Die Joghurt-Luege
versucht, sie auf einen anderen Organismus zu übertragen. Im Fokus der Forscher stehen agronomische Eigenschaften von Nutzpflanzen. Gentechnische Veränderungen können die Widerstandskraft gegen Insekten, Fadenwürmer, Bakterien, Pilze, Viren und gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln erhöhen. Zu den wichtigsten Zielen gehören die Erzeugung einer Insektenresistenz, einer Herbizidresistenz, einer Virusresistenz und einer Pilzresistenz (siehe Tabelle 23). Zwei Beispiele aus der Praxis:
Insektenresistenz Bt-Mais der Firma Syngenta enthält das Gen eines Bodenbakteriums. Das Bodenbakterium Bacillus thuringiensis produziert ein Eiweiß, das den Maiszünsler, dessen Raupe ein gefürchteter Maisschädling ist, abwehrt. Mithilfe gentechnologischer Methoden ist es gelungen, das Gen, das die Produktion dieses |224| Eiweißes anstößt, in das Genom von Mais einzubauen. Der Bt-Mais ist in der Lage, eigenständig während aller Wachstumsstadien in Blättern, Fasern und Stängeln das Anti-Maiszünsler-Eiweiß zu produzieren.
Produkt
Hersteller
Eigenschaft
Zulassung
Soja
SojabohneGTS 40/3/2
Monsanto
Herbizidresistenz (Round up)
seit 1996 als Lebens- und Futtermittel zugelassen
Raps
Raps: Topas 19/2
Agrevo, heute Bayer Crop Science
Herbizidresistenz
seit 1998 als Lebens- und Futtermittel zugelassen
Raps: MS1; RF1
Plant Genetic Systems, heute Bayer Crop Science
Herbizidresistenz
seit 1997 als Lebens- und Futtermittel zugelassen, in Frankreich nicht zugelassen.
Raps: MS1;RF2
Plant Genetic Systems, heute Bayer Crop Science
Herbizidresistenz
seit 1997 als Lebens- und Futtermittel zugelassen, in Frankreich nicht zugelassen
Raps: GT73
Monsanto
Herbizidresistenz
31. August 2005
Mais
Mais: Bt 176
Ciba-Geigy, heute Syngenta
Insektenresistenz Herbizidresistenz
seit 1997 freie Vermarktung EU-weit
Mais: Mon 810
Monsanto
Insektenresistenz
seit 1989 freie Vermarktung EU-weit
Mais:T25
AgrEvo, heute Bayer Crop Science
Herbizidresistenz
seit 1998 freie Vermarktung EU-weit
Mais: Bt 11
Sandoz, heute Syngenta
Insektenresistenz
seit 1998 als Lebensmittelrohstoff und Futtermittel zugelassen
Mais: Bt 11
Sandoz, heute Syngenta
Insektenresistenz
seit 2004 Verwendung als Maiskolben und Süßmais
Tabelle 23: EU-weit zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzensorten
Herbizidresistenz Herbizide wie »Roundup« (Hersteller: Monsanto) oder »Liberty« (Hersteller: Bayer) besitzen ein sehr breites |225| Wirkspektrum gegen Wildpflanzen. Die enthaltenen Substanzen sind chemisch mit Stoffen verwandt, die von Bodenmikroorganismen gebildet werden. Sie töten nicht nur Ackerkratzdistel, Quecke, Ampfer, Ackerwinde & Co., sondern auch die Kulturpflanzen selbst. Beispielsweise blockiert der Wirkstoff von Roundup einen für die Pflanzen lebenswichtigen Stoffwechselweg, indem es ein einzelnes Enzym, das EPSPS, in seiner Arbeit hemmt. Werden Pflanzen mit diesem Herbizid behandelt, sterben sie ab – eben auch Nutzpflanzen wie Sojabohnen. Genetiker entdeckten nun im Bodenbakterium Agrobacterium ssp. Stamm CP4 ein Toleranzgen gegen das Totalherbizid. Um die Kulturpflanze vor dem Gift zu schützen, übertrugen sie dieses Gen in das Erbgut von Sojabohnen, die als Roundup-Ready-Soja erstmals 1994 in den USA, schließlich in Argentinien, Kanada und Mexiko und 1996 auch in Europa und Japan für den Import und zur Verarbeitung zugelassen wurden.
Die Gentechnik hat in den vergangenen 20 Jahren enorm zum Verständnis grundlegender Mechanismen der Vererbung beigetragen. Heute wissen die Forscher viel über die Expression von Genen, das Verändern von Erbgut und Selektionskriterien, auch unter dem Gesichtspunkt von Evolutionsstrategien und Züchtung. Sie kennen sowohl einzelne Moleküle als auch Makromoleküle, jene Molekülaggregate aus bis zu mehreren Tausend Bausteinen, Bestandteile also, aus denen jeder Organismus besteht. Die Forscher können schon einzelne Seiten im Buch des Lebens lesen, können viele Wechselwirkungen von Substanzen und Stoffwechselvorgänge im Detail unterscheiden. Beflügelt von solch exponentiellem Wissenszuwachs erkannte die Industrie das enorme Potenzial, das in den Genen steckt. »Pflanzen sind wunderbar zur Reproduktion geeignet«, bedauerte 1976 der Chef der Agroabteilung beim US-Chemiekonzern Monsanto, Richard Mahoney, »aber ihre Effizienz als Nahrungsmittelversorger ist kümmerlich.« 41 Dass dieses Problem dank gentechnologischer Methoden nicht nur fassbar, sondern auch lösbar ist, zeigten die kommenden Jahre. Die Industrie fungierte als
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