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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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viel länger gewesen. Aber Ermina wollte nichts davon hören. Sie muß immer ihren Willen bekommen, und sie bestand darauf, über die Hügel nach Godstoke zu gehen. Es hatte keinen Zweck für mich, mich mit ihr zu streiten - sie hört nie zu und behauptet als Ältere sei sie auch die Klügere. Und wenn wir Bruder Elyas begleitet hätten, wäre sie allein über die Hügel gegangen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als mit ihr zu gehen.« Er schnaubte verächtlich.
    »Natürlich wolltet ihr sie nicht alleinlassen«, warf Beringar verständnisvoll ein. »Also zogt ihr weiter und verbrachtet die nächste Nacht in Cleeton?«
    »In der Nähe von Cleeton, in einem einsamen Bauernhaus.
    Ermina hatte früher ein Kindermädchen, das den Pächter des Hofes geheiratet hat, also wußten wir, daß wir dort übernachten konnten. Der Mann heißt John Druel. Wir kamen nachmittags an, und später fiel mir ein, daß Ermina den Sohn des Hauses beiseitenahm und er danach weg ging, und wir haben ihn erst abends wiedergesehen. Damals dachte ich mir nichts dabei, aber inzwischen bin ich sicher, daß sie ihn mit einer Botschaft weggeschickt hat. Das war es wohl, was sie die ganze Zeit gewollt hatte. Denn spät in der Nacht kam ein Mann mit Pferden und nahm sie mit. Ich hörte Geräusche, stand auf und sah hinaus... dort standen zwei Pferde, und er half ihr gerade in den Sattel...«
    »Er?« fragte Hugh. »Kanntest du ihn?«
    »Nicht dem Namen nach, aber ich habe ihn schon einmal gesehen. Als mein Vater noch lebte, besuchte er uns manchmal, wenn eine Jagd veranstaltet wurde, oder zu Weihnachten oder Ostern. Wir hatten viele Gäste in unserem Haus, es waren immer Leute da. Er muß der Sohn oder der Neffe eines der Freunde meines Vaters sein. Ich habe ihn nicht besonders beachtet und auch er hat sich nie viel mit mir abgegeben - dazu war ich zu klein. Aber ich erinnere mich an sein Gesicht, und ich glaube... ich glaube, daß er Ermina hin und wieder in Worcester besucht hat.«
    Wenn das stimmte, so mußten es sehr schickliche Besuche gewesen sein, bei denen immer eine Klosterschwester zugegen war.
    »Und du glaubst, daß sie ihn benachrichtigt hat, damit er kommt und sie abholt?« fragte Hugh. »Es war keine Entführung? Sie ging freiwillig mit ihm?«
    »Sie ging mit Freuden!« antwortete Yves entrüstet. »Ich hörte wie sie lachte. Ja, sie hat nach ihm geschickt und er ist gekommen. Und das ist auch der Grund, warum sie unbedingt diesen Weg einschlagen wollte, denn sein Besitz muß ganz in der Nähe liegen, und sie wußte, daß sie ihn herbeipfeifen konnte. Sie wird eine große Mitgift bekommen.« Das war feierlich ausgesprochen, wie es sich für den Erben eines Barons geziemte, aber seine kindlichen Pausbacken waren vor Empörung gerötet. »Meine Schwester würde es nie hinnehmen, auf anständige Art verheiratet zu werden, wenn es gegen ihren Willen geschähe. Ich wüßte keine Regel, die sie nicht schamlos übertreten würde...«
    Sein Kinn zitterte leicht, aber sogleich unterdrückte er dieses Anzeichen von Schwäche. In diesem kleinen Jungen steckte all die stolze Überheblichkeit der Adelshäuser von Anjou und England, und er liebte seine Schwester ebenso wie er sie haßte, oder sogar noch mehr - und niemals, niemals durfte er sie stumm, mißhandelt und entblößt zu Gesicht bekommen.
    Mit umsichtiger Ruhe nahm Hugh die Befragung wieder auf.
    »Und was hast du dann getan?« Die Erinnerung an die tatsächlichen Vorgänge riß den Jungen aus seinen Gedanken.
    »Niemand sonst hatte etwas gehört«, sagte Yves, »außer vielleicht dem Jungen, den sie mit ihrer Nachricht fortgeschickt hatte, und dem war mit Sicherheit eingeschärft worden, nichts zu hören. Es gab nur ein einziges Bett und in dem schlief seine Frau. Daher war ich noch angekleidet und rannte hinaus, um zu versuchen, sie aufzuhalten. Sie mag älter sein als ich, aber der Erbe meines Vaters bin ich! Ich bin jetzt das Oberhaupt unserer Familie.«
    »Aber zu Fuß«, gab Hugh zu bedenken und erinnerte an die bedauerliche und tatsächliche Situation, »konntest du wohl kaum mit ihnen Schritt halten. Und sie waren auf und davon, bevor du ihnen etwas zurufen konntest, auf das sie hätten antworten können.«
    »Nein, ich konnte nicht mit ihnen mithalten, aber ich konnte sie verfolgen. Es hatte begonnen zu schneien. Sie hinterließen Spuren, und ich wußte, daß sie nicht sehr weit reiten würden.
    Immerhin aber war es so weit, daß ich sie verlor!« gab er zu und biß sich

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