Die Janus-Vergeltung
Khalil vom Frachter aus kontaktieren und ihm klarmachen, dass rasches Handeln nötig war, vor allem, was den zusätzlichen Auftrag betraf. Das Frachtschiff ragte vor ihnen auf, während sie längsseits gingen. Dattar kletterte die Metallleiter hinauf und trat an Deck. Er blickte auf das Boot hinunter und sah, dass sich der Mann am Steuer anschickte, das Fahrzeug zu wenden, um zum Hafen zurückzukehren. Er hatte den Kopf gesenkt und sah nicht, dass Rajid eine Pistole auf ihn richtete. Im nächsten Augenblick traf ihn die schallgedämpfte Kugel, und er brach zusammen. Rajid steckte die Waffe in den Hosenbund und beugte sich zu dem Toten hinunter, hob ihn hoch und warf ihn über Bord. Er trat zur Leiter und löste die Leinen, die das Boot mit dem großen Frachter verbanden. Mit dem Fuß stieß er das Boot weg, und es trieb langsam davon.
Ein Mann der Besatzung kam aus der Dunkelheit auf Dattar zu und signalisierte ihm und Rajid, ihm zu folgen. Er führte sie zu einer großen Kabine. Ein kleiner Tisch war mitten im Raum am Boden festgeschraubt, und eine Stahllampe hing an einer Kette darüber. An der gegenüberliegenden Wand war eine Koje eingerichtet, und links davon standen auf einem langen Tisch ein Computer samt Monitor und ein Telefon. Eine Schreibtischlampe beleuchtete den Arbeitsplatz. Rajid griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Als sich der Mann am anderen Ende meldete, gab er das Telefon an Dattar weiter.
»Smith lebt. Warum?«, fragte Dattar ohne Umschweife.
Der Mann am anderen Ende atmete schwer. »Du solltest mich nicht anrufen.«
»Ich habe viel Geld dafür bezahlt, dass Smith stirbt. Angeblich hat die CIA meine Männer erschossen. Stimmt das?«
»Ja, aber ich kümmere mich darum. Smiths Basis ist Fort Detrick in Maryland. Ich habe alles vorbereitet und werde ihn eliminieren, sobald er in den Staaten ankommt.«
»Wie ist es der CIA gelungen, einen Mann dort zu postieren? Ich habe auch dafür bezahlt, dass sich die Agency nicht einmischt.«
»Die Abteilung für Europa hat eine neue Leiterin – aber keine Sorge, ich kümmere mich auch um dieses Problem.«
»Das will ich hoffen. Die Kühlboxen treffen in sechs Stunden ein. In vierundzwanzig Stunden starten wir die Operation. Es darf keine Fehler mehr geben.«
»Es wird keine mehr geben.«
»Hast du den Test durchgeführt?«
»Werde ich innerhalb der nächsten zwei Stunden. Wir benutzen nicht die richtige Waffe, aber auch diese schwächere Variante sollte wirkungsvoll genug sein. Ich melde mich, wenn alles erfolgreich abgeschlossen ist.«
»Tu das.« Dattar trennte die Verbindung.
Der Frachter ächzte, als die Turbinen zum Leben erwachten. Rajid nahm den Platz am Computer ein und fuhr ihn hoch. Dattar setzte sich neben ihn und verfolgte, wie das E-Mail-Programm geöffnet wurde.
»Hat sich jemand gemeldet?«, fragte er.
Rajid nickte. »Eine Nachricht von Khalil. Er hat unsere Anfrage zu Smith empfangen und will wissen, ob er ein besonders schwieriges Ziel ist.« Rajid wandte sich Dattar zu, der tief durchatmete, um sich zu beruhigen.
»Sag Khalil, er soll Smith aus der Ferne erledigen, mit einem Kopfschuss. Je näher man ihm kommt, umso gefährlicher ist er. Sag ihm auch, dass Smith Mikrobiologe ist. Khalil soll in seiner Gegenwart nichts essen oder trinken. Der Mann ist ein Feigling und wird ihn vergiften wollen, wie er’s bei mir versucht hat.«
Rajid tippte die Antwort ein. Wenige Augenblicke später meldete ein Piepton das Eintreffen einer neuen Nachricht. Rajid öffnete sie und las laut vor.
»Er will wissen, wie viel er dafür zusätzlich bekommt, und wann.« Rajid warf Dattar einen besorgten Blick zu. »Soll ich ihm sagen, dass er etwas warten muss? Ich kann versuchen, ihn hinzuhalten, bis wir wieder Zugang zu den Konten haben.«
Dattar schüttelte den Kopf. »Nein. Niemand darf erfahren, dass die Konten eingefroren sind. Außerdem wird das Problem bald gelöst sein. Frag ihn, ob er die Amerikanerin schon gefasst hat.«
Rajid tippte, wartete einige Augenblicke, und die Antwort traf prompt ein.
»Er schreibt, die Amerikanerin sei gerade in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Jetzt wartet er auf den richtigen Moment, damit es keine Zeugen gibt. Er sagt, wir sollen uns keine Sorgen machen und ihm mitteilen, wann er das Geld für Smith bekommt.« Dattar zögerte. Er überlegte, ob er Smith wirklich von zwei Seiten aufs Korn nehmen sollte – aber sein amerikanischer Kontaktmann hatte schon einmal versagt. Besser, zwei
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