Die Joghurt-Luege
beispielhaft einige in Deutschland zugelassene Pestizide auf, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein, und die zu den 100 am häufigsten angewandten Pflanzenschutzmitteln gehören.
Auch Gemüse aus deutschen Landen ist nicht immer frei bedenklicher Pestizidmengen, belegte eine 2005 im Auftrag von Greenpeace-EinkaufsNetz durchgeführte Untersuchung. 112 Proben waren belastet. 78 In 27 Proben fanden die Tester Wirkstoffe, die vom zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) |259| gar nicht oder nicht für die betroffene Gemüseart zugelassen waren. Die Folgen sind fatal. Denn die nachgewiesenen Spritzmittel können Krebs auslösen, die Fortpflanzung beeinträchtigen oder sind schädlich für das Hormon- oder Nervensystem.
Tabelle 29: Rückstandsbefunde einiger in Deutschland zugelassener Pestizide
Quelle: Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF): Gefahren durch hormonell wirksame Pestizide und Biozide, 2002/eigene Recherchen
* PL=pflanzliche Lebensmittel, OG=Oberflächengewässer, GW=Grundwasser
Gekauft wurde die Ware im September 2005 bei führenden Supermarktketten in Berlin, Dresden, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Mannheim, München und Stuttgart, um anschließend auf 300 Pestizide geprüft zu werden. Das Resultat war schockierend. Sieben der insgesamt 35 nachgewiesenen chemischen Spritzmittel sind hierzulande in der Landwirtschaft grundsätzlich verboten: Diethofencarb, Endosulfan, Methomyl, Cypermethrin, Vinclozolin, Pyriproxyfen und Procymidon. Einige weitere Wirkstoffe sind nur für andere Kulturpflanzen zugelassen, nicht aber für jenes Gemüse, in dem es gefunden wurde. Allerdings können die Bundesländer ihre Anwendung in Ausnahmefällen genehmigen. Greenpeace konnte für sechs Proben, auf denen Hersteller und Anbauland genannt waren, überprüfen, ob solche Genehmigungen vorlagen, und präsentierte auch hier Alarmierendes: Für vier dieser Proben lag keine Ausnahmegenehmigung |260| der Länder vor. »In diesen Fällen wurden eindeutig illegale Pestizide eingesetzt«, monierten daher die Umweltschützer.
Für die Proben ohne Herstellerangabe forderte Greenpeace die verkaufenden Supermarktketten und Lebensmittelüberwachungsbehörden auf, die nach EU-Recht vorgeschriebene Rückverfolgung zum Hersteller vorzunehmen und diese offen zu legen. Die Ergebnisse der Greenpeace-Aktion lösten einen Sturm der Entrüstung aus und zwangen einzelne Handelsketten, Lücken im Kontrollsystem zuzugeben.
Dabei hätte man Zeit gehabt, solche Mängel zu beheben. Denn schon im Juli 2004 hatte Greenpeace illegale Pestizide in Obst und Gemüse gefunden. 79 Vor allem Tafeltrauben, die aus dem Angebot der sieben größten deutschen Supermarktketten Aldi, Edeka, Metro, Lidl, Rewe, Spar und Tengelmann stammten, waren betroffen: Nur eine der 23 Traubenproben aus konventionellem Anbau war frei von Spritzmittelresten. Bei 35 Prozent der Proben wurden die gesetzlichen Grenzwerte für Pestizide erreicht oder sogar bis zum 14fachen überschritten. Im Vorjahr hatte die Überschreitungsquote bei Traubentests noch bei 25 Prozent gelegen. Zudem fanden sich in den meisten Trauben »gesundheitlich besonders bedenkliche Giftcocktails mit bis zu acht Pestiziden gleichzeitig«, wie die Umweltschutzorganisation mitteilte. Weil der Verkauf solch belasteter Ware gegen das Lebensmittelgesetz verstößt, erstattete Greenpeace Anzeige gegen Aldi, Metro und Tengelmann. »Trauben gehören heute zu den am stärksten mit giftigen Pestiziden belasteten Früchten«, erklärte Manfred Krautter, 80 Chemieexperte von Greenpeace. Obwohl inzwischen der Verkauf von einem Drittel der Trauben aus den Mittelmeerländern gesetzwidrig ist, werde von den Handelsketten und der Lebensmittelüberwachung nichts dagegen unternommen.
Vieles spricht dafür, dass die Politik das Problem aussitzen wollte, ohne etwas dagegen zu tun. Im Juli 2004 hatte Greenpeace das Bundesverbraucherschutzministerium aufgefordert, gegen die zunehmende Pestizidbelastung in Obst und Gemüse einzuschreiten und Maßnahmen einzuleiten. »Doch bisher blieb das Künast-Ministerium jede Antwort schuldig«, schrieb Greenpeace im Jahr 2004. Ebenfalls im Juli 2004 hatte Greenpeace bei Paprika einen deutlichen Anstieg |261| der Grenzwertübersteigungen gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Tatsächlich bestätigte auch die EU-Kommission, dass sich der Anteil der Pestizidgrenzwertüberschreitungen in pflanzlichen Lebensmitteln von 3 Prozent im Jahr 1996 auf 5,5
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