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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Leiter der Kurie stand verdattert da. Dieser Mann hatte ihnen doch gesagt, der Papst befinde sich in seiner Bibliothek und habe Anweisung gegeben, nicht gestört zu werden. Aber das war gelogen. Wer also war dieser Mann, und was hatte er mit dem Papst angestellt? Kurz darauf ging am Ende des Flurs eine Tür auf.
    »Oh, verzeiht, Eure Heiligkeit! Wir hatten uns Sorgen gemacht, Euch könnte …«
    »Mir geht es gut«, sagte Johannes  XXVI . Er war gerade eben aus dem geheimen Zimmer zurückgekehrt.
    »Wir müssen Zutritt zum Turm der Winde erhalten. Jemand hat einen fürchterlichen Schrei gehört. Wir glauben, dass möglicherweise eingebrochen worden ist, aber der Präfekt ist nirgendwo zu finden.«
    »Laufen Sie hin! Wenn die Tür offen steht, gehen Sie hinein!«
    Sie zogen los und überließen es dem afrikanischen Bischof, sich zu entschuldigen. »Heiliger Vater, ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber sie haben sich an mir vorbeigedrängelt.«
    »Vielen Dank, Sie haben Ihre Arbeit getan. Es ist spät, Sie sollten zu Bett gehen.«
    Der Bischof ging. Den Rest der Nacht rang er in einem Gästezimmer des Vatikans mit einem schier unlösbaren Rätsel: Warum hatte der Papst ihn gebeten, das zu tun, was er getan hatte? Aber sosehr er sich auch bemühte, er fand keine Antwort.
    Was Johannes  XXVI . anging, so hatte er eine Lösung gefunden – jedenfalls hatte es den Anschein. Die Prophezeiung sagte, der Engel der Finsternis
goss seine Schale über das Meer. Da wurde es zu Blut, das aussah wie das Blut eines Toten; und alle Lebewesen im Meer starben
.
    Im 3. Jahrhundert, zu Lebzeiten des Bibliothekars Laurentius, hatte einer der großen spirituellen Meister die Formulierung »das aussah wie das Blut eines Toten« als Hinweis auf Verunreinigung gedeutet. Als der Papst dies begriffen hatte – während er in dem geheimen Zimmer stand und die Pergamentrolle las –, fand auf der Erde ein weiteres Ereignis statt, denn jede spirituelle Einsicht ruft eine menschliche Offenbarung hervor. Weit draußen im Nordatlantik war Fischern ein großer Fisch ins Netz gegangen, der sich im Todeskampf wand. Seine Kiemen waren von dickem, blutigem Schleim verstopft. Als sie merkten, dass der Fisch krank war, warfen sie ihn ins Wasser zurück.
    Dann zogen sie noch einen herauf.

11
    Gott schuf also den Menschen als sein Abbild;

als Abbild Gottes schuf er ihn.

Als Mann und Frau schuf er sie.
    1. Mose 27
     
    I m Kloster des heiligen Antonius in der ägyptischen Wüste saß Pater Jussef unter einer Palme und sann über die Bibelstelle nach. Und zwar zum ersten Mal. Warum? Seine Bibelkenntnisse hatte er zum großen Teil während seiner Ausbildung zum Priester erworben. So wie der Rest der Klasse hatte er die Erläuterungen seiner theologischen Lehrer einfach mitgeschrieben. Schließlich war Religion ein Fach, in dem die besser qualifizierten Akademiker mehr von der Bibel verstanden als ihre weniger gebildeten Brüder. Soll heißen, sie waren spirituell fortgeschrittener. Die Besten konnten die Bibel sogar auf Griechisch, Hebräisch oder Lateinisch lesen. Wie Generationen von Priestern vor ihm hatte Jussef dieses Dogma übernommen und in seinen Predigten seinen Gemeindemitgliedern gegenüber wiederholt. Außerdem waren Letztere ungebildet, weshalb man ihm alles, was er sagte, durchgehen ließ. Er hatte seine Meinung zu bestimmten Fragen im Laufe der Jahre geändert und war dabei ertappt worden, als eine ältere Dame ihn daran erinnerte, dass seine Deutung der Bergpredigt sich deutlich von derjenigen unterschied, die er drei Jahre vorher gegeben hatte. Jussef hatte die Frau empört korrigiert, denn die Kirche war unfehlbar. Absolut unfehlbar. (Und er damit auch.)
    »Als Sein Abbild.«
    Die Worte waren ziemlich einfach zu verstehen. Sie enthielten kein großes Geheimnis, keinen verborgenen Schlüssel, denn die Bibel war so geschrieben, dass selbst schlichte Gemüter imstande sein mussten, sie zu verstehen. Gut.
    »Als
Sein
Abbild.«
    Nachdem er das Wort »Sein« mit ein wenig mehr Betonung ausgesprochen hatte, stand Jussef auf. Alles klar. Es war Zeit, dass er anderen etwas beibrachte. Also, wo steckte sein Schüler? Nachdem er zwanzig Minuten im Kloster herumgegangen war, fand er ihn.
    Josua saß auf dem Dach des Kornspeichers und schaute zu, wie einmal mehr eine Busladung Touristen ins Kloster kutschiert wurde. Auch er meditierte ein wenig.
Warum
kamen diese Leute an diesen entlegenen Ort? Doch wohl kaum, um Gott zu suchen. Sondern um ein

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