Die Judas Variante
der Videoaufzeichnung der
Späher. »Sehen Sie es?«
»Ich sehe überhaupt nichts«, sagte Ramirez und beugte sich etwas zu ihm herüber. »Na schön, der
Transporter wird etwas langsamer. Aber es ist auch eine sehr kurvenreiche Straße.«
»Er wird nicht nur etwas langsamer«, entgegnete Bailey und schaute auf die zwei Ryqril,
die noch immer stumm an den Statusanzeigen standen. »Er wird viel langsamer. Und die
Straße ist in diesem Abschnitt auch nicht sehr kurvenreich. Und was noch wichtiger ist, er
verzögert gerade in dem Moment, als er diese Baumgruppe passiert, die einen so schönen
Sichtschutz bietet.«
»Aber wieso sollten sie gerade dort aussteigen?«, wandte Ramirez ein. »Der Transporter hätte bis
nach Shelter Valley doch noch einen weiten Weg zurückzulegen.«
»Nur dass Shelter Valley überhaupt nicht das Ziel ist, nicht wahr?«, rief Bailey ihm schroff in
Erinnerung. »Ich sage Ihnen, sie sind dort ausgestiegen. Wenn wir warten, bis der Transporter die
Stadt erreicht, haben wir eine Niete gezogen.«
»Und wenn wir Späher hochschicken, die mit Sensorscheiben die Gegend absuchen, werden wir sie mit
Sicherheit verschrecken«, gab Ramirez zu bedenken.
»Oberst... Bailey... hat... recht«, sagte Daasaa in einem Tonfall, der keinen Widerspruch oder
auch nur eine andere Meinung zuließ. »Die... Blackcollars ... haben... das... Fahrzeug...
verlassen.«
»Aber es gibt keine IR-Signaturen, die darauf hindeuten, dass irgendjemand diesen Bereich
verlassen hätte, Eure Eminenzen«, argumentierte Ramirez und deutete auf die Sensorenkarte.
»Weil sie sich so lange unter den Bäumen versteckt hatten, bis der Transporter die Aufmerksamkeit
der Späher von diesem Bereich abgelenkt hat«, sagte Bailey.
»Habt... ihr... jetzt... eine... Spur... von... ihnen?«, fragte Halaak unwirsch.
»Wir haben ein halbes Dutzend Späher, die auf Eure Befehle warten«, sagte Bailey. »Wenn die
Blackcollars da draußen sind, werden wir sie auch finden.«
Daasaa und Halaak wechselten Blicke, und es fiel Bailey auch nicht schwer, ihre Gedanken zu
lesen.
Wenn das nur ein weiteres raffiniertes Ablenkungsmanöver der Blackcollars war, um möglichst viele
Späher in die Berge zu locken, wäre Athena einem Angriff umso ungeschützter ausgesetzt.
Doch das war ein Risiko, das Bailey bereit war, einzugehen. Die Blackcollars waren da
draußen. Da war er sich ganz sicher.
»Was... wenn... sie... schon... untergetaucht... sind?«, fragte Halaak. »Wir... sollten...
jetzt... zugreifen... und... den... Transporter... stoppen.«
»Aber wenn wir das tun und der Fahrer mit Skylers Team in Verbindung steht, werden wir sie nur
verschrecken«, gab Bailey zu bedenken.
»Du... hast... auch... in... dieser... Hinsicht... recht«, sagte Daasaa und schaute auf Halaak.
»Wir... werden... den... Transporter... noch... nicht... stoppen.« Er wandte sich wieder an
Bailey. »Du... kannst... eure... Späher... hoch... schicken.«
»Wie Ihr befehlt, Eure Eminenz.« Bailey winkte dem Späherkoordinator. »Die Späher sollen
aufsteigen«, befahl er.
»Jawohl, Sir.« Der andere drückte eine Taste. »Die Späher sind gestartet.«
Die Minuten tröpfelten langsam dahin. Bailey lauschte dem leisen Gemurmel im Lagebesprechungsraum
und tippte sich mit einer Hand nervös ans Bein. Er hatte recht mit seiner Vermutung. Er wusste,
dass er recht hatte.
Und wenn nicht...
»Da«, sagte plötzlich einer der Techniker und deutete auf die Abbildung. »Vier menschliche
IR-Signaturen bewegen sich in südwestlicher Richtung.«
»Nur vier?«, fragte Ramirez.
»Der fünfte muss den Transporter fahren«, sagte Bailey.
»Dann... ist... es... an... der... Zeit«, verkündete Daasaa. »Stell... dein... Team...
zusammen... Oberst... Bailey. Wir... müssen... bereit... sein... wenn... sie ... ihr... Ziel...
erreichen.«
»Das Team ist bereit, Eure Eminenz«, sagte Bailey. »Und ich habe auch schon einen
Transporthubschrauber angefordert.«
Daasaa legte den Kopf leicht auf die Seite. »Ein... Transporthubschrauber... kann... nur...
zwölf... Passagiere... befördern.«
»Ich bitte um Verzeihung, Eure Eminenz, aber wir sind auch nur zu zwölft«, sagte Bailey und
überschlug ihre Anzahl schnell. »Da wären die drei Techniker, die sechs Sicherheitsleute, Ihr und
der Khassq -Krieger Halaak und ich.«
»Und... General... Poirot«, sagte Daasaa. Er änderte die Blickrichtung... »Und... Leutnant... Ramirez.«
Bailey sah Ramirez an und musste feststellen, dass seine
Weitere Kostenlose Bücher