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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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über das allergene Potenzial von genveränderten Pflanzen sein kann, hatte sich 1996 gezeigt. Damals hatte die Züchtungsfirma Pioneer Hi-Bred ein Paranussprotein in Sojabohnen eingepflanzt mit dem Ziel, die Sojabohne zu befähigen, |236| Methionin zu bilden. Methionin ist eine essenzielle Aminosäure, für die menschliche und tierische Ernährung also sehr wichtig. Die transgene Sojabohne sollte als Tierfutter verwendet werden, um das Zufüttern von Methionin einsparen zu können. Weil die Paranuss als Auslöser von Allergien bekannt ist, hatte die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) auf entsprechenden Tests bestanden. Pioneer Hi-Bred fügte sich, die Ergebnisse waren alarmierend. Bei Hauttests entwickelten die nusssensitiven Probanden sogar noch bei starken Verdünnungen der Sojapflanzenextrakte deutliche Reaktionen. Bluttests bestätigten das hochallergene Potenzial der Pflanze. Das war auch der Grund dafür, dass die Forscher darauf verzichteten, die Versuchspersonen auch noch von der Sojabohne kosten zu lassen. »Das würde ein Risiko für diese Menschen bedeuten. Die meisten von ihnen entwickeln lebensbedrohliche Symptome, wenn sie versehentlich Paranüsse essen«, heißt es im Abschlussbericht. 55 Pioneer verzichtete daraufhin auf eine Markteinführung.
    Für gentechnisch veränderte Lebensmittel, bei denen die Allergenität unbekannt ist und auch keine Seren sensibilisierter Patienten vorliegen, wäre eine solche Überprüfung wesentlich aufwändiger. Normalerweise sind nämlich bekannte Eiweiße die Auslöser einer Allergie. Sobald aber Fremdgene in eine Pflanze eingepflanzt werden, können neue, bislang unbekannte Proteine entstehen. Bei Eiweißen, die als Allergieauslöser bekannt sind, gibt es gewisse Testmöglichkeiten. Anders sieht es aus, wenn die Eiweiße bisher nicht zu unserem Nahrungsmittelrepertoire gehörten. 56 Allerdings: Nicht jede gentechnisch veränderte Pflanze besitzt ein Fremdgen; bei manchen wird ein Gen, das eine unerwünschte Eigenschaft kodiert, »abgeschaltet«. Ein Beispiel hierfür ist die Anti-Matsch-Tomate, die mittlerweile wieder vom Markt verschwunden ist, aus geschmacklichen Gründen, wie es zur Begründung hieß. Neue Allergene können dagegen auch in exotischen Früchten stecken, mit Neuzüchtungen in die Regale kommen oder durch innovative Verarbeitungsverfahren entstehen. Mithilfe der Gentechnik kann das Allergierisiko andererseits sogar gesenkt werden, indem die Synthese der Hauptallergene in den entsprechenden Organismen unterbunden wird. Erste bescheidene Erfolge gibt es bei Reis, der Durchbruch lässt bisher aber auf sich warten.
    |237| Die Frage, ob Gentechnik prinzipiell das Allergierisiko erhöht, ist daher mit Nein zu beantworten. Was bleibt, ist das unerforschte Risiko.
Problem Antibiotikaresistenz
    Antibiotika sind ein Segen für die Menschheit. Sie bekämpfen die Erreger von Lungenentzündungen, Tuberkulose, Diphtherie und Scharlach, helfen gegen bakterielle Hirnhautentzündungen, Harnwegsinfekte und Abszesse. Seit mehr als 50 Jahren retten die verschiedenen Wirkstoffe das Leben von Menschen und Tieren, indem sie Krankheitskeime hemmen oder töten, ohne den behandelten Organismus wesentlich zu beeinträchtigen. Doch in den letzten Jahren beobachten Mediziner mit wachsendem Grauen eine zunehmende Ausbreitung resistenter Keime, die auf eine Antibiotikumbehandlung nicht mehr ansprechen. Die Resistenzentwicklung hat derart dramatische Ausmaße angenommen, dass manche Fachleute einen Rückfall in die Zeit ohne wirksame Antibiotika befürchten. Dass die pharmazeutische Industrie nicht mehr genug neue Antibiotika nachliefern kann, gegen die die Keime noch nicht resistent sind, trägt nicht gerade zur allgemeinen Beruhigung bei.
    Resistenzen entstehen schleichend und haben mehrere Ursachen. Einer der Hauptgründe liegt in der mangelnden Disziplin von Kranken: Sobald sich ihre Symptome bessern, verzichten sie auf eine weitere Einnahme, obwohl der Arzt sie ausdrücklich darauf hingewiesen hat, die Packung zu Ende zu nehmen. Auch eine insgesamt zu geringe Dosis in der Humanmedizin und der massenhafte, häufig sogar prophylaktische Einsatz in der Landwirtschaft kann das Entstehen resistenter Stämme fördern.
    Daneben gibt es eine geringe, aber immerhin denkbare Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich Antibiotikaresistenzgene transgener Nahrungspflanzen auf menschliche Darmbakterien übertragen. Mag dieses Faktum beim Thema Resistenzen auch kaum ins Gewicht

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