Die Janus-Vergeltung
ausspülte.
»Hier.« Er reichte Smith die Flasche. »Beeil dich.«
»Nimm das Babyshampoo auch für die Augen«, riet Smith. Er wusch sich ebenfalls die Augen aus, obwohl er hoffte, dass die Maske sie einigermaßen geschützt hatte. Dafür war der Körper umso stärker betroffen, weil die Kleidung absolut keinen Schutz gegen das Gas darstellte.
Howell nahm das Betadine. »Wofür ist das?«
»Zum Desinfizieren. Fertig?« Smith deutete auf den Wasserstrahl. Howell nickte.
Smith ging zum Hydranten und drehte das Wasser ab. Er griff sich das Betadine und schmierte es sich auf die Haut. Howell tat es ihm gleich. Sie schwiegen eine Weile, während Smith die Situation einzuschätzen versuchte. Eine Minute, nachdem sie mit dem Gas in Berührung gekommen waren, hatten sie es bereits von der Haut abgewaschen und innerhalb von fünf Minuten auch die Augen ausgespült. Eine Minute war gut – fünf eher weniger.
»Wie lange dauert es, bis Symptome auftreten?«, fragte Howell.
»Etwa eine Stunde, höchstens vier. Zuerst fangen die Augen an zu brennen, dann juckt es am ganzen Körper. Später bilden sich Blasen und starke Verbrennungen.« Howell rieb sich das Gesicht mit Betadine ein, während er zuhörte. Sein Gesichtsausdruck war entsprechend finster.
»Schmerzhaft?«
Smith nickte. »Sogar sehr. Aber wir haben schnell reagiert. Zumindest die Haut sollten wir vor den ärgsten Auswirkungen geschützt haben. Sorgen machen mir die Augen und die Lunge. Die sind besonders empfindlich.«
»Kann es sein, dass wir blind werden?«
»Vorübergehend, ja. Nach einer Weile sollte es sich wieder legen. Manche sterben daran, aber viele erholen sich auch vollständig.«
»Wie lange dauert es, bis man wieder klar sieht?«
Smith zögerte. Er wollte Howell nicht beunruhigen. Jetzt konnten sie auch nichts mehr tun, um sich zu schützen. Selbst im Krankenhaus hätte man nicht mehr für sie tun können. Es gab keine Spritze dagegen, keine Pille, kein Gegengift, um die Auswirkungen des Gases aufzuhalten. Man musste sie einfach ertragen. Aber Howell hatte es viel schlimmer erwischt als Smith.
»Wie lange?«, drängte Howell.
Smith seufzte. »Dreißig Tage.«
Kapitel zweiundfünfzig
Klein sah auf dem Display, dass Howell anrief.
»Peter, was ist passiert?«
»Ich bin’s, Smith. Ich rufe mit seinem Handy an. Hat sich Nolan schon gemeldet?«
»Nein.«
»Und Randi Russell?«
»Auch nicht. Was ist los?«
»Schalten Sie die Stromschiene ab – meine Annahme war richtig. Die Zielstation muss gesperrt werden, auch die Stationen davor und danach. Dattar hat Senfgas eingesetzt. Das NYPD soll ein Dekontaminationsteam hinschicken.«
Klein eilte bereits zu seinem zweiten sicheren Telefon.
»Reicht es, wenn wir nur die U-Bahn-Station sperren, oder müssen wir das ganze System abschalten?«
»Das ganze System. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Die Schiene war zwanzig Minuten eingeschaltet, als ich im Tunnel war.«
»Haben Sie Dattar?«
»Leider nein. Er ist entwischt.«
»Hat er noch mehr Bakterien? Kann er sie auch woanders freisetzen?«
»Ich weiß es nicht. Wir müssen ihn unbedingt finden.« Klein hörte im Hintergrund Sirenen heulen.
»Was ist das?«
»Wahrscheinlich die Polizei. Ich bin gerade in eine Apotheke eingebrochen. Ich habe etwas gebraucht, um das Gas abzuwaschen.«
»Ich schicke ein Dekontaminationsteam hin.«
»Ich warte auf das Team, aber dann mache ich mich auf die Suche nach Dattar«, sagte Smith. »Können Sie Ohnara anrufen? Er kann dem Team wichtige Hinweise geben.«
Er trennte die Verbindung und gab Howell das Handy zurück. Das Sirenengeheul wurde lauter. Howell nahm sich die Kleider eines anderen toten Terroristen. Smith zog sich ebenfalls an. Seine Schuhe waren nicht allzu nass, und er fragte sich, wie viele Gasmoleküle noch daran haften mochten, beschloss dann aber, das Risiko einzugehen und sie wieder anzuziehen.
Als Howell fertig war, trug er eine grüne Cargohose und ein graues T-Shirt, beides zwei Nummern zu groß für seine schlanke Gestalt. Seine Augen waren immer noch gerötet, und seine Wangen sahen wund aus. »Ich hole Randi. Es hat keinen Sinn, wenn ich hier warte. Mit der Polizei wirst du allein fertig. Besser, sie sehen mich nicht hier.«
Smith nickte. »Kann ich dein Handy haben?« Howell gab es ihm wieder.
»Ich kaufe mir ein neues«, meinte Howell. »Ist Randi in der nächsten Station?«
»Ich hoffe es. Aber weder sie noch Nolan haben sich bei Klein gemeldet. Das gefällt mir
Weitere Kostenlose Bücher