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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Leben zu machen.
    »David?«
    Jefferson zog sie ins Kinderschlafzimmer, dann ins angrenzende Bad. Er drehte den Wasserhahn des Waschbeckens auf und stellte sich im Dunkeln dicht neben seine Frau.
    »David, was geht hier vor?«
    Er legte seine Hand an ihr Ohr. »Ich möchte, dass die Kinder Washington verlassen.«
    »Warum?«
    »Das Fischvirus«, flüsterte er noch leiser. »Es springt auf Menschen über. Der italienische Ministerpräsident hat es mir anvertraut.«
    »Aber du hast doch gesagt, dass das nicht möglich ist!« Ihre Stimme klang laut und beunruhigt. »Die Virologen …«
    »Das Virus wurde von Menschen gemacht.«
    »Wie bitte?! Von uns? Hier in den USA ?«
    »Nein, aber ich kann dir nicht sagen, wo.« Er schaute kurz nach, ob die Kinder schliefen, dann kam er zurück. Das Geflüster klang immer aufgeregter.
    »Wie hoch ist die Sterblichkeitsrate?«
    »Sie könnte hundert Prozent betragen.«
    »Hundert Prozent! Aber das hieße, dass alle sterben.«
    »Nur theoretisch. Ich werde die Kinder in eine Präsidentenresidenz auf Hawaii schicken, nur für den Fall. Nancy, ich möchte, dass du für ein paar Wochen mitfliegst. Bitte.«
    »Du glaubst daran?«
    »Ich will kein Risiko eingehen. Würdest du das tun?«
    Die Frau des Präsidenten zögerte. Versuchte er, sie sich vom Hals zu schaffen? War dies die Zeit, ihn wegen des Gerüchts zur Rede zu stellen? »Was willst du ihnen sagen?«
    »Wem? Dem amerikanischen Volk? Nichts.«
    »Nichts? Diese Menschen haben auch Kinder …«
    »Das würde nur Chaos anrichten …«, flüsterte er zurück. »Würdest du gern hören, dass die ganze Welt stirbt?«
    »Ich würde …«
    »Nein, würdest du nicht. Wo würdest du hingehen? Was würdest du tun? Sage niemandem etwas hiervon! Ich brauche deine Entscheidung bis morgen.«
    »Mami, was machst du da?«
    Der Klang einer Kinderstimme und das angehende Badezimmerlicht ließen die beiden zusammenfahren. Ihre ältere Tochter Sam, sechs Jahre alt, sah sie verwundert an.
    »Es ist nichts, Liebling.« Ihre Mutter drehte den Wasserhahn zu. »Papi hatte irgendwas im Auge.«
    »Aber das Licht war nicht an.«
    »Marsch ins Bett!« Nancy Jefferson führte ihre Tochter zurück ins Bett und mummelte sie ein.
    »Lies mir etwas vor!«
    »Dafür ist es zu spät.«
    Die Frau des Präsidenten strich ihrer Tochter liebevoll durch das glatte schwarze Haar. Aber sie dachte nicht an sie. Sie dachte an das Eine in der Welt, was ihr eine Heidenangst einjagte, so wie den meisten Menschen. Ihre Schwachstelle.
    Die tiefe Furcht, alles zu verlieren, was sie besaß – nicht zuletzt ihr Leben.

28
    Denn vom Herrn ist ein Zorngericht ausgegangen,

und die Plage hat schon begonnen.
    4. Mose 17,11
     
    A ls der Leichnam von Martinellis Sohn unmittelbar nach der Landung auf Roms größtem Flughafen aus dem Präsidentenflugzeug abtransportiert wurde, kam das Gerücht sofort auf. Wer es gestreut hatte, wusste niemand. Vielleicht ein Flugzeugtechniker, der eine Bemerkung von einem der Ärzte mitbekommen hatte. Ein Arzt, der ein erregtes Telefonat mit seiner Frau geführt hatte, als er in einem Flughafenkorridor stand. Oder ein Zeitungsreporter, der mehrere Dinge in Zusammenhang brachte, einschließlich der besonderen Sorgfalt, mit der die Leiche behandelt wurde. Die Folgen waren allerdings gewaltig. Ähnlich einer Flamme breitete sich das Gerücht aus, schneller, als die Fahrzeugkolonne fuhr, die Martinelli zurück zum Präsidentenpalast brachte.
    »Epidemie.«
    Rascher als die Medien und die Fernsehsender sie verbreiten konnten, wurde die Nachricht über die Katastrophe durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt. Sie verursachte große Aufregung am Flughafen, und da beging Martinelli einen verhängnisvollen Fehler.
    Laut Vorschrift musste jede Leiche, die in den Flughafen kam, dort bleiben, bis verschiedene rechtliche Verfahren abgewickelt und die diesbezüglichen Formulare, die die Freigabe des Leichnams autorisierten, ausgefüllt waren. Der italienische Ministerpräsident hätte sich über die Bürokratie hinwegsetzen und die Macht seines Amtes nutzen sollen. Denn hätte er den Leichnam seines Sohnes in seiner Wagenkolonne mitgenommen, wäre es vielleicht möglich gewesen, die Hiobsbotschaft ein paar Stunden oder vielleicht sogar ganz zu unterdrücken, wenn sein Geheimdienstchef Tiziano tätig geworden wäre. Es war der Papierkram, der Italien zerstörte. Binnen Minuten kannte jeder – im ganzen Flughafen – das Gerücht. Die Leute vor Ort, die es hörten,

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