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Die Janus-Vergeltung

Die Janus-Vergeltung

Titel: Die Janus-Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Jamie Freveletti
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wischte sich die Tränen aus den Augen. »Und du?«
    »Die AK ist leer, aber ich hab noch die Pistole. Wie bist du an ihnen vorbeigekommen?«
    »Der Rauch hat mir geholfen.«
    »Hast du eine Ahnung, wie viele auf dem Bahnsteig sind?« Smith lief weiter, während er sprach. Immer wieder blickte er zurück, um sich zu vergewissern, ob die Angreifer nicht auch auf die Schienen sprangen und in den Tunnel feuerten. In diesem Fall wollte er rechtzeitig in der nächsten Nische sein.
    »Mindestens sechs. Es waren nur vier, aber jetzt dürften noch zwei dazugekommen sein. Immerhin hast du sie zurückgetrieben.« Howell stolperte, und Smith fasste ihn am Arm.
    »Pass auf, die Stromschiene ist wieder eingeschaltet.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Warum?« Von vorne kam ein durchdringendes Dröhnen, und die Lichter einer U-Bahn leuchteten auf.
    »Darum«, sagte Smith.

 
    Kapitel fünfzig
    Geschwächt schleppte sich Randi zurück in den Tunnel. Als sie zu dem Toten gelangte, hielt sie kurz inne und atmete schwer in ihrer Gasmaske. Der Schweiß strömte ihr übers Gesicht und sammelte sich beim Kinn am unteren Rand der Maske. Ihr Fieber war wieder gestiegen. Vielleicht war es nicht klug gewesen, in ihrem Zustand solche Strapazen auf sich zu nehmen, doch sie bereute es nicht.
    Mit einem mulmigen Gefühl lauschte sie dem Schusswechsel. Die Feuerintensität vom Bahnsteig her hatte deutlich zugenommen. Die Angreifer mussten Verstärkung bekommen haben. Sie hatte mindestens vier Männer gesehen. Wenn jetzt einige dazugekommen waren, noch dazu mit frischer Munition, dann hatten Smith und Howell kaum noch eine Chance. Sie musste so schnell wie möglich hier raus, um von Klein Verstärkung anzufordern. Sie biss die Zähne zusammen, verließ den Schutz der Nische und kämpfte sich tief geduckt weiter. Ihre Schuhe waren mit Wasser durchtränkt, und ihr Hemd war schweißnass unter der kugelsicheren Weste. Der Tunnel lag vor ihr wie ein dunkler Pfad, der kein Ende zu nehmen schien. Die Signallampen spendeten ein wenig Licht, aber nicht genug, um sie die kleinen Löcher und Unebenheiten erkennen zu lassen. Sie stolperte über einen kleinen Karton und stieß einen erschrockenen Laut aus, als sie mit dem Fuß in einem Loch hängen blieb und beinahe das Gleichgewicht verlor. Drei Schritte weiter trat sie wieder gegen etwas; sie hob das Ding auf und spürte dünne Metallstangen und eine Nylonplane: ein Regenschirm. Sie warf ihn zur Wand hinüber.
    Im nächsten Augenblick hörte sie das durchdringende Rumpeln einer U-Bahn hinter sich, und Panik stieg in ihr hoch. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben; sie konnte sich in eine Nische flüchten und die U-Bahn vorbeigleiten lassen – doch allein der Gedanke, sich hier im Tunnel zu befinden, während ein Zug heranbrauste, ließ ihre Hände schwitzen. Ein kurzer Blick zurück verriet ihr, dass die U-Bahn in die Station einfuhr. Die Rauchwolke hatte sich verzogen, und sie erkannte die Lichter des Wagens hinter ihr. Sie beschleunigte ihre Schritte und hielt Ausschau nach der nächsten Nische. Sie fand sie und sprang erleichtert hinein.
    Das Rumpeln wurde lauter, und sie drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Der Zug rollte vorbei und erhellte ihren Zufluchtsort mit kurzen Lichtblitzen. Der Lärm ließ sie zusammenzucken. Es war ihr nie so laut vorgekommen, wenn sie auf dem Bahnsteig auf die Metro gewartet hatte.
    Der letzte Wagen rollte vorbei, und sie beugte sich vor und sah den Rücklichtern nach. Als sich ihre Ohren von dem Getöse erholt hatten, lauschte sie nach Schüssen, doch es war nichts mehr zu hören. Sie fand die plötzliche Stille fast noch beunruhigender als die Schüsse zuvor. Solange geschossen wurde, wusste sie wenigstens, dass Smith und Howell noch lebten.
    Randi drängte den Gedanken beiseite. In all den Jahren, die sie ihn kannte, hatte sich Smith stets irgendwie behauptet, und das nicht selten in prekären Situationen. Sie traute ihm auch jetzt zu, es irgendwie zu schaffen. Sie richtete sich auf, doch ihr wurde sofort schwarz vor Augen, sodass sie gleich wieder in die Hocke ging. An die Wand gestützt, ließ sie sich zu Boden sinken und barg den Kopf zwischen den Knien.
    Die Erschöpfung war überwältigend, ihre Haut fühlte sich kalt und feucht an, und der Schweiß lief ihr über Gesicht und Oberkörper. Die Maske klebte an ihren Wangen. Bald würde sie das Bewusstsein verlieren. Sie hoffte nur, dass sie vorher noch aus dem Tunnel kam und Klein anrufen konnte, doch so, wie sie

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