesicht löste. Sie atmete ein, richtete sich auf und schwor sich, nicht aufzugeben. Ihre dunklen Gedanken halfen ihr nicht weiter. Sie musste hier raus.
Ihre Beine waren schwer, und ihr Kopf brummte, doch sie biss die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter. Eine unangenehme Kälte kroch ihr über den Rücken und die Arme, gefolgt von plötzlichen Hitzewallungen. Sie hatte die Nischen beim Hereinkommen gezählt und schätzte, dass noch zwei vor ihr lagen, bevor sie den nächsten Bahnsteig erreichte. Wieder stieß ihr Fuß gegen ein Hindernis, und sie stolperte gegen die Wand. Einen Moment lang ließ sie ihre Wange an dem Stein ruhen und genoss die Kälte. Dann stieß sie sich ab und taumelte weiter. Die Mauer hörte auf, und der Bahnsteig lag vor ihr. Das Beste war – er war sogar beleuchtet.
Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um die MP hochzuheben und auf die Bahnsteigkante zu legen. Es würde eine enorme Kraftanstrengung brauchen, um sich selbst auf den Bahnsteig zu hieven. Sie wusste nicht, ob sie nach ihrem Kampf gegen das Virus noch so viel Energie in sich hatte. Als sie nach oben griff, um sich hochzuziehen, fiel ihr Blick auf ihre Hände. Sie wirkten völlig ausgetrocknet im Licht der Leuchtstofflampen. Ein kalter Hauch ging durch sie hindurch, und sie fragte sich, ob es von dem Virus kam, das sie bereits seit Tagen in sich trug, oder von der mutierten Form auf der Stromschiene.
Plötzlich hallten Schüsse durch den Tunnel, die sie aus ihrer Benommenheit rissen. Sie atmete tief durch und zog sich mit den Armen hoch, während sie mit den Zehen an der Wand hochkroch. Sie schaffte es über den Rand und ließ sich keuchend auf den Boden sinken. Schließlich drehte sie sich auf den Bauch und rappelte sich auf die Beine. Sie taumelte zur Treppe. Als sie um die Ecke bog, sah sie Rebecca Nolan mit dem Gesicht nach unten am Boden liegen, die Hände am Rücken gefesselt. Blut strömte aus einer Kopfwunde auf den Beton, doch Randi sah, wie sich ihr Körper hob, wenn sie atmete. Ein Mann stand bei ihr und richtete eine Pistole auf ihren Kopf. Er drehte sich zu Randi um und lächelte triumphierend.
»Hallo, Russell. Wie’s aussieht, habe ich die Diebe und Verräter gefangen«, sagte Harcourt.
Randi taumelte, hielt sich aber auf den Beinen. »Sie sind hier der Verräter, nicht ich.«
»Auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten, wie Ihre Freundin hier.«
Randi wankte. Sie würde sich nicht mehr lange aufrecht halten können und hatte keine Kraft mehr, um sich gegen Harcourt zu wehren. Sie beschloss, ihm mit jemandem zu drohen, der es mit ihm aufnehmen konnte.
»Smith wird gleich hier sein. An Ihrer Stelle würde ich schnell verschwinden.«
»Smith macht mir keine Sorgen. Das NYPD ist schon unterwegs und wird kurzen Prozess mit ihm machen. Haben Sie vergessen, dass ich dort einiges mitzureden habe?«
»Nicht so viel, wie Sie glauben.«
»Tun Sie, was ich gesagt habe, sonst bringe ich Sie gleich hier um. Eine Verräterin weniger, um die
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