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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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ging.) Kaum hatte man ihn auf die Station gebracht, wurde ein evangelikaler Pastor mit einem Schlaganfall eingeliefert. Er war den ganzen Morgen auf den Beinen gewesen und hatte die anderen Konfessionen kritisiert, und zwar so lange, bis sein Körper gestreikt hatte. Leider legte man ihn in das Bett neben seinem Bruder in Christus, woraufhin sie wieder getrennt werden mussten, damit sie nicht in Streit gerieten. Tags darauf wurde der Leiter der Vereinigten und Re-re-reformierten Kirche von der italienischen Polizei abgeholt, weil herausgekommen war, dass er in seinem Landhaus kleinen Jungen schlimme Dinge beigebracht hatte. Und am Nachmittag erschien eine Frau im Konferenzsaal und verlangte zu wissen, wo ihr Geliebter sei. Das hatte einen solchen Exodus von religiösen Führern ausgelöst, dass Moses mit dem Tempo zufrieden gewesen wäre. Die Wege ins Gelobte Land waren in der Tat unergründlich.
    Eines aber stand fest. Der Papst sollte eigentlich das Oberhaupt der Kirche sein, doch man war noch nicht ganz so weit, ihn zu akzeptieren. Da waren noch einige intellektuelle Haare zu spalten. Da war noch eine recht heikle (aber interessante) theologische Frage zu klären. Da war noch … und so ging es immer weiter. Bei all diesen Debatten, dieser endlosen Besserwisserei, stand jedoch ein Thema nicht auf der Tagesordnung. Der Grund war klar: Die Teilnehmer konnten es überhaupt nicht erkennen. Sie konnten sich nämlich nicht vorstellen, dass sie möglicherweise spirituelle Betrüger waren. Dass
sie
jene Apostel waren, die mit Jakobus und Johannes darum stritten, wer die besten Plätze im Himmel bekam, entging ihnen völlig. Indem sie ihre religiösen Brüder steinigten, hatten sie sich, leider, zu einem engen Kreis zusammengeschlossen.
    »Die Meere sterben!«
    So lautete die dramatische Ankündigung, die am vierten Tag des Konklaves in den italienischen Zeitungen veröffentlicht wurde. Die meisten der Heiligen schenkte ihr keine Sekunde lang Beachtung – so sehr hatten sie sich hinter den Mauern des Vatikans in ihrem Kampf um die spirituelle Vorherrschaft verschanzt. Anders lagen die Dinge für die Nationen auf der ganzen Welt. Fischer hatten berichtet, sie hätten große Schwärme toter Fische im Atlantik treiben sehen. Ähnliche Berichte trafen über den Pazifik und das Mittelmeer ein. Was die Ursache anging, wurden widersprüchliche Gründe genannt. Es handele sich offenbar um ein Virus, das die Kiemen mit Blut verstopfe, aber niemand war da ganz sicher. Zwar betonten die Parlamente der Welt, man müsse – dringend! – etwas dagegen tun, doch es herrschte keine Einmütigkeit in dieser Frage. Vielmehr mussten weitere Untersuchungen vorgenommen, weitere Komitees eingerichtet, mehr Erste-Klasse-Flüge gebucht, mehr Konferenzen in exotischen Orten besucht werden usw. Für viele Politiker war jedoch selbst dieses zentrale Umweltproblem ohne Bedeutung. Sie hatten zu viel damit zu tun, Geld zu verdienen, um ihre Mägen und die ihrer Gespielinnen und Gespielen zu füllen. Dennoch waren auf der Welt noch einige Menschen übrig, die sich sorgten. Vor den Parlamenten und anderen Zentren der Macht marschierten Demonstranten auf, um zu fordern, dass zur Bekämpfung der jüngsten Katastrophe Geld zur Verfügung gestellt werde. Für viele lag die Lösung in der unendlichen Fähigkeit des Menschen, die selbst geschaffenen Probleme zu lösen. Für andere gab es nur eine spirituelle Lösung. Die Menschen strömten in die Kirchen. Mit ihnen entstand eine neue Kraft. Mittels einer geheimnisvollen – aber unbewussten – Botschaft, die sich auf der ganzen Welt ausbreitete, wurden schwerbehinderte Kinder in die Zentren der Pilgerschaft gebracht. Gottes geheime Armee versammelte sich.
    »Das Konklave ist ein Desaster!«
    Eine Delegation kirchlicher Würdenträger saß zusammen mit Johannes  XXVI . in der päpstlichen Bibliothek. Sie waren für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich gewesen – und niedergeschlagen. Ihre Hoffnung auf eine religiöse Versöhnung trug keine Früchte – trotz all der Rhetorik, der schicken Kleidung, den Bergen von Kommuniqués. Die Hotels in Rom waren voll belegt, die Geschäfte und die Prostituierten wurden häufig besucht, man bewirtete die Kleriker fürstlich, täglich wurden Ausflüge zu den religiösen Stätten unternommen, und vor allem den Kirchenoberen wurde jegliche Befriedigung verschafft, die ihr hoher Status verlangte. Und warum auch nicht? War Gott denn taub? Warum hörte Er

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