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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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der Seite des

Bärenschädels ab. Jensen drehte sich um und sah, wie Flynn die Schleuder hastig mit einer zweiten

Kugel beschickte. Aber der Aufprall der Kugel juckte den Bären noch weniger als der Schlag mit

dem nunchaku. Jensen bereitete sich auf ein weiteres Schlag-und-Sprung-Manöver vor und

wartete nur darauf, dass der Bär in die richtige Position gelangte.
Doch just in dem Moment, als er sich vom Boden abstoßen wollte, regte sich unter seinen Füßen

etwas Unsichtbares unterm Teppich aus totem Laub. Der Sprung misslang, und für einen

entscheidenden Sekundenbruchteil reagierte er völlig unkoordiniert.
Und bevor er die Kontrolle zurückerlangte, traf die Bärentatze ihn mit Schmackes an der linken

Seite.
Er japste, als eine ganze Schmerz-Kaskade ihm durch den Brustkorb schoss. Die Wucht des Schlages

wirbelte ihn in der Luft herum und schleuderte ihn in ein Gebüsch. Er biss angesichts des

Schmerzes in der Seite die Zähne zusammen und versuchte den nunchaku wieder in

Kampfposition zu bringen. Aber die Waffe hatte sich im Gestrüpp verheddert. Er ließ sie dort, zog

stattdessen ein Messer aus der Scheide am Unterarm und richtete es auf den Bären, der auf ihn

zusprang. Er wusste, dass er nur eine einzige Chance hatte; eine Chance, das Tier ins Auge zu

treffen und es hoffentlich so schnell zu töten, dass es keine Zeit mehr hatte, seinerseits einen

tödlichen Schlag zu führen. Der Bär kam bis auf zwei Meter an ihn heran und riss das Maul mit

großen weißen Zähnen auf...
Und dann schoss wie eine schwarz umhüllte Kanonenkugel Flynn in sein Blickfeld - den Körper

seitlich weggedreht, dicht überm Boden und die Knie an die Brust gezogen flog er im Bogen gegen

die Seite des Bären. Er drückte die Beine in einer zuckenden Tritt-Doublette durch, und die

Stiefelsohlen trafen den Bären mit einer solchen Wucht seitlich am Hals, dass das Tier umkippte

und zu Boden fiel.
Flynn ging ebenfalls zu Boden, rappelte sich aber wieder auf und griff zum nunchaku. Doch

nun hatte der Bär endgültig die Schnauze voll. Er richtete sich auf, fletschte noch einmal die

Zähne gegen die Angreifer, und dann wandte er sich ab und trottete in die Richtung, in der das

Junge verschwunden war. Ein paar Sekunden später war er außer Sicht.
»Das muss wohl der verrückteste durchgängige Bewegungsablauf sein, den ich jemals gesehen habe«,

sagte Jensen und atmete so flach wie möglich.
Die ganze linke Seite schien zu brennen, und er hatte das Gefühl, als ob bei jedem Atemzug jemand

mit einem Schürhaken im Feuer herumstocherte. »Muss einer von Mordecais Tricks sein.«
»Das ist ein sogenannter Tür-Räumer«, sagte Flynn, steckte den nunchaku wieder in die

Scheide und kniete sich neben Jensen hin. »Alles in Ordnung?«
»Kaum«, gestand Jensen und fasste sich vorsichtig an die Seite. »Ich glaube, ich habe mir eine

Rippe gebrochen. Vielleicht sogar mehr als eine.«
»Verdammt!«, murmelte Flynn und schob vorsichtig die Fetzen von Jensens Mantel und Hemd

zurück.
»Wenigstens haben die Klauen nicht den Flexarmor perforiert.«
»Nein, auf diese Art werde ich an inneren Blutungen sterben«, sagte Jensen. »Das ist auch viel

reinlicher so. He, ist nur Spaß, ist doch nur Spaß«, fügte er hastig hinzu, als Flynn entsetzt

die Augen aufriss. Er vergaß manchmal, dass diese Trainees noch halbe Kinder waren und diesen

rabenschwarzen Humor aus Kriegszeiten nicht kannten, den er und die anderen Blackcollars

kultivierten. »Ich glaube nicht, dass ich blute; jedenfalls nicht sehr stark. Zumal jeder Kampf,

nach dem man noch auf zwei Beinen zu gehen vermag, als Sieg zählt. Apropos gehen, würdest du mir

aufhelfen?«
»Solltest du nicht lieber liegen bleiben, bis wir genau wissen, was dir fehlt?«, fragte Flynn,

packte Jensen am Arm und zog ihn aus dem Gebüsch.
»Gute Idee«, sagte Jensen und biss die Zähne zusammen, als er einen heißen, gleichsam

rotglühenden Schmerz verspürte. »Die nächsten medizinischen Einrichtungen sind im Ryqril-Camp.

Ich werde solange hier warten.«
»Ich meinte doch nur...«
»Ich weiß schon, was du meintest«, sagte Jensen ihm. »Und wir werden ganz bestimmt noch darauf

zurückkommen. Aber es wird schon hell, und wir müssen uns eine Deckung suchen.«
Flynn zog eine Schnute, nickte aber gehorsam.
»Du bist der Boss. Ganz vorsichtig.«
Mit vereinten Kräften - wobei Flynn die Hauptarbeit leistete - gelang es ihnen, ihn aus dem Busch

zu

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