Die Janus-Vergeltung
mache.«
»Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Gemeinsam gelang es ihnen, das Hemd ohne allzu große Schmerzen über den Kopf zu ziehen. Er zischte nur einmal kurz, als sie an dem Stoff zog, der auf der Wunde klebte.
»Ist es schlimm?«
»Noch nicht. Schlimm wird es erst, wenn Sie die Kugel rausholen.«
Sie holte tief Luft. »Wie soll ich die Pinzette sterilisieren?«
»Mit unverdünntem Alkohol.« Er sah zu, wie sie den Alkohol über die Pinzette goss.
»Tötet das alles ab?«
»Fast alles.«
»Was nicht?«
»Einen Biofilm.«
Sie sah ihn fragend an und trat näher heran. »Was ist das?«
»Bakterien, die eine Schleimschicht bilden und dadurch unglaublich widerstandsfähig werden. Man muss sie abschaben. So wie Zahnbelag.«
»Ich sehe die Kugel in der Wunde. Sind Sie bereit?«
Überhaupt nicht . »Ja«, antwortete er.
Sie fing an. Er spürte das kalte Metall, und im nächsten Moment ließ ihn ein stechender Schmerz aufstöhnen. Sie schob die Pinzette etwas weiter hinein, und er spürte, wie sein ganzer Körper auf den Schmerz reagierte. Die Armmuskeln spannten sich an. Seine Ohren dröhnten, und in seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Sie zog die Pinzette heraus und holte tief Luft.
»Ich kriege die Kugel nicht zu fassen – ich muss die Wunde ein bisschen erweitern. Hier.« Sie reichte ihm ein Handtuch.
»Wofür?«, fragte er.
»Sie schwitzen. Zweite Runde. Sind Sie bereit?«
Er nickte.
Sie schob die Pinzette hinein, und wieder flammte der Schmerz auf. Sie breitete die Pinzette aus, und das ganze Zimmer begann sich um ihn zu drehen. Er verlor das Bewusstsein.
Kapitel vierundzwanzig
Als Smith erwachte, lag er in einem Zimmer der Luxuswohnung auf dem Teppich, ein Kissen unter dem Kopf. Aus der völligen Dunkelheit schloss er, dass es Nacht war. Von draußen drangen die Geräusche der Stadt herein. Sein linker Arm pulsierte im Takt seines Herzens, doch die Schmerzen hatten nachgelassen. Neben seinem Kopf summte sein Handy, und ein schwaches Leuchten erhellte den Fußboden. Smith streckte die rechte Hand danach aus und meldete sich im Liegen.
»Mr. Smith? Hier ist Jana Wendel. Ich arbeite für Ms. Russell. Können wir uns im Krankenhaus treffen? Und erzählen Sie bitte niemandem von meinem Anruf.« Sie sprach im Flüsterton ins Telefon. Smith setzte sich auf, und die Decke, die jemand über ihn gebreitet hatte, fiel von ihm ab. Er stöhnte auf, als sein linker Arm mit Schmerzen auf die Bewegung reagierte. »Sind Sie okay?«
»Ja, es geht schon. Warum flüstern Sie?«
»Kommen Sie zum Ladebereich.« Sie beschrieb ihm den Weg zum Treffpunkt und legte auf.
Smith rappelte sich auf die Beine. Er hatte kein Hemd an. Sein linker Oberarm war mit weißem Verband umwickelt. Im Dunkeln sah er, dass er neben einem Billardtisch lag. Er trat zur Wand und schaltete das Licht ein, blinzelte in der plötzlichen Helligkeit und sah erleichtert seine Jacke und ein Hemd neben dem Kissen auf dem Fußboden liegen. Es war nicht sein Hemd, sondern ein hellblaues Anzughemd, das er dank der Knöpfe vorne zum Glück nicht über den Kopf ziehen musste. Er zog es an und trat auf den Flur hinaus.
Er kam an mehreren offenen Türen vorbei und warf überall einen kurzen Blick hinein. Auch in der Küche war niemand, und er ging weiter zur Wohnungstür. Das ganze Penthouse war dunkel, still und leer. Rebecca Nolan war fort. Die Alarmanlage war ausgeschaltet.
Es gefiel ihm gar nicht, dass er bewusstlos in der riesigen Wohnung gelegen hatte und nicht einmal die Alarmanlage scharf war. Wahrscheinlich hatte sie keine andere Möglichkeit gesehen, als sie auszuschalten. Sie hätte ihm sonst eine Nachricht mit dem Code hinterlassen müssen – aber so weit würde sie ihm nie vertrauen. Er drückte die Ruftaste des Aufzugs und trat in die Kabine. Während er hinunterfuhr, rief er Klein an.
»Ich weiß, warum Dattar hinter ihr her ist«, berichtete Smith. »Sie hat sein Geld gestohlen.«
Klein schwieg einen Augenblick. »Ganz schön raffiniert. Er war zu ›lebenslänglich‹ verurteilt. Wäre er nicht entflohen, hätte er keine Chance mehr gehabt, sein Geld zurückzubekommen.«
»Und jetzt ist er hinter ihr her.«
»Aber mit den Kühlboxen dürfte das nichts zu tun haben. Haben Sie schon eine Ahnung, wo sie sein könnten?«
»Ich glaube immer noch, dass Dattar sie hat. Randi Russell und ich benutzen Nolan als Lockvogel, um ihn aus der Reserve zu locken. Wenn wir ihn haben, werden wir’s erfahren.«
»Ausgezeichnet«, sagte
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