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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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abdriftete.

6
    Der Belüftungsschacht, den die Fackel genutzt hatte, um ihre Hintertür in Aegis Mountain zu

installieren, lag ein paar Kilometer nordwestlich von der Stelle, wo sie gelandet waren. Jensen

war sich ziemlich sicher, dass er sie finden würde, aber er war so schlau, nicht auf direktem Weg

dorthinzugehen. Falls es der Sicherheit oder den Ryqril doch noch gelang, sie gefangen zu nehmen,

sollte ihre Reiseroute nicht direkt auf das Ziel weisen. Stattdessen führte er Flynn in

westlicher Richtung und hielt sich zwei Bergketten nördlich des Highways, der an der Ryqril-Basis

vorbeilief. Dabei suchte er nach einer geeigneten Stelle, um nach Norden abzubiegen.
Etwa zwei Stunden vor der ersten Morgenröte fand er sie schließlich.
»Ist schon komisch«, sagte Flynn grummelig, als sie knöcheltief durchs eiskalte, schnell

fließende Wasser des Bachs wateten. »Ihr Survival-Experten sagt doch immer, dass fließendes

Wasser so gut geeignet sei, um Spuren zu verwischen. Aber ihr erwähnt leider nie, wie rutschig

diese Kiesbetten sind. Wie weit flussaufwärts wollen wir denn noch gehen?«
»Nicht sehr weit«, sagte Jensen und schaute nach rechts. Auf halber Strecke zum östlichen

Horizont erkannte er das schwache, blauviolette Gravitations-Licht einiger Flugzeuge, die am

Himmel kreuzten und eindeutig auf der Suche nach der Landezone des Abwurfs vom Vorabend waren. Er

hoffte, dass es sich nur um einen routinemäßigen Aufklärungsflug handelte und nicht etwa um ein

Anzeichen dafür, dass Skyler oder einer der anderen erwischt worden waren.
Er hoffte auch, dass sie nicht auf die Idee kämen, die Suche noch weiter nach Westen

auszudehnen.
»Wie weit ist nicht sehr weit ?«, hakte Flynn nach. »Ich frage aus dem Grund: Wenn ich die

Karte richtig im Kopf habe, bringt dieser Fluss uns zu weit nach Osten vom Ziel ab.«
»Du hast völlig recht«, pflichtete Jensen ihm bei. »Die Taktik ist Tarnen und Täuschen. Siehst

du, das Problem mit dem Trick des fließenden Wassers ist der, dass jeder ihn kennt. Das heißt,

dass, wenn - sagen wir, ein Aufgebot der Ryqril - uns bis zu diesem Bach verfolgt, werden sie

wissen, dass wir eine von zwei Richtungen eingeschlagen haben. Und dann müssen sie sich nur noch

aufteilen und die Stelle suchen, wo wir wieder an Land gegangen sind.«
»Dann suchen wir also nach steinigem Gelände, wo wir keine Spuren hinterlassen?«
»Nein, denn darauf würden sie auch kommen«, sagte Jensen. »Sie werden sich jede entsprechende

Stelle vornehmen, das Gelände an der Peripherie des Gesteins absuchen und die Stelle ausfindig

machen, wo wir wieder auf weicheren Untergrund gewechselt sind.«
Flynn ließ sich das für eine Weile durch den Kopf gehen. »Dann geht es also darum, sie in alle

möglichen Sackgassen laufen zu lassen, bis wir einen ordentlichen Abstand aufgebaut haben?«
Jensen lächelte. »Ich hatte eigentlich nicht die klassische Variante im Sinn. Ich sage dir

Bescheid, wenn ich es gefunden habe.«
Eine Viertelstunde später wurde er dann fündig.
»Hier«, sagte er und wies nach links, während das Wasser um seine Stiefel strudelte.
»Was hier ?«, fragte Flynn und schaute mit einem ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck auf

das große schlammige Areal, das sich acht Meter vom Ufer des Bachs bis zu den Bäumen im

Hintergrund erstreckte.
Ein paar Grastupfer lugten aus dem Schlamm, und ein paar Blätter, Rindenstücke und vermodertes

Holz lagen herum, doch sonst war das schlammige Terrain ziemlich unberührt. »Wir sollen also da

durchstiefeln und Spuren hinterlassen, die selbst ein Blinder mit Krückstock finden würde?«
»O du ungläubiger Thomas«, sagte Jensen missbilligend, nahm den Rucksack von der Schulter und

holte die Kletterhilfe sowie eine dünne Leine heraus.
»Pass auf - von mir kannst du noch was lernen.«
Er befestigte die Kletterhilfe an einem Ende des Seils und schlang das Seil in einer lockeren

Wicklung um den linken Unterarm. Dann fasste er die Leine einen halben Meter unterhalb der

Kletterhilfe, schwang den Haken senkrecht im Kreis und fixierte dabei die Baumreihe, die das

Schlammfeld auf der anderen Seite begrenzte. Was er brauchte, war ein kräftiger Ast mindestens

drei Meter überm Erdboden, und er hatte auch nur einen Versuch. Wenn die Kletterhilfe sich nicht

um den Ast wickelte und er sie durch den Schlamm zurückziehen musste, würden sie es an einer

anderen Stelle noch einmal versuchen müssen. Er suchte

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