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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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geschaffen. Die Leute gingen zwar noch zur Arbeit, doch meist nur für ein paar Stunden. Arbeitgeber und die Regierung duldeten das, weil die Bürgerinnen und Bürger inzwischen einen großen Teil ihrer Zeit mit der Jagd nach Lebensmitteln oder deren Anbau verbrachten. Wasser wurde landesweit streng rationiert. Züge und Tanklastwagen brachten es in die Städte und Großstädte, in denen es keine unterirdisch gelagerten Vorräte gab. Niemand entnahm den Flüssen Wasser – wegen der verwesenden Tiere verströmten sie einen üblen Geruch und hatten einen fürchterlichen Rotton angenommen.
    Martinelli spritzte sich Wasser ins Gesicht (auf ihn trafen die Rationierungen nicht zu). Das Ganze war zwar eine Katastrophe,
aber
es gab auch Vorteile. Seine Popularität war noch nie so groß gewesen. Die italienische Öffentlichkeit hatte erkannt, dass er der Mann des Augenblicks war. Er war leidenschaftlich, entscheidungsfreudig, unerschütterlich – ein Mussolini der Jetztzeit. Und seine Macht! Er hatte die Macht immer geliebt. Sie war das Einzige, das ihn mehr befriedigte als Sex. Als junger Mann hatte er sich oft gefragt, wie es wohl wäre, wie ein römischer Kaiser der Antike zu leben – wie einer, der gottgleich über die Massen herrscht. Na ja, jetzt passierte das, seine Träume wurden wahr. Das Parlament räumte ihm täglich neue Notstandsbefugnisse ein. Und wenn alles vorüber war, würde er ein Gesetz einbringen, um Ministerpräsident auf Lebenszeit zu werden. Konnte das Volk ihn zurückweisen?
    Die Virusepidemie!
    Der Gedanke an das Fischvirus schlüpfte in seinen Geist. Wenn die Wahrheit herauskam, wusste er, was zu tun war. Er würde behaupten, genauso überrascht zu sein über die Fähigkeit des Virus, Menschen zu töten, wie alle anderen. Nur sein Gesundheits- und sein Verteidigungsminister kannten mehr von der Wahrheit, und sein Geheimdienstchef kannte sie ganz. Sie würden den Mund halten. Was seine Frau, seinen Sohn und seine Geliebte betraf, so hatte Martinelli ihnen nichts gesagt. Sie befanden sich in Sicherheit auf dem Lande und mussten das große Geheimnis nicht kennen. Er ließ noch etwas mehr Wasser einlaufen und trank noch einen Schluck Cognac. Die Virusepidemie würde vorübergehen. Sicher: Es konnte durchaus sein, dass eine große Anzahl von Menschen umkam, aber die Seuche würde doch nicht die ganze Menschheit vernichten, oder? Und der Papst? Er hatte dem Papst davon erzählt, weil er verängstigt war; er hatte Angst vor all den damit verbundenen Problemen. Dennoch: Man konnte darauf vertrauen, dass der Papst schwieg. Und auch Johannes  XXVI . irrte sich. Er hatte prophezeit, dass diese Krankheit die gesamte Menschheit vernichten werde. Doch was wusste er schon über solche Dinge? Der Mann war eben ein Priester – einer, der im Elfenbeinturm lebte.
    Martinellis Verantwortung für die Entstehung des Virus? Seine persönliche Verantwortung? Er griff nach dem Stück Duftseife, das seine Frau benutzte, und rieb sich damit über die behaarte Brust. Ein angenehmer Gedanke ging ihm durch den Kopf. Vor einigen Monaten hatte er seine Geliebte Caterina in seine Wohnung geschmuggelt. Seine Frau hatte Freunde besucht, und sein Sohn war an der Universität gewesen. Das Personal hatte er an diesem Tag zu einem Picknick fortgeschickt. Was für einen Spaß sie beide gehabt hatten! Caterina hatte sich langsam vor ihm ausgezogen, das thailändische Seidenkleid abgestreift, das er ihr auf einer Reise mit humanitärem Zweck (alle Spesen bezahlt) gekauft hatte …
    Seine Verantwortung?
    Wie eine Schmeißfliege drängte sich ihm der unerwünschte Gedanke immer wieder auf. Martinelli war empört. Er war nicht verantwortlich für die Epidemie – Schuld hatten die Iraner! Sicher: Er hatte dem Papst nicht erzählt, dass auch die Amerikaner involviert waren, aber das war auch nicht nötig gewesen. Er legte die Duftseife aus der Hand. Wie lautete die wahre Geschichte? Die Amerikaner waren sicher gewesen, dass die Iraner irgendetwas im Schilde führten, konnten aber nicht in deren streng geheimes Labor in Teheran eindringen. Martinelli hatte Hilfe zugesagt. Sein Geheimdienst wie auch der der Amerikaner wusste, dass den Iranern ein Weltklassevirologe fehlte. Deshalb hatte Martinelli nachgeholfen. Ja, er hatte erlaubt, dass ein Italiener dorthin flog. Warum? Um Informationen über das Laboratorium zu erhalten. Natürlich hatte der Italiener nicht das Virus selbst entwickelt. (Oder doch?) Und der Rest? Na ja, nachdem sie

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