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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Bau »Die Säulen des Herkules«, genannt, die Moslems nannten die Statue »Das Götzenbildvon Cádiz«; alle hatten sie, die Jahrtausende hindurch, das drohende, glitzernde Wesen gescheut und geschont. Jetzt gab der Kalif Befehl, es zu zerstören. Furchtsam, mit angehaltenem Atem schauten die Zehntausende, als die ersten Schläge geführt wurden. Der Goldene, Drohende wehrte sich nicht, er stürzte, und voll ungeheuern Triumphes schrien sie: Allah ist groß und Mohammed ist sein Prophet.
    Der Kalif zog nach Sevilla. Um diese Stadt zu ehren, welche der ungläubige König trotz des Waffenstillstandes so ruchlos bedrohte, hatte Jakúb Almansúr für ihre Hauptmoschee einen Gebetturm gestiftet. Der hochberühmte Architekt Dschabir hatte die Pläne entworfen. Gleichnishaft sollte der Turm den Sieg des Islams über den Unglauben darstellen. Bestimmt hatte der Kalif, daß alles, was sich noch finden lasse an Statuen und Reliefs aus den römischen und gotischen Zeiten des Landes, in diesen Turm hineingebaut werde. Verwendet werden sollte ferner außer der Golddecke jenes Götzenbildes von Cádiz das Gold und Silber der Kirchengeräte, die der Kalif in diesem Krieg erbeuten werde.
    Er selber, Jakúb Almansúr, legte den Grund für das Minarett. Und wie ungezählte Tausende gejubelt hatten beim Sturz des Goldenen Mannes, so jubelten jetzt ungezählte Tausende, da der Grund ausgehoben wurde für den Turm, der zum Himmel steigen sollte in bisher nie gesehener Höhe und Schönheit zum Preise Allahs.
    Don Alfonso, in Calatrava, war glücklich. Hier war eitel Jubel darüber, daß er dem unverschämten Kalifen Bescheid gesagt hatte, und unbändige Freude auf den Krieg. Das geistliche Wesen des Ritterordens verschwand hinter seinem kriegerischen. Die Ritter feierten Bertran de Born als ihren großen Bruder und Kameraden; »A lor, a lor – Schlagt drauf, haut ein«, schmetterte es durch ihre Träume.
    Zwischen Alfonso und dem Erzbischof war wieder die alte, fröhliche Kameradschaft. Es hatte den tapferen Priester schwer bekümmert, daß er Alfonso nicht seine rechte, christliche, ritterliche Meinung hatte sagen dürfen über seine Liebschaftmit der Jüdin. Jetzt, mit der alten Aufrichtigkeit, eröffnete er ihm: »Dein Schwiegervater von Engelland ist wahrlich gerade noch zur rechten Zeit gestorben. Denn daß ich’s dir nur sage, mein lieber Sohn und Freund: länger hätte ich dem Unwesen in der Galiana nicht mehr zugeschaut. Ich hätte, und wenn ich vor Kummer darüber gestorben wäre, vom Heiligen Vater verlangen müssen, daß er dich exkommuniziert. Ich war schon dabei, den Brief aufzusetzen. Jetzt liegt das alles so weit hinter uns wie die heidnische Vergangenheit unserer Väter. Man sieht’s ja geradezu mit Augen, wie dir jetzt der Krieg die letzten Vapores aus der Brust treibt.« Er lachte schallend; Alfonso lachte mit, laut, jung, gutartig.
    Späher berichteten von der Größe des moslemischen Heeres. Fünfhundert mal tausend Mann sollten es sein. Auch war viel Gemunkel von schrecklichen neuen Waffen, die der Kalif mitführe, von riesigen Angriffs-Türmen, Geschützen, die gewaltige Felsen weithin schleudern könnten, von verderblichem Griechischem Feuer. Die Ritter blieben zuversichtlich. Sie glaubten an ihre uneinnehmbaren Festungen, ihren Santiago, ihren König.
    Alfonso hatte eine kühne Eingebung. Alle hielten es für selbstverständlich, daß man sich angesichts der Übermacht der Moslems auf die Verteidigung beschränke. Mußte man das wirklich? Warum nicht dem Feind eine Schlacht auf offenem Felde bieten? Das Unterfangen schien wahnwitzig, doch gerade darum konnte es Erfolg haben. Und war da nicht im Süden von Alarcos jenes Gelände, dessen Vorteile und Tücken er besser kannte als jeder andere, »Das Gebreite der Arroyos«? Warum sollte er nicht eine zweite Schlacht von Alarcos gewinnen?
    Er sprach Bertran und dem Erzbischof von seinem Vorhaben. Don Martín, dem es sonst an raschen Worten nicht fehlte, starrte ihn an, offenen Mundes. Dann war er begeistert. »Das alte Israel«, sagte er, »war ein kleiner Haufen, gemessen an dem zahllosen Pack der Kanaaniter, Midianiter, Philister, und sie haben sie trotzdem geschlagen und ausgetilgt. Da wirdihnen wohl der Herr Schlachtfelder gezeigt haben, so günstig wie dein ›Gebreite der Arroyos‹.« Bertran seinesteils meinte fröhlich und sachverständig: »Diese Schlacht wird dich viele Tote kosten, Herr König – aber die Ungläubigen noch mehr.«
    Die jüngeren Herren,

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