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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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bedient, der hieß so.
    Nun kam alles darauf an, wie die Kleine reagierte.
    Zunächst sagte sie gar nichts, staunte ihn nur mit großen Augen an.
    »Ihr Herr Vater mußte ja leider gestern schon wieder abreisen. Aber da ich ihm sagte, ich bliebe vielleicht noch hier, hat er mir aufgetragen, Ihnen noch ein wenig die Zeit zu vertreiben, Fräulein Virginia.«
    Sein Deutsch war jetzt sehr flüssig, Anita sprach nur deutsch mit ihm, und in den letzten zwei Jahren hatte er fast jeden Akzent verloren.
    Sie sagte immer noch nichts. Hatte den Blick gesenkt, blickte auf die heiß ersehnten weißen Schuhe, die auf einmal ganz unwichtig geworden waren. Sie mußte jetzt etwas sagen, aber was nur?
    Der Mann log. Wer war der Mann, und warum log er?
    Danio ahnte ungefähr, was in ihr vorging, und sprach rasch weiter.
    »Darf ich die Damen zu irgend etwas einladen? Eine Tasse Kaffee?«
    »Ein Eis«, sagte Sabine rasch. »Kommen Sie nur, wir wissen, wo es das beste Eis gibt.«
    Sie setzte sich in Bewegung, und sie gingen alle vier die Gasse entlang zum Marktplatz.
    »Sie sind ein Freund von Virginias Vater?« fragte Barbara höflich.
    »Ich würde mir nicht anmaßen, ihn meinen Freund zu nennen. Mein Vater ist gut mit ihm befreundet. Und der Herr Stettenburg-von Maray ist so freundlich, mich gelegentlich zu treffen. Ich lebe in München. Und er kam auf der Fahrt hierher bei mir vorbei und fragte mich, ob ich keine Lust hätte, mit ihm zu fahren und seine Tochter kennenzulernen.«
    Er hielt die Luft an. Wartete. Was würde Virginia sagen? Sie sagte gar nichts. Im Gehen fing er von der Seite ihren Blick auf. Er las weder Angst noch Schreck darin, nur Erstaunen. Nun konnte sie wohl nicht mehr zurück, konnte die Lüge nicht mehr aus der Welt schaffen.
    Er griff im Gehen nach ihrer Hand, hob sie leicht an die Lippen.
    »Ich bin Ihrem Vater sehr dankbar, daß er mich mitgenommen hat.«
    Ich muß jetzt stehenbleiben und muß sagen: Was erlauben Sie sich eigentlich, mein Herr? dachte Virginia, und wer sind Sie überhaupt? Ich kenne Sie nicht, und mein Vater kennt Sie noch viel weniger, und ich … ich verbitte mit Ihre Unverschämtheit, und … und …
    Sie formulierte alle diese Sätze, aber sie blieb nicht stehen, und sie sagte gar nichts.
    Dann waren sie beim Café am Marktplatz angekommen, gingen hinein, setzten sich, das Eis wurde bestellt, und noch immer hatte Virginia kein Wort gesagt, dachte nur darüber nach, wie sie aus dieser Klemme herauskommen könnte. Sie konnte den Zwillingen natürlich später alles erklären, nein, konnte sie nicht, die würden denken, sie sei verrückt geworden. Sie mußte der Oberin das erzählen, Unsinn, das ging schon gar nicht. Aber vielleicht Schwester Borromea?
    Sabine stieß sie an.
    »Du sagst ja gar nichts. Und du hast kein Wort davon erzählt, daß dein Vater so netten Besuch mitgebracht hat. Wirklich, Herr Wallstein, kein Wort hat sie von Ihnen gesprochen. Wir waren zum Schwimmen, und jetzt wollten wir eigentlich wieder hinauffahren.«
    Barbara kicherte. »Sei nicht so blöd. Darum wollte sie die Schuhe kaufen gehen. Du warst verabredet, nicht wahr?«
    Virginia, so direkt angesprochen, errötete. Dann sagte sie: »Nicht so richtig. Ich wußte eigentlich gar nicht, daß Herr … Herr Wallstein heute noch hier ist.«
    »Nun, so bestimmt war das auch nicht«, nahm er den Faden dankend auf. »Sie hörten ja gestern, wie ich zu Ihrem Vater sagte, ich müßte erst in München anrufen, ob es keine wichtigen geschäftlichen Termine gibt.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?« wollte Sabine wissen.
    »Oh, oh, ich … eh, ja, ich habe ein kleines Restaurant.« Das war das erste, was ihm einfiel. »Ein kleines Restaurant, mit sehr gutem Ruf und gutem Publikum. Aber das läuft auch ein oder zwei Tage ohne mich.«
    »Wollen Sie noch länger hier bleiben?«
    »Falls Virginia mir die Freude macht, morgen mit mir essen zu gehen …«
    »Das dürfen wir nicht«, sagte Barbara. »Zumindest müßten Sie zuerst die Oberin um Erlaubnis fragen.«
    »Das kann ich ja tun«, sagte er frech und lächelte nacheinander jedes der Mädchen an.
    »Aber wir kommen auch wieder gerne zum Eisessen herunter«, meinte Sabine hellsichtig. »Ich weiß nicht, ob die Frau Oberin es erlaubt. Virginias Vater hätte Sie oben vorstellen müssen.«
    »Ja, das hätte er wohl tun müssen. Daran haben wir nicht gedacht. Dann essen wir eben wieder Eis.«
    »Vielleicht wollen Sie mit Virginia mal allein sein«, meinte Sabine.
    Virginia stieß

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