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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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den Virologen eingeweiht hatten, war es zu gefährlich gewesen, ihn am Leben zu lassen. Außerdem war er gierig und ehrgeizig, er hätte sein Wissen an Dritte verkaufen können. Die Amerikaner hatten sein Flugzeug über dem Atlantik abgeschossen. Martinelli hatte die Entscheidung zwar nicht getroffen, ihr aber zugestimmt. Wie das Virus ins Meer gelangt war, wusste niemand. Ein schrecklicher Unglücksfall. Einfach nur Pech.
    Er stieg aus der Wanne und betrachtete sich im Spiegel. Er musste für seine Geliebte in Form bleiben – auf Zack, sozusagen. Er griff sich ein Handtuch und rief sich die Verabschiedungsworte des Papstes in Erinnerung. »Ein Mensch erntet, was er sät.« Hm, klang gut, bedeutete aber nichts. Das rote Badetuch um die Taille geschlungen, ging Martinelli ins Wohnzimmer und griff zum Telefon. Es war an der Zeit, sich wieder mit der Welt der Macht zu verbinden. Aber vorher noch ein kurzes privates Telefonat; ein bisschen Ablenkung.
    »Caterina! Hallo
bella!
Was machst du gerade?«
    Im Elternschlafzimmer seiner Villa außerhalb von Bari setzte sich seine wunderhübsche Geliebte im Bett auf und kicherte. »Dich vermissen,
ciccetto
. Wann kommst du mich besuchen? Ich bin ja sooo einsam.«
    »Bald, bald. Na, wie findest du meine Villa?«
    »Ganz gut. Ich versuche, die Annehmlichkeiten ohne dich zu genießen.« Caterina strich mit der Fingerspitze über die schönen Muskeln ihres jungen Bodyguards und zwinkerte ihm zu. »Ich komme schon klar.«

21
    Wenn unser Evangelium dennoch verhüllt ist,

ist es nur denen verhüllt, die verlorengehen.
    2. Korinther 4,3
     
    P ater Jussef!«
    Der Adressat dieses Ausrufs räkelte sich und setzte sich im Bett auf. Schlaftrunken lauschte er dem Trommeln an der Tür seiner Mönchszelle. Schließlich legte er seine Kutte an und öffnete die Tür. Draußen war es stockdunkel. Sein Blick fiel im flackernden Licht der Kerosinlampe auf das Gesicht des jungen Mönchs.
    »Wie spät ist es?«
    »Mitternacht.«
    »Mitternacht? Was soll das denn – mich zu dieser Stunde zu wecken?«, rief der Priester verärgert. Sein Schlaf war viel wert: Sonst hatte er ja kaum etwas.
    »Es geht um Josua. Er ist sehr krank.«
    »Krank? Dann hole einen Arzt!« Jussef drehte sich um. Er hatte keine Ahnung von Medizin; sollten sich doch andere um seinen Schützling kümmern! Wahrscheinlich handelte es sich sowieso nur um Zahnschmerzen oder irgendwas Banales.
    »Wir glauben, er liegt im Sterben.«
    »Im Sterben? Was meinst du mit
sterben?
«, sagte Jussef belustigt. »Er ist kaum dreißig; in dem Alter stirbt man noch nicht.«
    Jetzt klang die Stimme des Mönchs schärfer. »Kommen Sie mit!« Ganz klar, der Priester besaß keinerlei Mitgefühl, keinen Funken gesunden Menschenverstand.
    Ärgerlich murmelnd und seufzend trat Jussef auf den kalten Flur des Klosters des heiligen Antonius. Was er augenblicklich bereute. Warum musste Gott alles so schwierig machen? Die Menschen sollten tagsüber krank werden – und sterben – und nicht mitten in der Nacht, wenn es kalt war und man keine Hand vor Augen sah.
    »Er wird irgendetwas Verdorbenes gegessen haben«, sagte Jussef. »Wahrscheinlich die Bohnen, die es heute Abend gab. Die waren wohl nicht lang genug gekocht worden. Wenn du mich fragst …«
    Er hielt mitten im Satz inne und beschloss, sich nicht weiter zur Qualität des Essens zu äußern; es wäre taktlos gewesen. Offensichtlich verlangte die Reise zu Gott nicht, dass die Mönche kulinarische Künste bewiesen. Keine Marta hier! Hoffentlich beteten sie stattdessen viel, sonst wären ihre Leiden in dieser Wüste ja völlig umsonst. Der junge Mönch ignorierte das Genörgel des Priesters. Er ging ihm voraus, hielt die Lampe in die Höhe und brachte ihn zu Josuas Zelle, die in der Nähe der alten Kapelle lag. Er schob die Tür auf, und Jussef betrat die Mönchszelle. Darin standen – wie in allen Mönchszellen – ein Holzbett und daneben ein Stuhl. Der Priester schnappte sich den Stuhl und nahm, beleidigt, Platz.
    »Josua, was ist denn los? Weißt du denn nicht, wie spät es ist? Ich … O Gott!«
    Als der junge Mönch die Lampe hochhielt, sah Jussef das Gesicht seines Gefährten. Es war schweißgebadet, die Augen traten aus ihren Höhlen. Der Mund war verzerrt, die Gesichtsfarbe totenblass. Diesen starren Gesichtsausdruck kannte er, von Mitgliedern seiner Gemeinde, wenn er ihnen die Letzte Ölung gab.
    »Er liegt im Sterben! Warum hast du mir das denn nicht gesagt, du Trottel! Hol einen

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