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Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stellen an. Noch mal kurz Luft holen, dann hob ich ihn hoch.
    Mein Blick war frei – und fiel auf einen Teil des Templerschatzes...
    ***
    Ja, das musste er einfach sein. Eine andere Lösung wusste ich nicht. Ich war überwältigt von dieser glänzenden Pracht. Es lag kein Geschmeide vor mir, ich schaute auf das funkelnde Gold, mit dem die Kiste zur Hälfte gefüllt war.
    Gold in allen möglichen Größen und Formen. Mal als Vierecke, mal als Kreise und auch als Münzen, die mir alle sehr fremd waren. Ich wusste, dass sie nicht in Europa produziert waren. Es war das Gold aus dem Orient, das die Templer bei ihren Raubzügen in Jerusalem geraubt hatten. Und ich schaute nur auf einen kleinen Teil der Beute, das meiste war woanders hingeschafft worden.
    Aber es war das Gold, das Hugo de Payens mitgebracht hatte, und jetzt war ein gewisser Henry St. Clair dabei, es zu verstecken. Zumindest einen Teil davon. Das andere hatte er über das Meer in Amerika in Sicherheit gebracht.
    Ich war fasziniert. Es war einfach unmöglich, mich diesem Glanz und dieser Faszination zu entziehen. In mir keimte der Verdacht auf, auf ein kleines Wunder zu schauen.
    Ich wusste nicht, wie lange ich vor der offenen Kiste gesessen hatte, sehr lange hatte es nicht sein können, aber hinter meinem Rücken tat sich etwas.
    Ich hörte das ratschende Geräusch, als der Schemel verschoben wurde, dann einen leisen Schrei, fuhr herum und drückte mich zugleich in die Höhe.
    Auch St. Clair saß nicht mehr auf seinem Platz. Er musste ein Geräusch gehört und Verdacht geschöpft haben. Jetzt stand er neben dem Tisch und starrte aus weit geöffneten Augen auf die offene Truhe. Er war fassungslos und bewegte seinen Mund, ohne etwas zu sagen. Nur keuchende Laute drangen über die Lippen.
    Ich sagte kein Wort. Ich glitt nur aus der unmittelbaren Nähe der Truhe weg, was leider nicht lautlos passierte, denn St. Clair hatte schon etwas gehört, weil er in meine Richtung blickte, wo er einfach nichts sah.
    Sein Blick wechselte wieder zur Truhe hinüber. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Tisch ab. Noch immer zuckten die Lippen, und noch immer fand er keine Erklärung. Dann bewegte er seinen Kopf und ließ den Blick durch das Zelt gleiten.
    Es war eine völlig normale Reaktion. Auch ich hätte nicht anders reagiert, aber er würde keinen Erfolg erzielen, solange ich mich in der Zeitschleife bewegte.
    Eine Waffe trug St. Clair nicht. Er löste sich vom Tisch und ging dann mit einem schnellen Schritt dorthin, wo an einer in den Boden gerammten Stange ein Gurt hing, in dem ein kurzes Schwert steckte. Er zog es aus der Scheide hervor, behielt es in der Hand und nahm eine kampfbereite Haltung ein.
    Es gab keinen Gegner, und das machte ihn nervös.
    Ich verhielt mich still, rechnet damit, dass er seinen Soldaten Bescheid geben würde, was nicht passierte, denn er verließ sich in diesem Fall auf sich selbst.
    Als er vorging, bewegte er pendelnd seinen Körper von einer Seite zur anderen. Er wollte so viel wie möglich sehen, und sehr schnell musste er erkennen, dass sich außer ihm niemand in diesem Zelt aufhielt.
    Trotzdem stand die Truhe offen!
    Das Gesicht des Templers war im Schein der Öllampen blass geworden. Er ging jetzt in meine Richtung, weil ihn natürlich die offene Truhe interessierte.
    Er hielt das Schwert mit beiden Händen fest, wobei die Klinge nach oben zeigte, um blitzschnell nach unten zu fahren, wenn sich ein Ziel zeigte.
    Dann blieb er stehen, bevor er noch die offene Truhe erreicht hatte. »Wer hat es gewagt, hier einzudringen? Wer bist du? Wo versteckst du dich...?«
    Beinahe hätte ich ihm geantwortet. Im letzten Augenblick hielt ich mich zurück. Aber ich stellte mich darauf ein, mit ihm Kontakt aufzunehmen, das war ich mir einfach schuldig. Das musste ich tun. Schon allein deshalb, um meine Neugierde zu befriedigen.
    Henry St. Clair gab nicht auf. Er flüsterte mit scharfer Stimme: »Sind es die Geister aus dem Totenreich?«
    »Nein, das sind sie nicht!«
    Diesmal hatte ich gesprochen, und ich erlebte seine Reaktion, die aus einem entsetzten Laut und einer scharfen Bewegung in meine Richtung bestand.
    »Die Toten«, flüsterte er, »es sind die Toten. Sie... sie...«
    »Ich lebe, Henry!«
    Er reagierte wie jemand, dem sämtliches Nachdenken genommen worden war. Und es war auch verständlich. Mit einer wuchtigen Bewegung riss er sein Schwert in die Höhe und sprang genau dorthin, wo ich stand, um dabei die Waffe nach unten sausen zu

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