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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Cadfaels Stimme an seinem Ohr. »Komm mit und hilf mir mit Bruder Elyas, denn jetzt, da er dich gefunden hat, wird er ohne dich nirgendwohin gehen.
    Komm, wir wollen ihn von hier wegbringen und sehen, was wir für ihn tun können.«
    Immer noch keuchend und zitternd schlug Yves die Augen auf, drehte sich um und sah hinauf zu der Tür, die in den Saal führte. »Mein Freund ist noch da drinnen... der, der mir geholfen hat!«
    Er brach ab und stieß einen tiefen, hoffnungsvollen und zugleich ängstlichen Seufzer aus. Denn in dem Augenblick, als Yves sich befreit hatte, war Hugh Beringar losgestürzt, um mit Alain le Gaucher zu kämpfen. Aber ein anderer kam ihm zuvor.
    Rußverschmiert, versengt und das Schwert in der Hand, tauchte Olivier aus dem Rauch und dem flackernden Dunkel der Türöffnung auf, sprang an le Gaucher vorbei, um mehr Platz zu haben und schlug ihm dabei mit der flachen Seite seines Schwertes auf die Wange, um ihn zum Zweikampf zu fordern. Mit wehender Mähne fuhr der Anführer der Räuber herum. Wieder senkte sich lastendes Schweigen herab, das zuvor durch Rufe der Verwunderung über das Erscheinen von Bruder Elyas unterbrochen worden war. Alle hörten die klare Stimme, die rief: »Jetzt kämpft mit einem Mann!«
    Yves würde jetzt durch nichts von der Stelle zu rühren sein, nicht bevor dieser letzte Zweikampf beendet war. Cadfael hatte den Arm um ihn gelegt, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Junge klammerte sich mit verzweifelter Anspannung an ihm fest. Bruder Elyas, der völlig aus der Fassung gebracht war, sah sich nach dem Jungen um und kam schmerzvoll hinkend auf ihn zu, um ihn zu trösten und sich trösten zu lassen; und Yves ließ Cadfael, ohne seine bewundernden Augen einen Moment lang von Olivier abzuwenden, mit einer Hand los und legte sie in die von Elyas, die er nun ebenso fest drückte. Für ihn hing jetzt alles von diesem Kampf, Mann gegen Mann, ab. Er zitterte von Kopf bis Fuß vor Aufregung. Cadfael und Elyas spürten das und ließen sich anstecken. Auch ihre Blicke waren auf diesen hochgewachsenen, schlanken, behenden Jüngling gerichtet, der breitbeinig auf der Treppe stand. Trotz des verrußten Gesichtes und seiner einfachen, bäuerlichen Kleidung erkannte Cadfael ihn wieder.
    Niemand trat zwischen die beiden, nicht einmal Hugh Beringar, der aufgrund seines Amtes hätte einschreiten können.
    Bis dieses Duell vorüber war, würde es zwischen seinen Männern und diesen Dieben und Mördern keinen weiteren Kampf geben. Es war etwas in dieser Herausforderung, das sich jede Einmischung verbat.
    Es schien ein sehr ungleicher Kampf zu sein, denn le Gaucher übertraf seinen Gegner an Alter, Gewicht und Erfahrung um das Doppelte, wenn er ihm auch an Reichweite und Schnelligkeit unterlegen war. Und er währte nicht lange.
    Nachdem le Gaucher seinen Herausforderer mit einem kurzen Blick eingeschätzt hatte, begann er mit regelmäßigen, harten Schlägen auf ihn einzudringen, in der Absicht, den Jüngling die Treppe hinunter zurückzudrängen. Aber nach langen, immer wütenderen Attacken war der Junge - obendrein offenbar nur ein Bauernbursche - keinen Fußbreit zurückgewichen und wehrte alle niedersausenden Streiche mit seinem Schwert ab.
    Er stand da und schien fast entspannt, während sein Gegner seine Kraft durch fruchtlose Angriffe verausgabte. Starr und mit weit aufgerissenen Augen sah Yves zu. Elyas hielt stumm seine Hand und zitterte vor der Spannung, die sich auf ihn übertrug.
    Und auch Bruder Cadfael beobachtete Olivier und erinnerte sich an Übungen, die er fast schon vergessen hatte - eine Art der Schwertführung, die aus dem Zusammenprall von Ost und West entstanden war und Elemente von beiden enthielt.
    Nichts konnte Olivier in Verlegenheit bringen. Wenn er einen Fußbreit zurückwich, so machte er ihn im nächsten Augenblick schon wieder wett und rückte gleich darauf weiter vor. Nun war es le Gaucher, der zur Treppe zurückgetrieben wurde. Erfolglos versuchte er, sein Schicksal abzuwenden.
    Noch einmal griff er mit aller Kraft an. Sein Fuß stand auf dem vereisten Rand der obersten Stufe und sein Sprung war zu kraftvoll. Er glitt mit seinem hinteren Fuß aus und verlor das Gleichgewicht. Wie ein Leopard stürzte sich Olivier auf ihn und trieb seinem Feind das Schwert durch das zerrissene Kettenhemd tief in die Brust. Die Klinge drang bis zur Hälfte ihrer Länge ein und breitbeinig stehend gelang es ihm nur mit Mühe, sie wieder herauszuziehen.
    Die Leiche

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