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Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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breite Klinge durch die Luft zischte, stand ich nicht mehr an der gleichen Stelle. Ich war zur Seite gehuscht, und so fegte der Schlag ins Leere.
    Es trieb den Mann nach vorn, und er wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert.
    Sofort kam er wieder hoch.
    »Lass es sein, Henry!«
    Er hatte mich gehört, drehte sich zur Seite und schlug abermals aus der Drehung heraus zu.
    Wieder traf er nicht.
    Dann sprang er zurück. Der Ausdruck in seinem Gesicht war noch wilder geworden. Die Augen bewegten sich hektisch. Sein Atem bestand nur aus einem Keuchen. Er stand jetzt in direkter Linie vor mir, aber er sah mich nicht.
    »Ich bin kein Totengeist, Henry!«, versuchte ich es erneut. »Du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten.«
    Ich hatte mit sehr ruhiger Stimme gesprochen und rechnete auch jetzt noch mit einem Angriff, doch da hatte ich mich getäuscht, denn er tat nichts, abgesehen davon, dass er mit einer langsamen Bewegung die Waffe sinken ließ.
    Ein erster Erfolg. Aber damit konnte ich mich nicht zufrieden geben. Ich musste ihn auf meine Seite bringen. Nur so hatte ich die Chance, Dinge zu erfahren, die wichtig waren, und zwar in meiner Zeit. Es war sehr viel über den Schatz der Templer geredet worden. Hier hatte ich die Möglichkeit, etwas Konkretes zu erfahren.
    »Ich bin als Freund gekommen und nicht als Feind...«
    »Wo bist du?«
    »Genau vor dir.«
    Seine Arme zuckten. Es sah so aus, als wollte er wieder die Waffe heben und mich angreifen, doch er überlegte es sich und behielt sie in der alten Stellung.
    »Ich sehe dich nicht!«
    »Das weiß ich wohl...«
    »Sind alle Geister unsichtbar?«
    Das wusste ich selbst nicht. Es brachte auch nichts ein, wenn ich ihm lang und breit erklärte, dass ich in einer Zeitschleife steckte, er würde es nicht begreifen, und wenn ich ehrlich mir gegenüber war, begriff ich es auch nicht ganz.
    »Ich bin kein Geist, ich bin ein Mensch wie du und ich. Du kannst mich nur nicht sehen.«
    »Gut, ich sehe dich nicht. Ich habe verstanden. Aber hast du auch einen Namen?«
    »Ja. Ich heiße John Sinclair...«
    Jetzt war ich mehr als gespannt, wie er auf diesen Namen reagierte. Er rührte sich zunächst nicht, sondern schaute nur so angespannt in meine Richtung, als würde er mich tatsächlich sehen. Das Erstaunen sorgte zudem dafür, dass es ihm nicht möglich war, seinen Mund zu schließen, bis er sich schließlich mit dem Namen abgefunden hatte und ihn flüsternd wiederholte.
    »John Sinclair...?«
    »Ja.«
    »Ich heiße Henry St. Clair.«
    »Das weiß ich. Du bist einer meiner Vorfahren. Ich kann dich als einen Ahnherrn betrachten, und du bist in einer fernen Zukunft nicht vergessen, Henry.«
    »Warum? Was habe ich getan, dass mich die Menschen nicht vergessen?«
    »Du bist es doch gewesen, der den Schatz der Templer über das große Wasser in Sicherheit gebracht hat.«
    »Nein!«, rief er. »Nein, das habe ich nicht getan. Noch nicht. Das will ich erst tun, verstehst du das?«
    »Ja, ich habe es begriffen.«
    »Und du weißt davon? Es soll geheim bleiben...«
    »Das wird auch so sein, Henry. Oder fast geheim. Es gibt nur wenige Menschen, die Bescheid wissen und die auch daran glauben. Ich weiß, dass diese Zeiten für die Templer nicht gut aussehen. Der Orden wird zerschlagen. Die Mitglieder werden verfolgt. Andere Orden haben vom Papst den Befehl dazu bekommen, und es gibt weltliche Herrscher, die sich auf seine Seite gestellt haben. Man jagt die Templer wie räudige Hunde. Man foltert und tötet sie, wenn sie in die Hände ihrer Feinde fallen. Der Hass ist wie eine Flamme, die sich immer weiter ausbreitet. Das ist mir alles bekannt, und ich weiß auch, dass viele Schätze der Templer aus den Raubzügen stammen. Sie sind reich dabei geworden, und sie haben den weltlichen Herrschern sogar Geld und Gold geliehen, damit diese im Sinne des Ordens handelten. Das alles wurde überliefert und ist ebenso wahr wie die Sinclairs selbst, die es noch zu meiner Zeit gibt und die zu einem großen Clan geworden sind, mit dem ich aber nichts zu tun habe, denn ich gehe meinen eigenen Weg...«
    Ich hatte ihm etwas von mir preisgegeben und war nun gespannt, wie er diese Nachricht aufnehmen würde.
    Zunächst bekam ich keine Antwort. Henry St. Clair war erschüttert, möglicherweise auch überrascht. Ich, ein Fremder, wusste über sein Vorhaben, den Schatz in Sicherheit zu bringen, Bescheid. Das musste er erst mal verdauen. Hinzu kam, dass er mich nur hörte, jedoch nicht sah und sich

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