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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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das Gesicht der Landschaft durch den Neuschnee verändert wurde und zugeschüttet war, was gestern noch offengelegen hatte. Er konnte es sich leisten, ruhig dazusitzen, seine Beine vom Feuer wärmen zu lassen und ohne Eile seine Geschichte zu erzählen. Vor Tagesanbruch ließ sich doch nichts unternehmen.
    »Er hatte bei einem Wäldler und seiner Frau im Cleewald Unterschlupf gefunden. Sie wollten ihn nicht wieder allein fortgehen lassen, ehe nicht ein vertrauenswürdiger Reisender des Wegs kam, der ihn mitnehmen konnte. Ich erschien ihnen verläßlich, und er kam bereitwillig mit mir.«
    »Aber war er dort allein? Wie schade«, sagte Hugh und verzog bekümmert das Gesicht, »daß Ihr nicht auch noch seine Schwester gefunden habt.«
    Die Wärme des Feuers ließ Cadfaels Augenlider schwer werden. »Ich fürchte«, sagte er, »daß ich sie ebenfalls gefunden habe.«
    Das Schweigen im Raum dauerte nicht so lange, wie es den Anschein hatte. Die Bedeutung des letzten Satzes war unübersehbar.
    »Tot?« fragte Hugh direkt.
    »Tot und kalt.« Kalt wie Eis, umschlossen von Eis. Der erste strenge Frost hatte ihr einen gläsernen Sarg gegeben, der ihren Körper unverändert und unversehrt gelassen hatte, so daß er den Mörder anklagen konnte.
    »Erzählt mir alles«, sagte Hugh eindringlich und ruhig. Und Cadfael erzählte die ganze Geschichte. Er würde alles in Prior Leonards Gegenwart wiederholen müssen, denn auch dieser mußte helfen, den Jungen vor einem zu frühen und zu plötzlichen Wissen um seinen Verlust zu bewahren. Aber bis dahin war es eine Erleichterung, sich dieser Last, die auf seinem Herzen ruhte, zu entledigen und zu wissen, daß Hugh Beringar in dieser Angelegenheit nun ebensoviel Verantwortung trug wie er selbst.
    »Könntet Ihr die Stelle wiederfinden?« »Bei Tag, ja. Im Dunkeln hätte es keinen Zweck danach zu suchen. Es wird keine leichte Sache sein... Wir werden Äxte mitnehmen müssen, um sie aus dem Eis zu schlagen, es sei denn, wir bekommen Tauwetter.« Aber das war eine leere Hoffnung - der Frost würde so bald nicht weichen.
    »Damit werden wir uns befassen, wenn es soweit ist«, sagte Hugh ernst. »Heute sollten wir den Jungen befragen - vielleicht könnten wir von ihm erfahren, wie sie dorthin gekommen ist, wo Ihr sie gefunden habt. Und wo, um Himmels Willen, ist die Nonne, die mit ihm geflohen ist?«
    »Yves sagte, er habe sie in Cleeton in Sicherheit zurückgelassen. Und das Mädchen - diese arme Törin! - sei mit ihrem Liebhaber auf und davongegangen, sagt er. Aber ich habe ihm keine weiteren Fragen gestellt, denn der Tag neigte sich dem Ende zu, und mir schien es das Wichtigste, wenigstens einen sicher nach Hause zu bringen.«
    »Das ist richtig, und Ihr habt gut daran getan. Laßt uns jetzt auf den Prior warten, und dann, wenn der Junge gegessen hat und sich geborgen fühlt, werden wir ihn gemeinsam befragen.
    Ich hoffe, daß wir alles von ihm erfahren, was er weiß - und vielleicht weiß er mehr als ihm bewußt ist - ohne ihm zu verraten, daß er seine Schwester verloren hat. Früher oder später allerdings wird er es wohl erfahren müssen«, sagte Hugh traurig. »Denn außer ihm weiß hier niemand, wie sie aussieht.«
    »Aber nicht jetzt. Heute nacht soll er noch ruhig schlafen.
    Bevor er sie zu Gesicht bekommt, müssen wir sie erst geborgen und hergerichtet haben«, sagte Cadfael bedrückt.
    Die warme Mahlzeit, das Gefühl, in Sicherheit zu sein, aber mehr noch sein natürlicher Lebensmut hatten für Yves Wunder gewirkt. Unter den wachsamen Augen von Prior Leonard und Bruder Cadfael saß er vor der Komplet im Zimmer des Priors Hugh Beringar gegenüber und erzählte ihm kurz und ohne Umschweife seine Geschichte.
    »Sie ist sehr mutig«, versuchte er seine Schwester zu rechtfertigen, »aber auch sehr eigensinnig. Auf dem ganzen Weg von Worcester hatte ich das Gefühl, daß sie ihre eigenen Pläne verfolgte und die Tatsache, daß wir fliehen mußten, ausnutzte. Anfangs mußten wir einen großen Umweg machen und kamen nur langsam voran, weil Soldatenbanden die Gegend in meilenweitem Umkreis um die Stadt unsicher machten, und so dauerte es einige Zeit, bis wir sicher in Cleobury waren. Dort blieben wir über Nacht, und in jener Nacht war auch Bruder Elyas dort. Er begleitete uns bis Foxwood und wollte, daß wir mit ihm nach Bromfield kamen, und auch ich und Schwester Hilaria wollten das. Von hier aus hätten wir unter bewaffnetem Schutz nach Shrewsbury gehen können und der Weg wäre nicht

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