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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Kinderkram. Aber John – ich war sogar bereit, ein Kind von ihm zu bekommen. Ich liebte ihn unbeschreiblich. Ich wußte, daß er sich nicht scheiden lassen konnte, jedenfalls nicht so bald, aber ich dachte, mit der Zeit würde sich das arrangieren lassen. Ich wußte schließlich auch, daß er mich liebte. Und dann komme ich zu ihm, und er ist tot.«
    »Und warum sind Sie nicht zurückgefahren, zu Ihrem Kind?« wollte Dr. Goldstein wissen.
    »Ich wollte das Kind nicht mehr. Ich habe mir nie viel aus Kindern gemacht, ich wollte keine. Und ich dachte auch, ich würde sowieso keine mehr bekommen, nachdem ich damals so krank war nach dieser Abtreibung. Und dann bekam ich auf einmal doch ein Kind, ich war schon Mitte Dreißig. Und es war mir sofort klar, daß es nur geschehen konnte, weil ich John so sehr liebte. Und er mich. Aber dann ist er tot, ich bin allein in Amerika, ohne Geld, ohne eine Ahnung, was aus mir werden sollte. Ferdinand hatte sich scheiden lassen, mit gutem Recht, wie ich fand. Sollte ich ihn vielleicht um Hilfe bitten? Zurückgekrochen kommen? So etwas liegt mir nicht.«
    »Und das Kind?« beharrte Dr. Goldstein.
    »Ich wollte es nicht mehr«, wiederholte sie.
    »Aber jetzt wollen Sie es.«
    »Ja. Jetzt will ich Virginia, meine Tochter. Und ich bekomme sie auch. Da kann er machen, was er will.«
    »Vielleicht hat sie Ihren Brief zum Geburtstag bekommen?«
    »Das hoffe ich ja. Er kann doch nicht einfach den Brief an meine Tochter unterschlagen. Wenn sie noch lebt.«
    »Wenn sie nicht lebte, hätte er es Ihnen wohl mitgeteilt.«
    »Er hat auf keinen meiner Briefe geantwortet. Aber diesmal – diesmal muß eine Antwort kommen. Wenn nicht von ihm, dann von Virginia. Und darum, Doktor, das verstehen Sie doch, kann ich mich jetzt nicht operieren lassen.«
    »Gerade darum und gerade jetzt. Sicher wird Ihre Tochter sich schon Gedanken gemacht haben, wo ihre Mutter ist und was aus ihr geworden ist. Falls sie den Brief bekommen hat, wird sie Ihnen schreiben. Sie werden antworten. Es kann ruhig noch ein wenig Zeit vergehen, bis Sie einander treffen. Sie haben soviel Zeit vergehen lassen, Anita, da kommt es auf ein paar Wochen nun nicht an.«
    »Und wenn ich sterbe? Dann sehe ich sie nie.«
    »Nun, man könnte sagen, das wäre eine gerechte Strafe.«
    »Doktor!« rief sie empört.
    »Sie sollten es einmal so betrachten. Sehen Sie, ich glaube nicht nur an einen gütigen, sondern auch an einen rächenden Gott.«
    »Das klingt fürchterlich«, murmelte sie, senkte den Kopf, und er sah Tränen über ihre Wangen laufen.
    Er stand auf. »Schluß mit der unnötigen Rederei, meine Zeit ist kostbar, und Sie sind nicht meine einzige Patientin. Sie sagten vorhin, ich hätte Ihnen das Leben gerettet. Nehmen Sie es als gutes Omen. Kann es nicht noch einmal geschehen? Ich kann Ihnen versprechen, daß Sie unter meinem Messer gewiß nicht sterben werden. Was dann geschieht, weiß ich nicht. Beste Möglichkeit, alles ist weitaus harmloser, als Sie befürchten. Zweite Möglichkeit, wir müssen längere Zeit behandeln. Dritte und schlimmste Möglichkeit, es gibt keine Heilung, und Ihre Lebenszeit ist begrenzt. Aber sie wird nicht so kurz sein, daß Sie Ihre Tochter nicht wiedersehen und eine Zeitlang mit ihr zusammenleben können.«
    Der Arzt trat hinter sie, legte beide Hände auf ihre Schultern. »Nun war ich ganz ehrlich. Jetzt müssen Sie mir nur noch vertrauen. Und müssen sich helfen lassen.«
    »Wenn es die dritte Möglichkeit ist, dann …« Ihre Stimme brach.
    »Dann?«
    »Dann möchte ich Virginia am liebsten nicht sehen. Sie soll nicht eine sterbenskranke, elende Mutter im Gedächtnis behalten. Als einzige Mutter, die sie kennt. Sie wird Geld von mir erben, das muß ihr dann genügen. Wann wollen Sie operieren?«
    »Nächster Tage. Morgen erwarte ich Sie in der Klinik.«

Der Tod
    Auf der Heimfahrt, auf der Strecke zwischen Nürnberg und Würzburg, hatte Stettenburg-von Maray den ersten Anfall. Ein Krampf schüttelte ihn, er verlor sekundenlang die Herrschaft über den Wagen, das Auto schlingerte, er faßte das Steuer fester, wie ein Nebel lag es vor seinen Augen, und der Schmerz, der von seinem Magen aufstieg, raubte ihm fast den Atem.
    Dann ging es wieder. Beim nächsten Parkplatz würde er halten. Er fingerte nach den Tabletten in seiner Tasche. Es war spät geworden in der vergangenen Nacht, sie hatten viel getrunken, noch mehr geredet, und das Gespräch mit den Freunden in München, das Zusammentreffen mit dem

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