Die Janus-Vergeltung
Uhr im Badezimmer leuchtete: Es war 3:02 Uhr nachts. Dann 3:03. Immer noch Stille. Sie wartete bis 3:18 Uhr, ehe sie einen Blick durch die Tür riskierte. Die Alarmanlage gab ein lautes Klicken von sich, und der Luftbefeuchter sprang wieder an. Der Strom war wieder da.
Sie schlich auf den Flur hinaus und eilte auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und in die Küche. Die Kühlschranktür war geschlossen, doch sie war nicht so dumm, sie zu öffnen. Sie durchquerte das Wohnzimmer und eilte zur Haustür – aber nicht, um hinauszugehen und sich zur Zielscheibe zu machen. Vielmehr schob sie den Riegel vor und griff sich ihr Handy. Sie rief in Langley an und forderte Unterstützung an, dann hockte sie sich hinter die Couch und wartete in der Hoffnung, dass die Wände des Kühlschranks eine eventuelle Explosion genügend dämpften, um sie überleben zu lassen.
Eine halbe Stunde später bog ein großer Lieferwagen in die Auffahrt ein. An den Seiten prangte die Aufschrift »Wash burn Heating and Cooling«. Der Truck hielt an, und im nächsten Augenblick klingelte Randis Handy.
Sie meldete sich, und eine männliche Stimme sagte: »Wir haben die Gegend abgesucht und nichts Verdächtiges entdeckt. Ist bei Ihnen drin alles okay?«
»Ja. Ich lasse Sie rein.« Zwei Männer in Overalls stiegen aus dem Wagen und blickten zum Haus. Randi riss die Haustür auf und ließ die kalte Luft hereinströmen, die nach Frühling roch. Die Männer kamen zu ihr herüber. Beide trugen Strickmützen. Sie erkannte Nicholas Jordan, den Neuen bei der Agency. Der andere war dunkelhäutig, Mitte vierzig, mit grauen Schläfen und einem vorsichtigen Auftreten. Er hielt ihr die Hand hin.
»Ben Washington, Sprengstoffexperte. Sollen wir hier übers Wetter plaudern, während Sie glauben, Sie haben eine Bombe im Haus?«
Der Typ nimmt seinen Job ernst , dachte Randi. »Ich glaube, sie ist im Kühlschrank«, sagte sie.
Washington schnaubte mürrisch. »Dann hat sie entweder einen Zeitzünder oder sie geht hoch, wenn Sie die Tür öffnen.«
»Vielleicht eine schmutzige Bombe«, mutmaßte Randi.
Washington schüttelte den Kopf. »Das haben wir schon überprüft. Wir haben ein paar Ersatzteile von der NASA im Truck, aus denen wir ein Teleskop gebastelt haben, das die Umgebung nach Spuren von radioaktivem Material absucht. Eine schmutzige Bombe hätte eine Isotopenspur in der Luft hinterlassen. Das ist es sicher nicht.« Er musterte sie prüfend. »Sie sind im Haus geblieben, obwohl Sie dachten, Sie hätten eine schmutzige Bombe im Kühlschrank? Das nenne ich Mut – oder Dummheit.«
Randi zuckte die Achseln. »Ich habe einfach die Chancen abgewogen. Schmutzige Bombe: selten. Angreifer mit Gewehren: häufig. Ich dachte mir, ich bin im Haus immer noch sicherer als draußen mit einem Scharfschützen in den Bäumen.«
Sie wandte sich Jordan zu. »Ihr erster Sprengstoffeinsatz?« Die CIA -Ausbildung umfasste nicht nur Nahkampftechniken, sondern auch Grundkenntnisse im Bauen und Entschärfen von Bomben.
Jordan lächelte. »Mir gefällt’s.«
Washington schnaubte erneut. »Ihr jungen Typen wollt dauernd irgendwas in die Luft jagen.« Er wandte sich Randi zu. »Das kommt von den Computerspielen.« Er klatschte in die Hände. »Okay, dann wollen wir mal sehen, was die Kerle in den Kühlschrank gelegt haben.«
Washington schlenderte zurück zu seinem Truck. Er holte einen Helm und einen Overall aus Kevlar, außerdem ein Seil auf einer Spule und einen weißen Babymonitor. Randi verfolgte es mit Interesse.
»Nicht gerade Hightech, was Sie da haben. Kann man nicht mit Ihrem NASA -Teleskop vergleichen.«
Washington nickte. »Ja. Aber die meisten Bomben sind selbst gebaut. Mit Ausnahme von Plastiksprengstoff, und Sie wissen ja, wie schwer der heutzutage zu kriegen ist.«
»Wofür ist der Babymonitor?«
»Das ist das billigste Überwachungssystem, das Sie kaufen können. Das Signal könnte bei einigen Bomben Probleme machen, aber das Metall des Kühlschranks gibt uns eine gewisse Sicherheit. Wenn die Tür aufgeht, sehen wir damit, was drinnen ist. Das heißt, falls die Bombe dadurch nicht gleich gezündet wird.«
»Und das Seil?«
»Das befestige ich am Griff und zieh damit die Tür auf.« Er winkte Jordan zu sich. »Hilfst du mir mal in den Overall? Das schafft man nicht allein.«
»Kann ich reingehen?«, fragte Jordan.
Washington schüttelte den Kopf. »Entschärfen darfst du erst, wenn du den schriftlichen Test hinter dir hast.«
Jordan seufzte und hielt
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