Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Geschichte sich auf gute Taten und Gebete beziehen. Außerdem wurden Marta und Maria als Schwesternpaar beschrieben. Demnach waren gute Taten und Gebete verwandt. Vielleicht steckte in der Stelle ja noch etwas, was helfen könnte, ihre Bedeutung zu enträtseln. Die Wahrheit.
»Josua, ich kann nicht dein spiritueller Führer sein. Ich kann dir nicht helfen.« Endlich war es raus.
Sein Schüler kam zur Bank und nahm darauf Platz. Wie üblich lächelte er.
»Ich weiß auch nicht, was die Stelle bedeutet.«
Langsam begann Pater Jussef die Gedanken zu erläutern, die ihm gekommen waren, als er im Gemüsebeet gestanden hatte. Ihm fiel noch etwas ein. Marta und Maria wurden noch an einer anderen Stelle in der Bibel erwähnt. Er schlug nach und las sie vor. Die Schwestern Marta und Maria hatten einen Bruder namens Lazarus. Christus liebte alle drei. Als er hörte, dass Lazarus krank war, wollte er nicht zu ihm gehen. Stattdessen sagte er: »Diese Krankheit wird nicht zum Tode führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes.« Dann aber sagte er: »Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken«, und erklärte seinen verwirrten Jüngern damit, dass Lazarus gestorben war.
Bei der Ankunft Christi in dem Dorf, in dem Lazarus gelebt hatte, lag dieser schon seit vier Tagen im Grab. Marta ging los, um Christus zu empfangen, Maria aber blieb zu Hause. Marta beklagte sich bei Christus. »Herr, wärst Du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum Du Gott bittest, wird Gott Dir geben.« Er erwiderte: »Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.« Marta sagte zu ihm, dass sie an ihn glaube. Daraufhin ging Maria zu Christus und sagte zu ihm: »Herr, wärst Du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.« Sie weinte, und Christus war durch ihr Weinen gerührt. Er ging zum Sarg. Sie schob den Deckel zur Seite, und Christus befahl: »Lazarus, komm heraus!« Der Tote erhob sich.
Josua und Jussef saßen zusammen auf der Bank und sinnierten über die Stelle nach. Christus verhinderte nicht, dass ein Mensch, den er liebte, starb. Doch auf die Bitte der beiden Schwestern hin ließ er Lazarus von den Toten auferstehen. Auch war es merkwürdig, dass die beiden Schwestern nicht gemeinsam zu Christus gingen. Die eine blieb im Hause. Außerdem reagierten sie ganz unterschiedlich. Zwar beklagten sich beide bei Christus, dass, wenn er da gewesen wäre, Lazarus nicht hätte sterben müssen, wobei Marta erklärte, dass sie an ihn glaube, Maria aber nichts dergleichen sagte. Sie weinte nur.
Wie sollte man dieses Gleichnis beziehungsweise spirituelle Rätsel lösen?
Wenn Marta ein Symbol für gute Taten war und Maria ein Symbol für Gebete, wofür stand dann Lazarus? Die drei waren miteinander verwandt. Marta und Maria waren Schwestern, Lazarus war ihr Bruder. Zeit verstrich. Nach einer Weile standen Josua und Jussef auf, um wieder das Gemüsebeet zu jäten. Beide waren tief in Gedanken versunken.
»Der menschliche Leib.«
Jussef schrak zusammen. Die geheimnisvolle Stimme hatte etwas gesagt. Natürlich existierte sie nicht, es war nur seine innere Stimme, aber sie hatte gesprochen. Er hielt inne. Vielleicht war Lazarus ein Symbol für den Körper des Menschen. Wenn ja, offenbarte das Gleichnis etwas: die spirituelle Auswirkung von guten Taten und Gebeten auf den menschlichen Leib. Aber warum ging Marta zu Christus, während Maria im Haus blieb? Weil, dachte Pater Jussef aufgeregt, die eine als
äußeres
und die andere als
inneres
Tun beschrieben wurde. Es handelte sich um verwandte Tätigkeiten, aber die eine wurde als menschliche Tat geschildert, die andere als spirituelle.
»Josua, pass mal auf! Ich glaube, ich weiß, was das Rätsel bedeutet. Das Haus – der menschliche Leib – setzt sich aus menschlichen und spirituellen Elementen zusammen. Christus, der Göttliche, dringt entweder selbst oder durch seine Jünger in den menschlichen Leib ein; er besucht das Haus. Die Wirkung: Es werden unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Das menschliche Element beginnt, gute Taten zu vollbringen. Es tut dies, weil das spirituelle Element zu beten beginnt – es bittet Gott um spirituelle Macht, die ihm gewährt wird. Also beschreibt das Gleichnis die Reise, die zu Gott führt. Die erste Tat ist eine äußere, die zweite eine innere. Beide müssen zusammenwirken, damit die Reise
Weitere Kostenlose Bücher