Die Jerusalem-Krise
Gift länger zu schaffen macht. Bei einem zweiten Schuss wärst du sogar tot gewesen. Eine so große Dosis verträgt niemand.«
Suko’s Gedanken waren nicht bei der Sache. Sie drehten sich um das Verhalten der Frau. »Dann haben Sie Peter Graves verraten. Sie haben ihm etwas vorgespielt. Sie haben sein Vertrauen missbraucht und...«
»Nichts dergleichen. Ich habe nur meinen Job getan, das ist alles.«
»Zusammen mit ihm?«
»Ja, mit Alan und auch mit dem Kollegen Dan Smith, der leider tot ist. Und er ist auf eine Art und Weise gestorben, die uns nicht gefallen kann. Ich denke, dass du uns darüber mehr Auskünfte geben kannst.«
»Ich weiß nichts.«
Doreen schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn, wenn du versuchst, uns anzulügen. Wir wissen, wer du bist. Wir kennen auch John Sinclair, und wir wollen uns das zurückholen, was uns gehört und was die Christenkämpfer uns geraubt haben.«
»Dann seid Ihr Israelis?«
»Wir leugnen es nicht.«
»Tolle Namen.«
»Wir nehmen sie als Tarnung. Kein Agent wird sich auf einem fremden Territorium mit seinem richtigen Namen bewegen.«
»Mossad?«, fragte Suko.
»Erfasst.«
Der Inspektor kannte den Mossad. Man nannte ihn auch oft den besten Geheimdienst der Welt. Wenn seine Agenten losgeschickt wurden, brannte oft genug die Hütte, und sie gingen mit dem Löschwasser nicht eben sparsam um.
Er brauchte nicht lange zu raten, um zu wissen, weshalb der alte Schatz so begehrt war. Israel befand sich in einem ständigen Kampf mit seinen Feinden. Dies erschütterte das Land und natürlich auch die Wirtschaft, und man brauchte Geld, um Finanzierungen durchziehen zu können. Natürlich sollte niemand etwas über das Rauben des Schatzes wissen. Alles wurde im Geheimen durchgezogen, aber wenn diese Fundstücke auf dem freien Markt verkauft wurden, brachten sie viel Geld ein.
Der Mossad war auch dafür bekannt, dass er seine Leute in allen Teilen der Welt gut verteilte. Und so hatte sich Doreen Kelly um Peter Graves gekümmert, der für den Geheimdienst des Vatikans arbeitete und eine Spur zum Templer-Schatz gefunden hatte.
Inzwischen waren Suko die Zusammenhänge klar geworden. Nur das eigentliche Ziel hatten seine Gegner noch nicht erreicht, aber sie befanden sich nicht weit davon entfernt, wobei der letzte Schritt der gefährlichste war.
»Und was soll ich für euch tun?«, fragte Suko. »Ich bin außen vor. Ich kenne mich nicht aus, so Leid es mir tut. Das müssen Sie mir schon glauben.«
Long konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Glauben wir ihm, Doreen?«
»Ich denke nicht.«
»Eben.« Er verstärkte den Druck der Waffe. »Wenn das Kaliber durch deinen Schädel rast, bleibt von ihm nicht mehr viel zurück. Das kannst du mir glauben.«
»Ich weiß wirklich nichts«, wiederholte Suko. »Ich wüsste vielleicht mehr, wenn ihr mich nicht ausgeschaltet hättet. So aber habe ich nichts mitbekommen. Ich verstehe selbst nicht, warum das Bild verschwunden ist. Und ich weiß auch nicht, wo sich John Sinclair befindet.«
»Er ist in das Bild hineingegangen!«, erklärte Doreen Kelly mit harter Stimme. »Es hat ihn verschluckt. Es hat ihn kurzerhand aufgesaugt, verstehst du?«
»Ja und nein.«
»Wie ist das möglich?«
»Es kann ein Tor gewesen sein. Ein Durchlass in die Vergangenheit. Es gibt diese Tore. Ich selbst habe sie ebenfalls schon erlebt. Dort treffen Zeitströme und Magie zusammen, denn nur dann kann sich so etwas bilden. Ich schaffe es nicht, die Tore zu beeinflussen. Gegen mich würden sie sich sperren.«
»Nein, das würden sie nicht«, erklärte Doreen. »Es hat sich auch nicht gegen unseren Kollegen gesperrt. Es hat ihn nur nicht hineingelassen, sondern ihn verbrannt wie die Höllentür, die plötzlich Feuer speit. Sinclair wurde verschont. Er konnte den Weg gehen, und wir sind jetzt beide gespannt, ob du das auch schaffen wirst. Wenn wir den Schatz nicht in der Gegenwart finden, müssen wir eben in der Vergangenheit suchen. Das verstehst du doch.«
»Wenn ich so denken würde wie ihr, dann schon. Es ist nur nicht so einfach. Keiner von uns ist John Sinclair. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber...«
»Durch sein Kreuz!«
»Genau das ist das Problem. Ich besitze kein Kreuz, sondern nur eine Pistole, die ihr mir abgenommen habt. Also werde ich es ebenso wenig schaffen wie euer Kollege.«
»Kennst du eine andere Möglichkeit?«
»Ja, Doreen, wir sollten warten, bis John Sinclair wieder zurückkehrt.«
»Das dauert uns zu lange. Und
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