Die Jerusalem-Krise
lassen...
***
»Und Sinclair wird uns zu ihm führen...«
Es waren genau die Worte, die Suko hörte, als er aus seinem Zustand erwachte. Er schlug die Augen auf. Er merkte, wie schwer ihm das fiel. Obwohl er auf dem Boden lag, kam es ihm vor, als hätte sich sein Gewicht verdreifacht. Die Arme, die Beine, der Kopf, all das schien mit Metall gefüllt zu sein, und Suko wünschte sich eine erneute Bewusstlosigkeit herbei.
Der Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. So blieb er weiter liegen und lauschte dem Flüstern der Stimmen. Es sprachen ein Mann und eine Frau, aber sie redeten jetzt leiser, und sie stellten auch nicht mehr John Sinclair in den Mittelpunkt.
Suko konnte überhaupt nicht verstehen, was die beiden sagten. Es war ihm auch relativ unwichtig, denn er interessierte sich jetzt mehr für sich selbst und wie er in diesen Zustand hineingeraten war.
Doreen Kelly, John und er!
Als Trio hatten sie die alte Kirche betreten und waren auch gemeinsam hinunter in die Krypta gestiegen, wo die zahlreichen alten Särge standen. Sie hatten auch das Bild an der Wand entdeckt. Drei Personen waren darauf zu sehen gewesen.
Dann war es passiert!
Suko hatte nichts mitbekommen. Nur der Stich an seiner rechten Halsseite war ihm aufgefallen. Aber hier flogen keine Mücken. Nach dieser Berührung war es gelaufen.
Er erinnerte sich nicht mal daran, dass er zu Boden gefallen war. So schnell hatte das verdammte Gift gewirkt, und Suko hob jetzt seine rechte Hand unter großen Mühen an, um an die Stelle zu gelangen, an der er den stichartigen Einschlag gespürt hatte.
Er strich mit den Fingerkuppen von unten nach oben, und das sehr schwerfällig. Es dauerte nicht lange, da wusste er Bescheid. Mit dem Finger tastete er gegen die Nadel, die im Fleisch steckte, aber zur rechten Seite hin abgeknickt war.
Suko zupfte sie heraus. Danach warf er sie zu Boden und war froh über seinen ersten Erfolg.
Die Frau und der Mann unterhielten sich noch immer. Sie flüsterten. Ein paar Mal fiel wieder der Name John Sinclair. Der sorgte bei Suko zumindest für eine geistige Bewegung.
Wenn schon über John Sinclair gesprochen wurde und er nicht antwortete, konnte das nur bedeuten, dass er verschwunden war. Wohin, das wussten die anderen wohl auch nicht, sonst hätten sie die Verfolgung aufgenommen. Das aber taten sie nicht, sondern redeten nur über ihn, und genau damit hatte Suko Probleme.
Da er auf dem Rücken lag, war es ihm kaum möglich, etwas zu erkennen. Er sah nur die Decke über sich und wunderte sich im ersten Moment über das kalte Licht in der Krypta. Bis ihm einfiel, dass hier zwei Scheinwerfer standen, deren Strahlen auf das ungewöhnliche Bild an der Wand gerichtet waren.
Gift!, dachte er. Sie haben mich mit einem verdammten Gift lahm gelegt, und ich muss warten, bis die Wirkung nachlässt. Aber hat sie schon nachgelassen?
Fit fühlte er sich nicht, doch Suko war niemand, der lange liegen blieb. Er musste etwas tun und stellte zunächst mal fest, dass man ihm die Waffe abgenommen hatte.
Wäre es anders gewesen, wäre er fast enttäuscht gewesen. In seiner Nähe stand einer dieser Steinsärge. Ihn suchte sich Suko als Stütze aus, um auf die Füße zu kommen. Es bereitete ihm Mühe, den rechten Arm zur Seite zu strecken und über den Boden gleiten zu lassen, aber seine Hand fand den nötigen Halt an dem rauen Gestein.
Es störte ihn niemand, und so stemmte sich Suko in die Höhe. Es war kein normales Auf stehen. Er musste große Kraft aufwenden. Der Körper war noch immer wie mit Eisen gefüllt, und er freute sich darüber, als er es geschafft hatte, sich hinzuknien. Er löste seine Hand von der Stütze und stellte fest, dass es keinen Körperteil gab, der nicht in Schweiß gebadet war. Wie dickes Wasser rann er an seiner Stirn herab. Das war kein Kriterium für ihn, denn er machte weiter. Das musste er tun. Er wollte sich selbst beweisen. Schwäche zu zeigen war der erste Weg in die Niederlage.
Das Gift war noch immer nicht von seinem Körper abgebaut worden. Manchmal hörte Suko das Rauschen des Blutes in seinem Kopf. Er spürte auch den Druck hinter den Augen und bekam jeden Schlag des Herzens doppelt so laut mit.
Auch sein Sehvermögen hatte gelitten. Suko glaubte, einige Dinge doppelt zu sehen. Er merkte auch den Schwindel und verhielt sich völlig still. Als der Schwindel sich verflüchtigte, verbesserte sich auch sein Sehvermögen. Er nahm nichts mehr doppelt wahr, senkte den Blick und erschrak bis ins Mark.
Vor ihm lag
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