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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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nicht auf das Aufbegehren Seiner Gesalbten? Zollte Er denn nicht ihren Expertisen in dieser kompliziertesten und exaktesten aller Wissenschaften Anerkennung – Gott zu erklären, wer Er war und wie man Ihn zu ehren hatte?
    »Wir haben alles in unsere Macht Stehende getan.«
    Die Schlussfolgerung war deprimierend. Die Kirchen behaupteten zwar immer, sie wollten sich vereinigen. Doch wenn sie es versuchten, taten all jene, die eine Machtstellung innehatten, ihr Möglichstes, dies zu verhindern. Aber sie waren doch keine Scheinheiligen! Der Stein, über den sie stolperten, das war doch nicht ihr Ego? Ausgeschlossen …
    »Das Konklave wird scheitern«, erklärte Johannes  XXVI . den Delegierten. Am besten war es, jetzt seine Meinung kundzutun, denn die Zeit arbeitete gegen sie. Die Kirchen würden sich in ihrer gegenwärtigen Form niemals vereinigen, denn ihre Häuser gründeten auf Macht. Das Königreich Gottes jedoch gründete nicht auf Macht. Sondern auf Liebe. Und ein großer Teil dieses Fundaments bezog sich auf das Mysterium des Leidens. Der Papst seufzte und trat ans Fenster. Wenn er dem Ganzen doch nur entrinnen könnte! Er hatte sich nicht um den Job gerissen. Er wandte sich zu den Delegierten um und versuchte, es ihnen zu erklären.
    »Die, die Christi am nächsten sind, sind nicht die, die Roben tragen … oder behaupten, sein Freund zu sein. Sondern die, die ihm am nächsten sind im Leiden. Es sind die Kinder des Lichts, die, die den besten Teil gewählt haben, auch wenn es nicht so erscheint. Um wen handelt es sich? Um den Schwerbehinderten, die Unterdrückten, die Zurückgewiesenen, die am stärksten Leidenden. Sie sind es, die Satan vor allem zu töten versucht, denn sie sind die Anführer der geheimen Armee Gottes. Satan fürchtet ihre spirituelle Macht.«
    Der Papst ging zu seinem Stuhl zurück. Warum verschlossen die Kardinäle derart ihre Ohren?
    »Hören Sie! Satan steigt auf die Erde herab und steht kurz davor, seinen Zorn an der Menschheit auszutoben. Zunächst wird er versuchen, die Verletzlichsten, die Unterdrücktesten zu töten. Er wird eine Familie gegen die andere aufhetzen – Vater gegen Tochter, Mutter gegen Sohn. Er ist gekommen, um uns alle zu vernichten.«
    Die Kardinäle sahen ihn aufmerksam an. Hatte der Mann noch alle Tassen im Schrank? Oder erzählte er von Dingen, die tatsächlich geschehen würden?
    »Ich werde Sie in Ihre Länder zurückschicken. Tun Sie, was Sie können. Und vergessen Sie nicht!« Er zeigte auf ihre karmesinroten und purpurnen Roben. »
Sie
haben sich entschlossen, dieses Gewand zu tragen.«
    Im Laufe des Tages rief der Papst weitere Kardinäle zu sich. Seine Botschaft war die gleiche, deren Antwort ebenso. Alle waren höflich, aber viele auch skeptisch. Satan war doch nur eine Erfindung. Ein Buhmann, den der biblische Text dazu missbrauchte, alles Schlechte auf ihn zu laden. Andere sorgten sich, der Papst könne sein seelisches Gleichgewicht verlieren. Sollte man etwas dagegen unternehmen?
    Am Abend war Johannes  XXVI . erschöpft, aber er hielt weiterhin Audienzen ab, da viele Kirchenführer mit ihm zusammenkommen wollten. Manchen ging es um ein begehrtes persönliches Treffen (und ein beeindruckendes Vatikan-Foto, das man nach Hause zu seinen Gemeindemitgliedern mitnehmen konnte), anderen darum, den Papst davon zu überzeugen, dass er sich in einer bestimmten kniffligen theologischen Problematik nur
ein ganz klein wenig
irre. Wenn man sie gemeinsam durcharbeiten würde – also, dann wäre alles gelöst, die Kirchen würden sich vereinigen, Gott wäre glücklich und es würde Friede herrschen auf Erden.
    Nach Mitternacht kehrte der Papst in seine Privaträume zurück. Er nahm einen Schlüssel aus der Schublade eines Sekretärs und nahm denselben unterirdischen Weg unter dem Petersdom, den er einige Nächte zuvor gegangen war. Bald darauf stand er vor den drei Türen. Diesmal wählte er die mittlere Tür aus. Sie führte durch einen unterirdischen Tunnel zum Turm der Winde. Als er diesen erreicht hatte, schloss er die Eichentür auf und trat ein. Quälend langsam begann er die Treppe hinaufzusteigen. Als er auf dem Balkon im dritten Stock stand, schloss er die Augen. Nicht mehr auf Erden, bot sich seinem Blick ein riesiges kosmisches Schlachtfeld dar. Um ihn herum Engel, aufgestellt zum Krieg. Engel, Erzengel, Prinzipalitäten, Autoritäten, Mächte, Herrschaften, Throne, Cherubim und Serafim. Legion um Legion der Truppen Satans stieg in unbekannter

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