Die Janus-Vergeltung
Beifallklatschen im Hintergrund.
»Ich habe eben jemanden klatschen gehört. Ist jemand bei dir?«
Marty lachte. »Nein, das war ich. Ich habe zu ihrer letzten Transaktion geklatscht. Sie hat mit Put-und-Call-Optionen gerade hundertzehntausend Dollar verdient. Diese Lady ist ein Genie! Eine Rechenmaschine. Ich bin gespannt, was sie als Nächstes macht.« Smith hatte Marty schon lange nicht mehr so begeistert erlebt. »Von der würde ich gern mein Geld managen lassen. Glaubst du, sie nimmt mich als Kunden?« Smith erreichte die U-Bahn-Station und eilte die Treppe hinunter.
»Nur, wenn sie nicht vorher umgebracht wird.«
Kapitel zwanzig
Smith stieg aus der U-Bahn und eilte zu dem Café, nicht ohne sich unauffällig nach möglichen Bedrohungen umzusehen. Er sah Rebecca Nolan schon durch das Fenster. Unglaublich – sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich nach hinten zu setzen, wo sie von der Straße aus nicht zu sehen gewesen wäre. Ihr Haar hing aufgelöst herab, während sie entschlossen auf die kleine Tastatur einhämmerte. Er öffnete die Tür und trat ein.
Der aromatische Duft von frisch gemahlenem Kaffee stieg ihm in die Nase. Der kleine Laden in Form eines lang gezogenen Rechtecks war voll von Hunderten Dosen mit Tee und Kaffee, auf langen Regalen aufgereiht. Ein Mitarbeiter stand an der langen Holztheke, an der mehrere Kunden ihren Espresso tranken. Eine Tür am anderen Ende führte zu einem Hotel. Rebecca Nolan saß am Ende der Theke, ganz in ihren kleinen Computer vertieft. Er schritt auf sie zu. Erst als er vor ihr stand, blickte sie auf. Er setzte sich auf den freien Hocker neben ihr und schlug die Beine übereinander.
»Also, sollen wir hier sitzen und warten, bis Dattar oder einer seiner Killer vorbeikommt und uns erschießt?« Sie hatte aufgehört zu tippen, was er als gutes Zeichen wertete.
»Sie müssen mich in Ruhe lassen«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Sorry, das geht leider nicht, solange Sie mir nicht sagen, warum Dattar so sauer auf Sie ist, dass er Sie umbringen will. Was ihm wahrscheinlich auch gelingen wird – so dumm, wie Sie sich benehmen.«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich treffe meine Vorkehrungen, um mich zu schützen. Sie sollten Ihre Zeit nicht mit mir verschwenden, sondern sich auf die Suche nach dem Killer machen, der da draußen rumläuft.«
»Vorhin wurde ein CIA -Agent niedergeschossen, der vor Ihrem Haus postiert war.« Das weckte ihre Aufmerksamkeit.
»Was wollte er dort?«
»Der Killer? Er hat auf Sie gewartet, um Sie zu ermorden.«
»Nein, der Agent.«
»Er wollte Sie schützen.« Smith sah die Bestürzung auf ihrem Gesicht.
»Ich habe niemanden um Schutz gebeten.«
Smith beugte sich vor. »Okay, nehmen wir einfach mal an, Sie – eine Investmentmanagerin – wären tatsächlich in der Lage, einen erfahrenen Killer auszutricksen. Wenn es so ist, dann gratuliere ich Ihnen. Aber während Sie hier die Finanzen Ihrer Kunden regeln, brauchen Leute wie ich ein paar Informationen. Zum Beispiel, warum es Dattar auf Sie abgesehen hat.« Der Computer piepte, und Nolan wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. »Wenn Sie jetzt weitertippen, schmeiße ich das Ding aus dem Fenster.« Smith sprach in beiläufigem Ton. Er beobachtete, wie sich ihr Gesicht rötete.
»Finden Sie es nicht ein bisschen primitiv, ständig zu drohen?«
»Beantworten Sie meine Frage.«
Sie trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse mit lautem Geklapper auf die Untertasse.
»Ich habe sein Geld gestohlen.«
Smith war so verblüfft, dass er sie einen Moment lang nur anstarren konnte. Ihr Computer piepte, und sie blickte auf das Display, fing jedoch nicht wieder an zu tippen. Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch das Piepen rief ihm in Erinnerung, wo er war: an einem öffentlichen Ort, wo sie ziemlich schutzlos waren. Er stand auf.
»Wir müssen hier weg.« Sie schüttelte den Kopf, den störrischen Ausdruck im Gesicht, den er schon gut kannte. Bevor sie etwas sagen konnte, beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Sie sitzen hier direkt am Fenster. Ein Schuss in den Kopf – und Sie sind tot.« Nolan blickte zum Fenster und wandte sich wieder ihm zu. Sie hob eine Augenbraue.
»Nein – Sie wären tot, nicht ich. Mich wird er nicht erschießen.« Sie nahm den Computer und steckte ihn ganz ruhig in ihre Tasche.
Ihre Ruhe ist fehl am Platz , dachte Smith. »Wie kommen Sie darauf?«
Sie stand auf und trat zu ihm, so nah, dass er die hellbraunen
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