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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Geburtshelfer der wohl diffizilsten Art, Lebensmittel herzustellen, mit dem Ziel, ihre hochfliegenden Umsatzträume zu verwirklichen.
    China war das erste Land der Welt, das Anfang der 1990er Jahre |226| mit virusresistentem Tabak transgene Pflanzen auf den Markt brachte. Später folgte das wohl berühmteste Lebensmittel mit verändertem Erbgut, die Anti-Matsch-Tomate »Flavr Savr« (übersetzt: »Geschmackserhalter«) der US-Firma Calgene. Eigentlich hat die Natur vorgesehen, dass Tomaten reifen und faulen, damit sie ihre Samen freisetzen und so für Nachkommen zu sorgen. Dazu produziert die Pflanze Enzyme, unter anderem Polygalacturonase (PG), die die Zellwände der Frucht auflösen, sodass sie erst welk wird, wenig später matschig. Doch so Unappetitliches schreckt die Kundschaft. Deshalb werden Tomaten vorzugsweise unreif geerntet, gewachst, mit Ethylen begast und erst dann zum Verkauf angeboten. Was dem Auge wohltut, enttäuscht aber schon beim ersten Biss: Solche Tomaten schmecken fade und wässrig; das typische Aroma bleibt auf der Strecke, der Esser greift beim nächsten Mal lieber zu Paprika oder Salat. Gentechnologen fanden einen Weg aus der Misere und erreichten, dass die Tomaten länger am Strauch hängen dürfen und trotzdem nicht so schnell verderben, indem sie das Gen ausschalteten, das normalerweise die Synthese von Polygalacturonase in Gang setzt. Dafür brachten sie eine Negativkopie des Gens, ein so genanntes Antisense-Molekül, in das Erbgut von Tomaten ein, sodass die Produktion von Polygalacturonase nicht mehr stattfinden konnte. Einziger Wermutstropfen: Am Verfall sind außer diesem Enzym noch andere beteiligt, sodass auch »Flavr Savr« keine ewige Jugend vergönnt ist. Die legendäre Frucht wurde 1994 von der amerikanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) zugelassen und wurde, nicht gerade im Sinn des Herstellers, zum Inbegriff des negativ geprägten Begriffs »Genfood«. Wenige Jahre nach der Anti-Matsch-Tomate gelangten in den USA auch transgener Mais, Sojabohnen, Kartoffeln, Raps, Kürbis und Baumwolle auf den Markt. Bis Ende 2000 wurden weltweit über 50 Zulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen oder deren Produkte zu kommerziellen Nutzung ausgesprochen, neben den bereits genannten auch für veränderte Sorten von Radicchio, Melonen, Papayas, Zuckerrüben und Reis.
|227| Grüne Gentechnologie – viel Risiko bei wenig Nutzen ?
    Niemand kann bestreiten, dass es keinen absoluten Schutz gegen eine Verbreitung von manipuliertem Genmaterial gibt. Doch was kann passieren? Schon weil es praktisch unmöglich ist, bei der Ernte oder während der anschließenden Bodenbearbeitung sämtliche Pflanzenteile einer gentechnisch veränderten Kultur zu entfernen, beschäftigt diese unbequeme Frage seit langem Fachwelt, Verbraucher und Umweltschützer. Denn stets verbleiben Pflanzenreste, Wurzeln, abgestorbene Teile oder Samen mit teils intakter genetischer Information in der Erde oder auf dem Ackerboden. Für sämtliche der folgenden Beispiele lassen sich wissenschaftliche Belege finden:
Pollen oder Samen werden durch Wind, Wildtiere, Insekten, Spaziergänger, landwirtschaftliche Maschinen etc. verbreitet. Über den Pollen können genetische Informationen gentechnisch veränderter Pflanzen auf andere Arten übertragen werden; es könnten Bastarde mit bislang unbekannten Eigenschaften entstehen (Beispiel: Unkräuter mit Herbizidresistenz).
Samen gentechnisch veränderter Pflanzen können in labile Ökosysteme eingeschleppt werden, dort auskeimen und irreversible Schäden anrichten.
Auch die Übertragung von Genen aus abgestorbenem Pflanzenmaterial ist denkbar. Sie könnten in andere Pflanzen eingebaut und schließlich weitervererbt werden. Außerdem könnten pflanzliche Gene auf Mikroorganismen übergehen.
    Seriöse Forschungseinrichtungen, darunter viele Universitäten auf der ganzen Welt, entwickelten Laborversuche, in denen die Auswirkungen getestet werden. Einige dieser Studien verdienen aufgrund ihrer Brisanz besondere Erwähnung.
Risikoforschung : Der Flügelschlag der Schmetterlinge
    Im Jahr 1999 spielten Monarchfalter (Danaus plexippus) in einer Publikation des britischen Fachblatts Nature , das neben anderen Arbeiten |228| berühmter Wissenschaftler schon jene von Charles Darwin veröffentlicht hatte, die Hauptrolle. Die Wissenschaftler an der Cornell University hatten herausgefunden, dass Raupen des Monarchfalters, nachdem sie den Pollen von

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