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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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fuhr zu Byron und Horatio herum und starrte auf das erhabene Relief eines Ritters mit dem typischen Templerkreuz, das mitten auf dem halb von Erde befreiten Sarkophag prangte.
    »Heiliger Bimbam, wir haben den Royal Flush gezogen!«, stieß Alis tair mit breitem Grinsen hervor. »Wofür ein dämlicher Ausrutscher manchmal doch gut sein kann!«
    »Hören Sie auf damit und eilen Sie lieber nach oben, um die Pferde einzuspannen!«, forderte van Helsing sie auf, der mittlerweile mit Axt und Pfahl in den Händen über den dritten Sarg gebeugt stand. »Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit!« Und bei diesen Worten schlug er auch schon mit der Axt zu. Es gab einen schauderhaft dumpfen Laut, der ihnen eine Gänsehaut über den Körper jagte.
    »Wieso?«, fragte Harriet und war froh, nicht mit ansehen zu müssen, wie van Helsing den damaligen Begleiter von Mortimer Pembrokes köpfte und pfählte. Und sie schluckte schwer, bevor sie fortfuhr: »Wenn Sie gleich auch Dracula auf dieselbe Weise behandelt haben, haben wir doch nichts mehr zu fürchten, oder?«
    »Die beiden Vampire haben Sie nicht mehr zu fürchten, das ist richtig«, erwiderte van Helsing, während er zum Pfählen überging. Und unter schwerem Keuchen rief er ihnen über die Schulter hinweg zu: »Aber die Explosion werden Sie nicht überleben. Dann bleibt hier nämlich kein Stein mehr auf dem anderen. Burg Negoi wird aufhören zu existieren!«
    Jäh hielten Byron und Horatio im Schaufeln inne und fuhren wie Harriet und Alistair mit ungläubigem Entsetzen zu ihm herum.
    »Welche Explosion?«, fragte Byron und ihm war, als hätte sich ihm plötzlich eine unsichtbare, kalte Hand um die Kehle gelegt.
    »Die der fünfzehn Dynamitstangen, die ich oben im größten der Vorratsgewölbe an drei Stützsäulen gebunden habe!«, lautete van Helsings Antwort. Er hob die blutbefleckte Axt auf und taumelte hi nüber zu Draculas Sarg. Dort holte er nicht nur einen weiteren Pfahl aus seiner Tasche, sondern auch fünf zusammengebundene Dyna mitstangen. »Die hier habe ich mir für dieses Gewölbe aufgehoben, wenn die Arbeit getan ist!«
    »Sind Sie verrückt?«, schrie Alistair, stürzte auf ihn zu und riss ihm die Stangen mit ihren aufgerollten Zündschnüren aus der Hand. »Sie hatten die ganze Zeit Ihre verdammte Tasche voll Dynamit und ha ben keinen Ton davon gesagt? Wir hätten uns den Weg in die Frei heit freisprengen können!«
    »Und wem hätte das genützt?«, fragte van Helsing ungerührt zu rück.
    »Uns!«, brüllte Alistair ihn an.
    »Was zählt schon Ihr Leben im Vergleich zu dem Segen, den Dracu las Tod für die Welt bedeuten wird«, sagte van Helsing.
    »Sie müssen den Verstand verloren haben!« Alistair ballte die Fäus te. »Über unser Leben entscheiden immer noch wir!«
    »Sie irren, die Entscheidung ist längst gefallen, denn die Zündschnüre brennen schon«, teilte ihnen der todkranke Arzt mit. »Es sind zwar sehr lange und langsam brennende Zündschnüre, weil ich nicht wusste, wie viel Zeit ich brauchen würde, aber allzu viel Zeit werden Sie nicht haben, um noch rechtzeitig die Pferde aus dem Stall zu holen und von der Burg zu kommen, bevor das Dynamit explodiert und hier alles zum Einsturz bringt. Versuchen Sie erst gar nicht, in das Kellergewölbe eindringen und die Zündschüre austreten zu wollen. Ich habe die Tür abgeschlossen und den Schlüssel in die Zisterne geworfen. Und wenn Sie die Tür mit dem Dynamit hier aufsprengen wollen, dann gehen die anderen drei Bündel gewiss auch mit hoch. Nun wissen Sie es: Die Zeit läuft uns davon! Und jetzt lassen Sie mich meine Arbeit tun, damit nicht alles vergebens gewesen ist!«
    »Wie viel Zeit bleibt uns?«, stieß Byron hastig hervor. »Sagen Sie es uns in Gottes Namen! Zumindest das sind Sie uns schuldig!«
    Van Helsing zuckte die Achseln. »Wenn es stimmt, was mir der Sprengmeister gesagt hat, dann brauchen diese Zündschnüre fünf zehn Minuten, um das Dynamit zu erreichen. Aber einige Minuten davon dürften mittlerweile schon verstrichen sein! Nun liegt es bei Ihnen, ob Sie hier mit mir sterben oder lieber Ihr Leben retten wol len! Gott sei mit Ihnen!« Damit wandte er sich gleichmütig um, hob die Axt und ließ sie nun auch auf Draculas Hals niedersausen.
    Byron schätzte, dass ihnen vielleicht noch zehn, elf Minuten blie ben, bevor eine gewaltige Explosion die Burg in Stücke reißen wür de. Er tauschte einen raschen fragenden Blick mit Horatio, ob sie es wagen und alles auf eine Karte setzen

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