Die Jenseits-Falle
dir nichts verschwunden sein.«
»Sir, Sie vergessen…«
»Ach, hören Sie mir mit Ihren Theorien auf.« Unwirsch winkte der Einsatzleiter ab. »Es gibt keine Magie im Bermuda-Dreieck. Schreiben sie sich das hinter die Ohren!«
»Und weshalb meldet Costa sich dann nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Der ist ja mit den beiden komischen Engländern geflogen. Vielleicht haben die Bockmist gebaut. Ein Chinese war…«
»Die Männer sind gut«, fuhr der Einsatzleiter seinen Mitarbeiter an. »Ich habe es erlebt. Keine Kritik, wo sie nicht angebracht ist.«
Er beugte sich über die Karte und schaute genau nach. Mit einem dünnen Bleistift hatte er die Flugroute bereits eingezeichnet, die die Cessna genommen hatte. Das war nicht weit. Die Küstenwache besaß spezielle Suchflugzeuge. Damit konnte man die paar Meilen schnell schaffen. Zudem flogen diese Maschinen schneller als eine Cessna.
»Haben Sie sich entschlossen, Sir?« wurde der Einsatzleiter gefragt.
»Ja, das habe ich. Wir schicken zwei Suchmaschinen los. Das sind wir den Kollegen schuldig, wie ich finde.«
»Okay, Sir«, erwiderte der G-man und traf die entsprechenden Vorbereitungen…
***
Mit dem berühmten freien Fall hatte ich gerechnet. Also mit einem Zunehmen der Geschwindigkeit, denn ich hatte auf dieser Welt keine andere Atmosphäre festgestellt, deshalb mußten unsere Körper so reagieren wie bei einem Satz vom Balkon.
Das taten sie nicht.
Wir schwebten plötzlich!
Die Überraschung war mehr als riesengroß. Damit hatte keiner gerechnet. Wir glitten fast wie zwei Federn in die Tiefe und konnten alles genau wahrnehmen.
Ähnlich wie wir mußten sich die ersten Flugpioniere vorgekommen sein. Ich breitete unwillkürlich die Arme aus, reagierte dabei wie ein Fallschirmspringer, obwohl ich mir danach vorkam wie von einem Leitstrahl geführt, denn wir segelten nicht direkt senkrecht in die Tiefe, sondern fielen schräg.
Unser Ziel war das Schiff.
Aus sehr großer Höhe hatten wir es zuerst gesehen. In der Entfernung wirken die Dinge immer irgendwie kleiner. Nun aber, je näher wir kamen, sahen wir die eigentliche Größe des Schiffes.
Es war gewaltig. Das Oberdeck kam uns riesig vor. Die Aufbauten stachen uns entgegen, und zwischen ihnen auf dem Deck bewegte sich der kleine goldene Punkt.
Da mußte Kara stehen.
Die Schöne aus dem Totenreich holte uns zu sich. Meine Gedankenkette war doch nicht falsch gewesen. Wo sich Alassia herumtrieb, war auch Kara nicht weit. Sie suchte den Trank des Vergessens. Alassia sollte ihn haben, und wahrscheinlich wollte Kara, daß wir sie bei der Suche unterstützten. Eine einfache Rechnung!
Für Kara würde sie aufgehen, denn Alassia war eine gefährliche Dämonin, die wir bekämpfen mußten. Wieviel Unheil ihre Schattenwelt bringen konnte, hatten wir bereits erlebt.
Meine Hoffnung stieg wieder, während wir dem großen Schiff, das von der gewaltigen Hand umklammert wurde, immer näher kamen. Allerdings hatte ich ein wenig die Befürchtung, daß wir nicht direkt auf dem Deck landen würden, sondern irgendwo zwischen den Aufbauten. Und da konnte trotz unseres langsamen Falls manches passieren. Ich hörte Suko sprechen. »Wie fühlst du dich, John?«
»Wie einer, der gern möchte und nicht kann.«
Der Chinese lachte. »So ungefähr geht es mir auch. Aber das Problem hat sich mal wieder von selbst gelöst.«
»Unseres ja. Ich frage mich nur, wie wir die anderen lösen sollen, den ich sehe keine Menschen.«
»Das bereitet auch mir Sorge!«
Alassia war brutal und rücksichtslos. Sie raubte Menschen, stahl Seelen, wollte ihre Dunkelwelt ausfüllen. Das alles wußten wir. Und wir hatten die Besatzung des Kreuzers erlebt, diese armen Gestalten, die weder Dämonen noch Menschen waren, sondern als seltsame Schattenwesen in einem Zwischenreich lebten. Da hatte Alassia bereits zugeschlagen. Das leere Deck wies darauf hin, daß mit der Besatzung und den Passagieren der Atlantic Queen das gleiche geschehen war.
Davor hatte ich Angst.
Kara würde uns sicherlich Auskunft geben können. Mir dauerte die Zeit einfach zu lange, bis ich sie erreicht hatte. Ich wollte endlich Licht in das geheimnisvolle Dunkel des Falls bringen, wobei ich überzeugt war, daß Kara uns mehr sagen konnte.
Inzwischen sahen wir das Schiff noch deutlicher. Gigantisch wuchsen uns die Aufbauten entgegen. Dicht unter uns befand sich bereits die Mastspitze mit der Flagge. Sie schien zum Greifen nahe zu sein, doch wir glitten in einiger Entfernung daran
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