Die Janus-Vergeltung
Sie ihm oder ihr, es handelt sich um einen Notfall; ein Arzt vom Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der U.S. Army muss die Patientin unverzüglich sehen.«
Die Schwester zögerte. »Es ist wirklich sehr wichtig. Es kann nicht warten«, fügte Smith hinzu.
Die Schwester hob ihre Augenbrauen, nahm den Hörer und tippte eine Nummer ein. Augenblicke später sagte sie: »Ich habe hier einen Arzt vom Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der U.S. Army, der zu Ms. Russell möchte.« Die Schwester hörte einige Sekunden zu. »Er sagt, es sei ein Notfall. Ich habe seinen Ausweis gesehen.« Die Schwester machte eine erneute Pause und legte dann auf.
»Er sagt, es geht in Ordnung, aber wirklich nur ganz kurz.« Sie hielt ihm ein Clipboard hin. »Wenn Sie sich hier eintragen.«
Smith trug sich in die Besucherliste ein und unterschrieb. »Danke. Brauche ich einen Kittel?«
Die Schwester nahm ein flaches Paket mit Plastikhülle vom Schreibtisch und reichte es ihm. »Papierkittel und Mundschutz.«
Smith nahm das Paket und riss es auf. Er schüttelte den Papierkittel heraus, zog ihn über seine Kleidung und band ihn am Hals zu. Dann legte er den Mundschutz an und ging zu Randis Zimmer.
Ihr Privatzimmer war in weichen Blau- und Brauntönen gehalten, sodass man sich mehr wie in einem Wellness-Hotel als in einem Krankenhaus vorkam. Das Bett war jedoch sehr zweckmäßig mit seinen Metallstäben und dem kleinen Tisch, auf dem eine Fernbedienung für das Kopfteil und den Fernseher lag und ein Wasserbecher aus Kunststoff stand. Smith trat ein und blickte durch eine offene Tür ins Badezimmer. Er sah ein Stück des Waschbeckens und des Duschvorhangs.
An der Wand hinter dem Bett war ein kleines Nachtlicht für die Schwestern angebracht. Der Großteil der Wand lag im Schatten, und das einzige Geräusch war das gelegentliche Tropfen des Wasserhahns im Badezimmer.
Smith trat ans Bett und stellte sich neben den Infusionsständer. Randi lag mit geschlossenen Augen im Bett. Smith hielt den Atem an, als er ihr Gesicht sah. Stirn und Wangen glänzten vom Schweiß. Die trockenen Lippen waren aufgesprungen. Ihre Haut wirkte grau. Was immer sie sich eingefangen hatte – es hatte sich verschlimmert, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Ihre Augen öffneten sich, und sie brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen.
»Hey«, sagte sie mit schwacher Stimme. Er setzte sich zu ihr ans Bett und nahm ihre Hand. Sie wollte sie zurückziehen, doch er hielt sie nur noch fester. Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Du hättest nicht kommen sollen. Du kannst dich anstecken.«
»Ich wasche mir nachher die Hände. Wie geht’s dir?«
»Grauenhaft. Fiebrig. Und ich kann nichts unten behalten, nicht mal die Eischips.« Smith blickte auf den Becher und sah, dass er mit Eis gefüllt war.
»Ich hab gehört, Cholera ist es nicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber vielleicht Vogelgrippe. Sie sind sich aber noch nicht sicher. Der Arzt meint, es könnte eine Variante sein. Es muss doch von dem Zeug im Kühlschrank kommen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
»Ich habe mit Jana Wendel gesprochen«, berichtete Smith. »Sie sagt, du gehst von einem Maulwurf in der CIA aus.«
Randi nickte. »Es muss so sein. Unser System ist bombensicher. Der Täter muss die Codes kennen.«
»Irgendeine Idee?«
Randi zuckte die Achseln. »Dazu bin ich nicht lang genug in Langley. Allein in meinem Bereich sind Hunderte beschäftigt, es könnte also schwierig werden, den Schuldigen zu finden. Ich dachte mir, vielleicht findet Marty eine elektronische Spur.«
»Müsstest du so etwas nicht deinen Vorgesetzten melden?«
Randi drehte sich im Bett. »Streng genommen ja, aber es riecht nach einer Ratte, und zwar ganz in der Nähe. Jordan untersteht nur ein paar Leuten in meinem unmittelbaren Umfeld, und ich glaube, er wurde bewusst aufs Korn genommen, damit Nolans Haus unbewacht ist.«
Smith stöhnte frustriert. »Dann kann ich mich in eurem Safehouse auch nicht mehr blicken lassen.«
»Nolan genauso«, fügte Randi hinzu.
»Dann ist Howell meine einzige Hoffnung. Ich muss ihn finden. Marty wird der Sache nachgehen, aber wenn er nichts findet, könntest du im Gefängnis landen, weil du streng geheime Informationen weitergegeben hast. Das ist dir doch klar, oder?«
»Damit beschäftige ich mich, wenn es passiert. Wir haben einen Maulwurf in meiner Umgebung, das spüre ich.« Smith sah, wie sehr sie das beschäftigte, und wollte nicht, dass sie sich
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