Die Jerusalem-Krise
deshalb haben wir dich vorgesehen, es zu versuchen.«
Suko blieb hart und sagte: »Ich bringe euch nicht weiter!«
Die Mündung der Waffe bewegte sich leicht an seinem Kopf. »Oder willst du eine Kugel?«, flüsterte Alan Long.
»Wer will das schon?«
»Eben. Dann tu genau das, was Doreen dir sagt. Wenn du Glück hast, kommen wir auf deinen Vorschlag zurück. Außerdem ist die Wand leer. Es ist keiner dabei, der dich angreifen könnte, wenn sie sich dir öffnet. Lange warte ich nicht mehr.«
»Gut, ich gehe.«
»Na endlich!«
Suko stand auf. Dass er sich so langsam und schwerfällig bewegte, war nicht geschauspielert. Es lag einzig und allein daran, dass die Nachwirkungen der giftigen Dosis noch immer in seinem Körper steckten und seine Reaktion beeinflussten.
Er spürte die Belastung und das Ziehen überall am Körper. Die Arme waren noch schwer, die Beine ebenfalls. Er musste sich auf den rechten Fuß stemmen, um überhaupt hochzukommen, und als er es geschafft hatte, wäre er beinahe wieder zusammengebrochen.
Doreen Kelly und Alan Long ließen ihn nicht aus den Augen. Sehr genau schauten sie zu, was er tat, und die Mündungen ihrer Waffen wiesen von zwei Seiten auf ihn.
Endlich stand Suko.
Die letzten Anstrengungen hatten ihm wieder den Schweiß aus den Poren getrieben. Er fühlte sich, als wäre er mit einer unsichtbaren Last beladen worden, die sogar auf seinen Knien lastete und ihm das Gehen erschwerte. So bekam er seine Füße kaum vom Boden hoch. Die Sohlen schlurften über das alte Gestein hinweg, und nach einigen kleinen Schritten blendete ihn das Licht.
Durch Suko’s Kopf jagten natürlich die Gedanken. Er suchte auch nach Möglichkeiten, sich aus dieser Lage zu befreien. Einfach würde es nicht werden, und verbrennen wie dieser Smith wollte er auch nicht. Allerdings waren es bei ihm andere Umstände gewesen. Da hatte es noch das Bild gegeben, und auch mit John Sinclair konnte er sich nicht vergleichen. Er war nicht der Sohn des Lichts. Er befand sich nicht im Besitz des Kreuzes, und seine Vergangenheit war eine völlig andere.
Es waren nicht viele Schritte, die Suko so schwerfällig zurücklegen musste. Ihm wäre es lieber gewesen, noch mehr Zeit zu haben, aber das war jetzt vorbei.
Er stand vor der Wand.
»Fass sie an!«, befahl Doreen.
Suko hob den rechten Arm. Er brauchte ihn nur ein Stück nach vorn zu strecken, um die Hand gegen die Wand zu drücken.
Er tat es.
Es passierte – nichts!
***
Lachen! Erleichtert sein. Sich freuen und dabei auf die Schenkel schlagen, das alles hätte Suko gern getan, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, dass die Wand ihn nicht verschluckt hatte.
Andererseits war er beinahe ein wenig enttäuscht, und er drückte seine Hand noch fester gegen das Gestein. Die Wand blieb völlig normal. Es gab keine Veränderung.
Hinter seinem Rücken hörte Suko ein Geräusch, das entsteht, wenn jemand wütend mit dem Fuß auftritt. Sofort danach hörte er Doreen Kellys Stimme. »Das habe ich mir fast gedacht!«, rief sie wütend. »Man hat uns hier ausgehebelt!«
»Aber Sinclair ist doch...«
»Hör auf mit Sinclair, Alan. Du bist nicht Sinclair, ich bin es auch nicht. Er hat es geschafft. Er wird an den Schatz herankommen, und wir haben das Nachsehen. So habe ich mir das nicht vorgestellt.«
Suko mischte sich nicht in den Dialog der beiden ein. Er blieb ruhig und wartete ab. Wenn er etwas sagte, würden sie ihm doch nicht glauben.
»Reg dich nicht auf, Doreen. Glaubst du, dass Sinclair für immer in der Vergangenheit verschwunden bleibt?«
»Weiß ich doch nicht.«
»Kein Sinclair. Das weiß ich besser, Doreen. Der wird wieder zurückkehren, und zwar mit einem bestimmten Wissen. Und wenn das passiert ist, sitzen wir am längeren Hebel. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Wir haben eine Geisel!«
Doreen Kelly schwieg. Sie dachte nach. Suko hörte, wie sie sich räusperte. »Gar nicht so schlecht gedacht«, sagte sie dann mit leiser Stimme. »Das könnte klappen.«
»Das wird so geschehen.«
Wieder dachte sie nach. »Und was könnte passieren, wenn er nicht zurückkehrt?«
»Dann werden wir unsere Spuren hier verwischen.«
Suko hatte genau zugehört. Besonders der letzte Satz ließ ihn aufhorchen. Das Verwischen der Spuren konnte nur eines bedeuten. Dass sie einen lästigen Zeugen loswerden wollten, und da gab es nur einen.
Er ging nicht darauf ein. Die Wand diente ihm nach wie vor als Stütze. Er war natürlich ein
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