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Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Herren.«
    »Verschlossen?«, fragte Suko.
    »Nein. Das war sie mal. Aber Peter hat die Tür geöffnet und sie nicht wieder verschlossen. Wir werden es sicherlich wieder tun, wenn wir von hier verschwinden.«
    Auf diese Bemerkung bekam sie von uns keine Antwort. Wir ließen es zu, dass sie die Tür aufstieß, was nicht so ganz leicht war, denn die Scharniere stemmten sich dagegen. Das Aufdrücken war mit entsprechenden Geräuschen verbunden. Auch vom Boden her hörten wir das scharfe Kratzen, als die Tür über die alten Steine schleifte.
    Suko war ebenso gespannt wie ich, und ich spürte ein kaltes Gefühl im Nacken. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, etwas zu sehen, leider war das nicht der Fall. Hinter der Tür ballte sich die Dunkelheit zusammen, und nur ein alter Geruch nach Staub, Verwesung und Feuchtigkeit drang in unsere Nasen.
    Doreen schob die Tür so weit auf, bis wir bequem durch den Spalt gehen konnten. Sie traf allerdings keine Anstalten, den Weg freizugeben und nickte uns zunächst zu.
    »Auch wenn es Ihnen komisch Vorkommen wird, aber das Bild ist tatsächlich hier zu sehen.«
    »Und was noch?«, fragte Suko.
    »Gräber. Es sind die Gräber der Grafen von Rosslyn.«
    Die Strahlen unserer Lampen waren nach unten gerichtet. Das änderte sich, als Doreen den Raum betrat und kurz hinter der Schwelle ihre Arme ausbreitete wie ein Engel, der im nächsten Moment starten und wegfliegen wollte.
    Obwohl noch nichts erhellt war und wir auch nichts sehen konnten, spürte ich bereits, dass die Krypta alles andere als klein war.
    In den nächsten Sekunden bekam ich es bestätigt, als ich meine Lampe anhob und den auf breit gestellten Lichtkegel wandern ließ, damit er möglichst viel von diesem unterirdischen Raum erfasste, der mich schon in leichtes Staunen versetzte.
    Niemand hatte die Särge mit den toten Grafen gestohlen. In Reih und Glied standen sie nebeneinander, aus dicken Steinen gefertigt. Schwere Deckel lagen auf den Unterteilen, und Künstler hatten die Toten als Figuren auf den Deckeln liegend verewigt.
    Hier unten empfand ich die Luft als noch schlechter. Ich war davon überzeugt, dass sie sogar nach Eisen schmeckte, aber da konnte ich mich auch irren.
    Wir standen dicht zusammen, und ich brauchte nicht laut zu sprechen. »Wo finde ich das Bild?«
    »Weiter vorn an der Wand.«
    »Licht gibt es hier nicht?«
    »Doch, wir haben zwei Scheinwerfer aufgestellt. Warten Sie einen Moment.« Sie entfernte sich von uns. Wir sahen noch, dass sie sich bückte und dabei zwischen den Särgen verschwand. Dort musste sich ein Schalter befinden, denn wir hörten ein leises Klicken, und dann strahlte von zwei verschiedenen Seiten die Helligkeit auf. Diagonal erwischten die beiden Strahlen ein gemeinsames Ziel.
    Es war die Wand mit dem Bild!
    ***
    In diesem Moment sagte keiner von uns ein Wort. Wir zollten dieser Entdeckung die Ehre, die ihr gebührte, und hielten fast den Atem an. Zumindest atmeten wir nur sehr leise.
    »Mehr kann ich euch nicht zeigen«, sagte Doreen Kelly mit leiser Stimme.
    »Das reicht auch«, gab ich ebenso leise zurück. Ich ging mit leisen Schritten auf das Bild oder das Fresko zu.
    Die erste Überraschung hatte mich nicht so sehr wegen des Motivs erfasst, mir ging es im Moment einzig und allein um die Farben. Ich wunderte mich darüber, wie gut sie noch erhalten waren. Das Bild sah wirklich aus wie vor Tagen restauriert.
    Auch die drei Männer, die dort zu sehen waren, wirkten nicht so bildhaft oder statisch, sondern wie lebende Personen, die nur darauf warteten, sich im nächsten Moment in Bewegung zu setzen, um ihre Umgebung zu verlassen.
    »Es ist einmalig«, flüsterte ich, als ich durch einen schmalen Gang zwischen den aufgestellten Särgen ging. »So echt. Die Farben sind nicht verblasst.«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen, John.«
    »Haben Sie es schon restauriert?«
    »Nein, Peter und ich haben nichts daran getan. Sie sehen es so, wie wir es gefunden haben.«
    Okay, ich glaubte das. Danach beschäftigte ich mich mit dem Aussehen der drei dort aufgemalten männlichen Personen.
    Eine stach mir sofort ins Auge. Es war der Mann im Vordergrund. Er sah erhaben aus und wirkte Respekt einflößend. Im Halbprofil schaute er den Betrachter an. Den rechten Arm zurückgenommen und angewinkelt, hatte er den linken in Schulterhöhe nach vorn gestreckt und hielt die Finger gespreizt. Dagegen war die rechte Hand zu einer halben Faust zusammengezogen.
    Rechts neben ihm und etwas nach hinten

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