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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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bestand: »Du warst es, der mir diese höllischen acht Jahre Waffenstillstand aufgehalftert hat. Jetzt muß ich mir mit Händler- und Schreiberkniffen zu helfen suchen.«
    Jehuda bezähmte sich. »Deine Räte«, antwortete er, »haben damals zugegeben, daß ein langer Friede dir ebenso nützt wie dem Emir von Sevilla. Ackerbau und Gewerbe sind verwahrlost. Deine Barone bedrücken Bürger und Bauern. Du brauchst eine Zeit des Friedens, um das zu ändern.«
    »Ja«, sagte bitter Alfonso. »Ich muß den Krieg gegen die Ungläubigen andern überlassen, und du betätigst dich und machst Geschäfte.«
    »Es geht nicht um Geschäfte, Herr König«, belehrte, immer geduldig, Jehuda seinen Herrn. »Deine Granden sind übermütig geworden, weil du sie im Kriege brauchtest; es geht darum, ihnen beizubringen, daß du der König bist.«
    Alfonso trat sehr nahe vor Jehuda hin und schaute ihm mit seinen grauen Augen, von denen ein Schein ausging, ins Gesicht. »Was für krumme Wege hast du dir ausgedacht, mein schlauer Herr Escrivano«, fragte er, »dein Geld mit Zinsen aus meinen Baronen herauszuholen?«
    Jehuda wich nicht zurück. »Ich habe viel Kredit, Herr König«, sagte er, »und also viel Zeit. Darum kann ich deiner Majestät große Summen leihen und brauche keine Angst zu haben, auch wenn ich auf die Rückgabe lange warten muß. Auf solchen Erwägungen beruht mein Plan. Wir werden von deinen Granden verlangen, daß sie dein Steuerrecht im Prinzip anerkennen, aber rasche Zahlung werden wir nicht von ihnen verlangen. Wir werden ihnen die Abgaben stunden und nochmals stunden. Dafür werden wir Gegenleistungen fordern, die sie wenig kosten. Wir werden fordern, daß sie ihren Städten und Dörfern Fueros einräumen, Privilegien, die diesen Siedlungen eine gewisse Unabhängigkeit geben. Wir werden erwirken, daß immer mehr Städte und Dörfer nicht mehr deinen Baronen unterstehen, sondern nur dir hörig und verantwortlich sind. Deine Bürger werden Abgaben williger und pünktlicher entrichten als deine Granden, und es werden höhere Abgaben sein. Die Arbeit deiner Bauern und der Gewerbefleiß und Handel deiner Städte sind deine Stärke, Herr König. Vermehre ihre Rechte, und die Gewalt deiner widerspenstigen Granden wird kleiner.«
    Alfonso war zu klug, um nicht einzusehen, daß dieser Weg der einzig wirksame war, die unverschämten Barone mürbe zu machen. Man versuchte denn auch in andern christlichen Reichen Spaniens, in Aragon, Navarra, León, Bürger und Bauerngegen die Granden zu unterstützen. Allein man tat es auf sehr behutsame Art. Die Könige gehörten selber zu den Granden, nicht zum Pöbel, sie waren Ritter, sie wollten es nicht einmal vor sich selber wahrhaben, daß sie sich mit dem Pack gegen die Granden verbündeten, und noch nie hatte jemand gewagt, Alfonso dergleichen in nackten Worten vorzuschlagen. Dieser Fremde, der keine Ahnung hatte von Rittertum und edelmännischer Art, wagte es. Er sprach das Gemeine, das zu tun man genötigt war, in gemeinen Worten aus. Alfonso war ihm dankbar und haßte ihn.
    »Glaubst du im Ernst«, spottete er, »du kannst durch Papier und Geschwätz einen Nuñez oder einen Arenas dahin bringen, auf Städte und Bauern zu verzichten? Meine Barone sind Ritter, du Überschlauer, keine Händler und Advokaten.«
    Wieder verwand Jehuda die Kränkung. »Diese deine Herren Ritter«, antwortete er, »werden lernen, daß Recht, Gesetz und Vertrag etwas ebenso Starkes und Wirkliches sind wie ihre Burgen und Schwerter. Ich bin sicher, daß ich sie das lehren kann, wenn ich auf die freudige Mithilfe deiner Majestät rechnen darf.«
    Der König wehrte sich gegen den Eindruck, den Don Jehudas Ruhe und Zuversicht auf ihn machten. Er beharrte störrisch: »Wenn sie auch schließlich irgendeinem Drecknest Marktfreiheit gewähren, Abgaben an mich werden sie nicht leisten, das sag ich dir voraus. Und sie haben recht. Sie haben in Friedenszeiten keine Steuern zu zahlen. So hab ich es geschworen, unterschrieben und gesiegelt, als sie mich zum König machten. Yo el Rey. Und nun wird ja, dank deiner Weisheit, auf lange Jahre kein Krieg sein. Darauf berufen sie sich, darauf stehen sie.«
    »Deine Majestät verzeihe«, setzte unerschüttlich Don Jehuda auseinander, »daß ich den König gegen den König verteidige. Deine Barone haben nicht recht, ihr Argument hält nicht stich. Krieg wird, ich hoffe es innig, acht Jahre lang nicht sein, aber dann wird, wie die Welt dich kennt, wieder Krieg sein. Und

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