Die Jungfrau Im Eis
des Löwen fiel mit ausgebreiteten Armen zurück, landete drei Stufen tiefer, rollte langsam, mit furchtbarer Erhabenheit, die Stufen hinunter und blieb schließlich, mit dem Gesicht nach unten, vor Hugh Beringars Füßen liegen. Rotes Blut ergoß sich aus der Brustwunde in den zertrampelten Schnee.
14. Kapitel
Beim Anblick ihres toten Anführers wußten sie, daß es vorbei war. Sie liefen in alle Richtungen auseinander. Einige versuchten einen Fluchtweg zu finden, andere kämpften, bis sie getötet wurden; einige suchten vergeblich ihr Heil in Verhandlungen, während andere sich ergaben und hofften, dadurch Gnade zu finden. Es wurden über sechzig Gefangene gemacht. Die Toten mußten beiseite geschafft und eine Menge Gegenstände und Vorräte gerettet werden, bevor alles in Flammen aufging. Eine ansehnliche Herde gestohlener Schafe und Kühe wurde gefüttert und getränkt, damit man sie zu Tal treiben konnte. Da die Gefangenen seiner Gerichtsbarkeit unterstanden, nahm Dinan sie in Gewahrsam. Und dieses Mal zweifelte niemand daran, daß er sich an das Gesetz halten würde, denn schließlich hatten sich ihre Taten auch gegen ihn und sein Lehen gerichtet.
Das Feuer breitete sich weiter aus und als alles bewegliche Gut gerettet war, wurden die noch unversehrten Gebäude in Brand gesetzt. Die Festung stand abseits der Bäum e auf gewachsenem Fels und wenn sie bis zum Boden niederbrannte, konnte nichts anderes Schaden nehmen.
Während ihrer kurzen, unrühmlichen Existenz, war sie ein Schandfleck dieser Gegend gewesen und die Narbe, die ihre Zerstörung hinterließ, würde langsam verwachsen.
Das Seltsamste aber, wenn es auch die meisten im Getümmel nicht bemerkt hatten, war das Verschwinden des Unbekannten, nur wenige Minuten nachdem er den Anführer der Räuber getötet hatte. Aller Augen hatten den Zweikampf verfolgt und als sie aus ihrer Benommenheit erwachten, herrschte um sie herum allgemeines Durcheinander aus Flucht und Gefangennahme. Nein, niemand hatte gesehen, wie der junge Bauernbursche sich heimlich in die Nacht davongestohlen hatte.
»Er hat sich in Luft aufgelöst«, sagte Hugh Beringar, »und dabei hätte ich ihn gerne näher kennengelernt. Und ohne eine Nachricht zu hinterlassen, wo wir ihn finden können. Dabei schuldet der König ihm doch einen Dank, den sich jeder verständige Mann nur zu gerne sichern würde. Yves, du bist der einzige, der mit ihm gesprochen hat. Wer ist dieser junge Held?«
Nachdem alle Anspannung von ihm abgefallen war und er sich nach den schrecklichen Erlebnissen, die er durchgemacht hatte, in Sicherheit befand, war Yves müde und benommen.
Aber er erinnerte sich an das, was ihm eingeschärft worden war und sah Beringar arglos und offen an. »Das war der Sohn des Wäldlers, der Ermina aufgenommen hat. Von ihm wurde sie auch nach Bromfield gebracht. Er hat mir gesagt, daß sie dort sei. Bis dahin wußte ich nichts davon. Stimmt das? Ist sie wirklich dort?«
»Ja, es stimmt, sie ist in Sicherheit. Und wie heißt dieser Sohn des Wäldlers? Außerdem würde mich interessieren«, sagte Beringar nachdenklich, »wo er gelernt hat, so mit dem Schwert umzugehen.«
»Er heißt Robert. Er sagte mir, daß er nach mir gesucht habe, weil er es Ermina versprochen hatte und daß er die Räuber auf ihrem Heimweg beobachtet und hierher verfolgt habe. Mehr weiß ich auch nicht über ihn«, antwortete Yves standhaft - und wenn er dabei errötete, so konnte es in der Dunkelheit niemand sehen.
»In diesen Wäldern scheint es recht bemerkenswerte Männer zu geben«, bemerkte Beringar. Aber er stellte keine weiteren Fragen.
»Und nun«, sagte Bruder Cadfael, der an seine eigenen Pflichten dachte, »gebt mir vier gute Männer und die gestohlenen Pferde, denn im Stall des Klosters werden sie es besser haben als hier oben, wo alles niedergebrannt ist.
Außerdem müssen diese beiden hier ins Bett. Ich werde Euch meine Arzneien hierlassen. Für Bruder Elyas müssen wir eine Bahre herrichten und ihn für den Transport in Decken packen.«
»Nehmt Euch, was Ihr braucht«, sagte Beringar. Außer den in dieser Gegend gebräuchlichen Hochlandponys, mit denen die Beute transportiert worden war, hatten sie im Stall sieben Pferde gefunden. »Sie sind alle gestohlen - oder jedenfalls die meisten von ihnen«, bemerkte Beringar, als er sie begutachtete. »Ich werde dafür sorgen, daß Dinan alles beschlagnahmte Gut unter denen verteilt, die Verluste hatten.
Was die Pferde angeht, so mögen ihre Besitzer
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