Die Jerusalem-Krise
Sie, John, das müssten Sie doch am allerbesten wissen. Gerade Sie.«
»Wieso ich?«
»Denken Sie nach. Es ist nicht schwer.«
» Sorry , aber im Moment habe ich...«
»Okay, dann will ich es Ihnen sagen. Sie haben oft nur Fragmente in den Händen gehalten und sind trotzdem ans Ziel gelangt. Ich kann Ihnen Beispiele nennen. Denken Sie an die Bundeslade. Oder denken Sie an die Gebeine der Maria Magdalena. Sie haben beides gefunden. Großes Kompliment. Deshalb bin ich mir sicher, dass Sie uns auf die Spur des Templer-Schatzes bringen können. Sie werden ihn für uns finden und so indirekt dafür sorgen, dass er wieder an seinen Stammplatz zurückgeschafft wird. Er gehört jetzt dem Staat Israel.«
Ich war einigermaßen überrascht und hielt damit auch nicht hinter dem Berg. »Alle Achtung, Sie wissen viel.«
»Nicht ich. Die Organisation.«
»Klar. Der Mossad soll ja der beste Geheimdienst der Welt sein, habe ich mir sagen lassen.«
»Danke für das Kompliment. Aber manchmal brauchen auch wir Hilfe, mein Lieber.«
Ich steckte in der Falle. Und ich wusste auch, dass ich es nicht nur mit dieser Frau zu tun hatte. Im Hintergrund hielten sich die beiden anderen Typen auf. Sie und Doreen bildeten ein Trio, das sich die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen ließ. Ich würde es verdammt schwer haben, aus dieser Lage wieder herauszukommen.
»Ich weiß, welche Gedanken Ihnen durch den Kopf gehen, Sinclair, aber Sie sollten immer daran denken, dass wir keine Todfeinde sind. Wir vertreten nur etwas andere Interessen als Sie, aber im Prinzip wollen wir das Gleiche.«
»Ich möchte den Schatz ruhen lassen.«
»Und ich will Gerechtigkeit.«
Wir kamen so nicht auf einen Nenner. Mir war auch klar, dass Doreen und ihre Helfer andere Saiten aufziehen würden, wenn ich mich quer stellte. Also würde ich gute Miene zum bösen Spiel machen. Außerdem war ich selbst daran interessiert, einen Blick auf den Schatz zu werfen, um zu erfahren, ob es wirklich stimmte, was niedergeschrieben worden war.
Nur stand ich allein. Suko würde mich so schnell nicht unterstützen können. Ihn hatte man klammheimlich aus dem Verkehr geschafft, und wenn ich ihn mir so anschaute, bekam ich Magendrücken. Es war kaum zu sehen, dass er atmete.
Eine Männerstimme riss mich aus meinen Gedanken. »Das hat du perfekt gemacht, Doreen. Gratuliere.«
»Ja, schon gut.«
Ich hörte jetzt die Schritte der Männer. Sie bewegten sich durch die Lücken zwischen den Särgen. Als sie in die Nähe der Scheinwerfer gerieten, stellte ich fest, dass sie wieder bewaffnet waren. Long und Smith hielten Revolver in den Händen.
Long warf einen Blick auf Suko. Er lobte sich selbst. »Gut getroffen, wirklich.«
Ich fing den Ball sofort auf. »Wenn Sie ihn getötet haben, dann Gnade Ihnen...«
»Nein, nein, Sinclair. Er ist nicht tot. Wir sind doch keine Killer. Oder nur im Notfall. Wir arbeiten immer gern mit anderen Menschen zusammen und sorgen dann dafür, dass sie auf unserer Seite stehen. Sie haben sich ja gut angepasst.«
Mir war nichts anderes übrig geblieben. Nur sollte die andere Seite nicht glauben, dass sie schon gewonnen hatte. Da redete ich noch ein Wort mit. Zwar nicht jetzt, aber später, denn an Aufgabe dachte ich so schnell nicht.
Links von mir stand Doreen, rechts standen die beiden männlichen Mossad-Leute. Zwischen uns lag Suko noch immer bewegungslos auf dem kalten Steinboden. Und die Reihen der Särge bildeten eine schaurige Kulisse.
Als Argumente hielten sie ihre Waffen in den Händen, aber ich spürte auch, dass sie an einem Punkt angelangt waren, an dem es schwierig war, den weiteren Weg zu finden. Sie wollten an den Schatz heran, und ich sollte sie dorthin führen. Nur war mir nicht bekannt, wo ich anfangen sollte, ihn zu suchen.
Da jeder seinen Gedanken nachhing, herrschte in dieser Krypta eine gespannte Stille. Ich konnte von mir aus die Regie nicht übernehmen, und so wartete ich ab, was sich die drei Agenten ausgedacht hatten.
»Wie hast du dir das vorgestellt, Doreen?«, fragte Alan Long.
»Er ist hier. Hier in der Nähe.«
»Wir sehen nichts.«
»Ich auch nicht. Aber Sinclair wird ihn finden.«
»Sind Sie sich da so sicher?«, fragte ich.
»Ja.«
Ich hielt mein Lachen nicht zurück. » Sorry , aber so etwas habe ich noch nie erlebt.«
»Dann werden Sie bald die Erfahrungen machen. Ich habe Ihnen gesagt, wen die drei Figuren darstellen. Zwei von ihnen sind für mich historisch belegbar. Die dritte Figur ist es nicht, denn
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