Die Jerusalem-Krise
nach.«
»Und? Haben Sie einen Erfolg erreicht?«
»Ich gebe Ihnen Recht, Doreen, und kann mir vorstellen, dass wir hier St. Clair vor uns haben. Er muss ja hier verewigt sein, denn er hat die Kirche schließlich bauen lassen. Seine Verbindung zu Hugo de Payens war ebenfalls sehr stark. Er hat ihn gemocht und stammte praktisch aus seiner Ahnenreihe ab...«
»Sie spielen auf die Heirat mit Catherine an?«
»Genau. Denn eine Catherine St. Clair hat sich de Payens zur Frau genommen. Die Verbindung war vorhanden und ist auch nicht erkaltet. Das alles steht fest.«
»So denken wir auch.«
»Aber was ist mit der dritten Person auf dem Bild? Können Sie mir da weiterhelfen?«
Doreen Kelly seufzte. »Es ist wirklich nicht einfach, sich damit zurechtzufinden. Weder Peter noch ich haben die ganze Wahrheit herausgefunden. Wir können nur von bestimmten Annahmen ausgehen und sind der Meinung, dass diese Gestalt zu den beiden anderen nicht so recht passt. Sie wirkt viel moderner, als würde sie nicht aus dieser Zeit stammen, sondern erst Jahrhunderte später geboren sein.«
»Dann muss er in die Zukunft geschaut haben«, meldete sich Suko.
»Das glaube ich auch. Er hat etwas gewusst, geahnt oder wie auch immer. Interessant ist doch, was der Mann in seiner rechten Hand hält. Es ist ein Kreuz. Alles deutet darauf hin, dass dieser Unbekannte sehr darauf vertraut. Es muss also jemand sein, der sich für das Kreuz entschieden und der auch eine Verbindung zu den beiden anderen Männern auf dem Bild hat.«
Ich hatte zugehört und war trotzdem meinen eigenen Gedanken nachgegangen. Was Doreen sagte, das konnte schon stimmen, und ich brauchte erst gar nicht lange zu denken. Wenn dieser Künstler in die Zukunft hatte schauen können, dann war ihm sicherlich bekannt gewesen, dass irgendwann jemand erscheinen würde, der ein Kreuz besaß und bei dem es auch eine Verbindung zu St. Clair und Hugo de Payens gab.
Das Kreuz war normal, aber er hatte es mit einem silbrigen Glanz umlegt, um auf eine Besonderheit hinzuweisen.
Der Druck in meinem Magen verstärkte sich. Ich hatte plötzlich das Gefühl, allein zu sein und von zwei Seiten nur angestarrt zu werden. Als ich in die Richtungen schielte, merkte ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte.
»Ihr wollt eine Antwort?«, fragte ich leise.
»Du weißt es, John?«
»Ja«, flüsterte ich. »Zumindest gehe ich davon aus. Der Mann auf dem Bild könnte ich sein...«
***
Jetzt war es heraus, und es gab niemand, der widersprach. Weder Doreen noch Suko bewegten sich. Sie sahen aus wie eingefroren und überließen mich den eigenen Gedankengängen.
Der Maler hatte mich nicht gekannt, und deshalb hatte er irgendjemanden gemalt, der mich darstellen sollte. Er musste nur gewusst haben, dass ich irgendwann hier eintreffen und sicherlich eine wichtige Rolle spielen würde. Möglicherweise hatte er irgendeinen Bekannten gemalt, aber er hatte das Kreuz nicht vergessen. Sein genaues Aussehen war ihm unbekannt, doch durch den silbernen Glanz war er der Wahrheit schon recht nahe gekommen.
»Es ist schon faszinierend«, flüsterte Doreen Kelly. »Gratuliere, dass Sie zu diesem Ergebnis gekommen sind.«
»Es muss nicht die Wahrheit sein.«
»Aber John. So haben wir auch gedacht«, sagte Suko. »Es ist schon komisch...«
»In der Tat«, gab ich zu, nachdem ich mich von der Überraschung ein wenig erholt hatte. »Nur frage ich mich, warum er mich mit in dieses Bild einbezogen hat. Das will mir nicht in den Kopf. Was habe ich – Jahrhunderte später – mit diesen beiden historischen Personen zu tun? Darauf kann ich mir keine Antwort geben.«
»Dann müssen wir uns anstrengen, um es herauszufinden«, sagte Suko mit leiser Stimme.
»Richtig. Aber wie? Wir wissen zu wenig.« Ich löste mich von dem Bild und drehte mich Doreen Kelly zu. »Sind Sie nicht die Fachfrau? Sie und Peter Graves könnten doch...«
»Nein, nein, wir sind nur Restauratoren«, wiegelte sie schnell ab.
»Das glaube ich Ihnen sogar. Aber auch Restauratoren haben sich ein Wissen angeeignet. Es gibt nicht wenige, die noch ein Studium durchgezogen haben. Sie sind über die Hintergründe dessen informiert, was Sie zu bearbeiten haben. Das ist genau das, was ich damit gemeint habe. Sie wissen bestimmt mehr.«
»Wir können versuchen, das Bild zu interpretieren«, schlug Doreen Kelly vor.
»Das würde mir nicht gefallen. Die Wahrheit ist wichtiger. Und wir kommen meiner Meinung nach nur an sie heran, wenn wir über die Verbindung
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